Kastanienbeutelfest, Französischer Markt, Kürbisausstellung: Am Sonntag drohen wieder lange Staus. Wovon andere Städte nur träumen können, wird für Ludwigsburg zum Luxusproblem.
Ludwigsburg erwartet mal wieder einen Sonntag der Superlative. Der Veranstaltungskalender ist prall gefüllt: Schon seit Mittwoch bis einschließlich Sonntag findet auf dem Rathausplatz der französische Markt statt, zum Wochenausklang kommt dann auch noch das Kastanienbeutelfest mitsamt verkaufsoffenem Sonntag dazu. Und die weltgrößte Kürbisausstellung im Blühenden Barock lockt mit der Europameisterschaft im Kürbiswiegen und einer Kürbisführung.
In Ludwigsburg ist etwas geboten, das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist eine deutlich weniger erfreuliche: Bei dem zu erwartenden Besucherandrang drohen wieder überfüllte Parkplätze und lange Staus. Schon am vergangenen Wochenende mit dem Feiertag am Freitag ging in Ludwigsburg zeitweise gar nichts. Droht nun das absolute Verkehrschaos?
Stadtverwaltung empfiehlt Umstieg auf ÖPNV
„Es ist jedes Jahr so, dass wir im Herbst mit der Kürbisausstellung und unseren Veranstaltungen in der Stadt eine sehr, sehr hohe Besucherfrequenz haben“, sagt Mobilitätsbürgermeister Sebastian Mannl. Über die Jahre hinweg habe man verschiedene Einzelmaßnahmen entwickelt, um das Problem in den Griff zu bekommen. Doch auch ihm ist bewusst, dass es trotzdem wieder zu Chaos kommen könnte: „Bei mittelmäßigem Wetter funktioniert es meistens noch. Aber wenn schönes Wetter ist, wird es eng.“
Um das Schlimmste zu vermeiden, wirbt die Stadtverwaltung aktiv dafür, dass die Menschen auf das Auto verzichten und stattdessen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad oder zu Fuß in die Stadt kommen sollen. Dafür fahren die Buslinien 421, 422, 425 und 427 von 13 bis 18 Uhr alle zehn Minuten, die Linien 426 und 430 alle 15 Minuten. Zudem steht am Rathaushof ein kostenloser, bewachter Fahrradparkplatz zur Verfügung.
Wer dennoch mit dem Auto nach Ludwigsburg kommt, soll möglichst einen der zusätzlichen, kostenlosen Parkplätze außerhalb der Innenstadt nutzen und anschließend mit dem Bus weiterfahren, damit der Verkehr aus dem Zentrum herausgehalten wird. Hierfür stehen die beiden Aldi-Parkplätze an der Martin-Luther-Straße und der Marbacher Straße, der Parkplatz der VR-Bank in der Schwieberdinger Straße sowie jener beim Finanzamt in der Alt-Württemberg-Allee bereit. Insgesamt kommen damit rund 250 Stellplätze hinzu.
SPD-Stadtrat Maier wirbt für Stadtbahn
Die Frage ist allerdings, ob die Menschen dazu bereit sind, ihr Auto dort stehen zu lassen und die letzten Meter zur Innenstadt mit dem Bus zurückzulegen. Am vergangenen Wochenende bildeten sich vor den Parkplätzen der Innenstadt lange Schlangen, obwohl die Infotafeln bereits darauf hinwiesen, dass die Plätze belegt sind.
SPD-Stadtrat Nathanael Maier erwartet, dass bei schönem Wetter die Parkplatzsituation „kollabieren“ wird. „Wir sind vorbereitet, aber nicht ausreichend.“ Für ihn besteht die einzige Möglichkeit darin, den ÖPNV zu stärken – etwa mit einer Stadtbahn. „Eine starke Stadtbahn, die die Menschen auch in die Stadt bringt, würde zur Entlastung an so einem Wochenende beitragen.“ Doch danach sehe es beim aktuell diskutierten Modell nicht mehr aus.
Bürgermeister Mannl hält Grenze für überschritten
Doch wenn der Besucherandrang genauso wie das Chaos zunimmt, ist möglicherweise langsam die Grenze des Machbaren erreicht. Das befürchtet jedenfalls Bürgermeister Mannl: „Es ist schon die Frage, ob die Grenze überschritten ist.“ Es sei meistens wetterabhängig, aber es gebe durchaus Situationen, die über dem „akzeptablen Belastungsniveau für die Bevölkerung“ liegen.
Mit dem Schloss und dem Blühenden Barock habe man ein absolutes Touristenhighlight mitten in der Stadt. „Das ist toll, führt aber dazu, dass der Verkehrsfluss an besucherstarken Wochenenden in Spitzenzeiten zusammenbricht und wir auch Beeinträchtigungen für die Wohnbevölkerung haben. Das ist unstrittig.“ Eine Obergrenze für Besucher hält Mannl für denkbar, wie es das Blüba am vergangenen Wochenende bei den Online-Tickets bereits praktiziert hatte.
Erhöhung der Parkplatzgebühren stößt auf Widerspruch
Was die Überlastungsthematik angeht, ist Stadtrat Nathanael Maier hin- und hergerissen. „Auf der einen Seite wollen wir eine attraktive Innenstadt. Das hält unsere Stadt am Leben.“ Auf der anderen Seite würden die Menschenmassen aber auch eine enorme Belastung für die Anwohner darstellen. „Wenn man eine belebte Innenstadt haben möchte, dann hat das einen Preis. Und der Preis lautet Besucher – und im Zweifel sehr, sehr viele Besucher.“
Doch wie kann man die Menschen dazu bewegen, auf den ÖPNV umzusteigen? Eine Möglichkeit wäre, die Parkplatzgebühren zu erhöhen, um so das Auto noch unattraktiver zu machen. Denn im Vergleich beispielsweise mit Stuttgart sind die Gebühren noch immer relativ niedrig. Doch davon halten weder Mannl noch Maier etwas. Bürgermeister Mannl weist darauf hin, dass erst im vergangenen Jahr die Preise deutlich erhöht wurden. „Was wir da ausgehandelt haben, war schon im Grenzbereich dessen, was politisch machbar ist.“
Maier wiederum befürchtet, dass eine Erhöhung der Parkgebühren praktisch keine Auswirkungen haben würde: „Ich habe bisher noch nie erlebt, dass ein Mensch Parkpreise googelt, bevor er hinfährt. Wer ein Auto für 20.000 Euro hat, wird am Ende auch den einen Euro mehr fürs Parken zahlen – Zähne knirschend, mit der Faust in der Tasche, aber er wird es zahlen.“ Dass man sich über solche Dinge überhaupt Gedanken machen muss, hält er für ein Luxusproblem. Aber auch ein Luxusproblem sei ein Problem, das man ernst nehmen müsse.
Was in Ludwigsburg am Wochenende geboten ist
Veranstaltungen
Von Mittwoch bis Sonntag findet auf dem Rathausplatz in Ludwigsburg der Französische Markt statt. Am Sonntag kommt im Rahmen des Kastanienbeutelfests ein großer Kunst- und Genussmarkt auf dem Marktplatz hinzu. Zudem haben von 13 bis 18 Uhr zahlreiche Geschäfte in der Innenstadt geöffnet.
Kürbisausstellung
Auch die weltgrößte Kürbisausstellung im Blühenden Barock lockt am Wochenende mit einigen Veranstaltungen. Am Sonntag findet von 10 bis 11.30 Uhr ein geführter Spaziergang zu den rund 600 Kürbissorten statt. Um 13 Uhr startet die Europameisterschaft im Kürbiswiegen. Dazu tritt an Samstag und Sonntag von 14 bis 16 Uhr wieder eine Märchenerzählerin auf.