Das erste Ferienwochenende ist ein Stauwochenende – sagen die Experten. Doch mitunter kommt es gerade deshalb ganz anders. Wer sich auskennt, weiß das auszunutzen und kommt dann oft am besten durch.
Stuttgart - Dieses Wochenende ist geeignet, die Qualität von Stauvorhersagen zu überprüfen. „Autofahrer müssen mit Staus auf allen wichtigen Reiserouten rechnen“, prognostiziert beispielsweise der ADAC. Denn „nach den Schülern in Nordrhein-Westfalen haben die Schüler aus Baden-Württemberg nun Ferien“. In Hamburg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen gehen die Ferien demnächst zu Ende, das verursacht eine Rückreisewelle. 16 Autobahnen macht der Automobilklub als Stauschwerpunkte aus, darunter in Baden-Württemberg die A 8 Karlsruhe - Stuttgart - München - Salzburg und die A 81 Stuttgart - Singen.
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Eine Momentaufnahme am Freitag um 13.21 Uhr zeigt: So falsch liegt der ADAC nicht. Auf der A 8 steht der Verkehr auf zwölf Kilometern zwischen Heimsheim, sagt der SWR, am Kreuz Stuttgart und in Höhe des Flughafens wird ein Unfall gemeldet. Außerdem meldet die Straßenverkehrszentrale Baden-Württemberg (für mobile Geräte: m.svz-bw.de), dass sich auf der A 5 Basel - Karlsruhe zwischen Riegel und Herbolzheim in beiden Richtungen Personen auf der Fahrbahn befinden.
„Ich fahre dann, wenn gewarnt wird vor Staus“
Tages- oder gar stundengenaue Prognosen wie die vom ADAC haben mitunter den Effekt, dass genau während dieser Zeit weniger los ist als sonst. „Ich fahre normalerweise antizyklisch, also genau dann, wenn gewarnt wird vor Staus“, sagte der Stauforscher Michael Schreckenberg kürzlich im WDR. Diese Taktik sei in vielen Fällen erfolgreich gewesen. Problematisch seien vor allem Baustellen oder der Frankfurter Raum und München. Die sollten möglichst nicht während des Berufsverkehrs passiert werden oder dann, wenn die gleichzeitig startenden Urlauber aus der eigenen Region diese Engpässe erreichen. Der Stauforscher empfiehlt, in der Woche auf Autobahnen unterwegs zu sein, nur eben nicht zur Stoßzeit.
Im Zweifel auf die rechte Spur
Der ADAC rät, ausreichend Getränke und Essen dabei zu haben. Der Automobilklub ACE weist darauf hin, dass das Durchfahrtsverbot auf verengten Baustellen-Spuren sich auf die tatsächliche Fahrzeugbreite samt der Außenspiegel bezieht und nicht auf die in die Kfz-Papiere eingetragene Fahrzeugbreite. „Im Zweifelsfall benutzen Sie den rechten Fahrstreifen, der meist breiter ist“, sagt der ACE. Wer versucht einen Stau zu umfahren, hat oft nur wenig gewonnen. Forscher haben ermittelt: Wenn nur zehn Prozent der Autofahrer von der Autobahn abfahren, ist jede Ausweichstrecke schon kurz darauf dicht.
Die Ursachen für etwa 75 Prozent der Staus sind laut ADAC-Staudatenbank hohes Verkehrsaufkommen und Baustellen. Derzeit gibt es auf deutschen Autobahnen mehr als 400 Baustellen, rund 50 allein in Baden-Württemberg. Die Bauwirtschaft wirbt um Verständnis, wenn es streckenweise zu Verkehrsbehinderungen kommt. „Wir sind nun mal eine stark witterungsabhängige Branche“, sagt Dieter Diener, der Geschäftsführer der Landesvereinigung Bauwirtschaft. Deshalb konzentrierten sich die meisten Straßenbauaufträge auf die warmen Monate. Zudem sei es sinnvoll, kurzfristige Baustellen bewusst in den Ferien einzurichten, da in dieser Zeit viele Menschen im Urlaub seien.
Weniger Lkw an Samstagen
Das Stuttgarter Verkehrsministerium will den Staus mit intelligentem Verkehrsmanagement entgegen treten. Dazu gehören Verkehrsbeeinflussungsanlagen, flexible Tempolimits und die Freigabe von Seitenstreifen sowie Pförtnerampeln. Außerdem gilt an allen Samstagen im Juli und August von 7 bis 20 Uhr auf den meisten deutschen Autobahnen ein erweitertes Fahrverbot für Lastwagen über 7,5 Tonnen. Im Ausland sieht es nicht besser aus: Staus werden in Österreich auf allen wichtigen Autobahnen und auf der Fernpassroute erwartet, in der Schweiz auf der A 2 Luzern - Chiasso vor dem Gotthardtunnel. In Italien sind die Brennerautobahn, die A 23 Villach - Udine und die Fernstraßen in Küstennähe stark belastet.