Bienen bilden wie Ameisen große Gemeinschaften, produzieren Honig und wenn sie stechen, tut’s weh. Das weiß jeder. Doch wie faszinierend Bienen wirklich sind, wissen nur wenige. Wir geben einen Einblick in die rätselhafte Welt der Bienen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Wie überwintern eigentlich Honigbienen? Sie wärmen sich gegenseitig und leben von Vorräten. Bienen haben ihren ganz eigenen Rhythmus. Imker sprechen vom Bienen-Jahr. Der Kalender der Bienen richtet sich nicht wie bei uns Menschen nach den zwölf Monaten des Jahres, sondern nach einem Zyklus, der vom Klima, in denen das Bienenvolk lebt, abhängig ist.

 

Welche Arten von Bienen gibt es?

In einem Bienenstock gibt es drei Arten von Bienen: Die Königin ist mit 15 bis 18 Millimetern die größte Biene im Volk. Sie ist die einzige, die für den Nachwuchs sorgt. Im Frühjahr legt sie jeden Tag bis zu 2000 Eier pro Tag. Wie die Larven, die aus ihren Eiern schlüpfen, wird sie von den Arbeiterinnen gefüttert. In einem starken Volk leben mehr als 60 000 Bienen zusammen.

Bis auf 500 bis 2000 männliche Bienen – sie werden Drohnen genannt – sind das alles Weibchen. Nur weibliche Bienen besitzen einen Giftstachel. Damit können sie einmal stechen, um ihr Volk zu schützen – danach sterben sie. Schon nach etwa sechs Wochen geht das Leben einer Sommerbiene zu Ende.

Die Arbeiterinnen, die im Herbst geschlüpft sind, werden bis zu neun Monate alt. Sie bringen die Königin durch den Winter, indem sie diese füttern, und ziehen die erste Brut im Frühjahr auf. Königinnen werden bis zu vier Jahre alt.

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Sind Bienen intelligent?

Jedes Bienenvolk hat eine Art von gemeinsamen Verstand. Die Bienenforscher sprechen von der Schwarmintelligenz. Das bedeutet: Die einzelne Bienen wäre ohne die Gemeinschaft, die sie schützt, ernährt und die sich fortpflanzt, nicht überlebensfähig. Erst die Gemeinschaft vieler Tausender von Bienen spornt sie zu Höchstleistungen an. Die Kraft der Gemeinschaft formt das Bienenvolk zum einzigartigen Superorganismus, der über fantastische Fähigkeiten verfügt.

Faszinierend an diesen einzigartigen Insekten ist nicht so sehr das Verhalten der einzelnen Biene, sondern die Zusammenarbeit aller Bienen als Gruppe. Zur Blütezeit im Frühjahr wächst das Bienenvolk auf 50 000 und mehr Individuen an.

Wer ihr Verhalten beobachtet, hat den Eindruck, sie würden von einer zentralen Stelle gelenkt. Einer Art Superhirn, in dem alle Befehle wie in einer riesigen Schaltzentrale zusammenlaufen.

Doch das stimmt so nicht. Zwar gibt es die Bienenkönigin, die die Mutter aller Bienen im Stock ist. Doch ist nicht sie es, die das Handeln des Bienenvolkes lenkt und leitet. Vielmehr ist es die Gemeinschaft aller Bienen – von den Arbeiterinnen über die Drohnen (die männlichen Bienen)und der Königin –, die absolut perfekt aufeinander abgestimmt ist. Jedes Bienenvolk hat Fähigkeiten entwickelt, welche die einzelne Biene nicht beherrscht und ohne die das ganze Volk zugrunde gehen würde.

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Wo wohnen Bienen?

Jedes Bienenvolk baut sich einen Bienenstock aus Wachs. Aus diesem Wachs formen die Bienen ihre Waben, in denen die Jungen heranwachsen. Bienen leben bei uns nur noch selten in freier Natur. Die meisten Völker werden von Imkern gehalten.

Die Imker bieten ihnen Körbe oder Kästen an, in denen die Völker einen richtigen Staat gründen – mit der Königin an der Spitze, Arbeiterinnen, Sammlerinnen und Soldaten. Meistens stellen die Imker drei solcher Kästen übereinander. In den unteren Kästen wird der Nachwuchs aufgezogen, im oberen Kasten wird der meiste Honig eingelagert.

Die Arbeiterinnen bauen sechseckige Wabenzellen aus Wachs, den sie selber in Wachsdrüsen produzieren. Darin legt die Königin ihre Eier, die ungefähr 1,5 Millimeter lang sind. Nach drei Tagen schlüpft eine kleine Larve. Sie wird von den Ammen-Bienen mit einem speziellen Saft gefüttert, den diese mit ihren Drüsen am Kopf produzieren. In den Waben wird auch der Honig gesammelt.

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Was fressen Bienen?

Damit viele gesunde und kräftige Jungen heranwachsen, müssen sie ständig mit Nahrung versorgt werden. Die Arbeiterinnen müssen alle ernähren: die Brut, die Königin und Drohnen und natürlich auch sich selbst. Außerdem benötigt das Volk Vorräte für den Winter. Dazu sammeln die Bienen Nektar aus den Blüten der Pflanzen. Sie tragen auch Honigtau, Wasser, Harz und Pollen in den Bienenstock.

Honigtau ist der süße, klebrige Saft, den bestimmte Pflanzen oder Blattläuse auf Bäumen und Blättern absondern. An sonnigen, warmen Tagen besuchen die Sammlerinnen bis zu vier Millionen Blüten. Daraus produzieren sie ein Kilo Honig. Im Laufe eines Frühjahrs und Sommers sammeln Bienen bis zu 600 Kilogramm Nektar, der zu 300 Kilogramm Honig verarbeitet wird. Das meiste davon

fressen sie.

Auch Pollen, den feinen Blütenstaub der Pflanzen, benötigen sie zur Ernährung der Jungen. Sie sammeln ihn in Körbchen an den Hinterbeinen.

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Welche Feinde haben die Bienen?

Da in einem Bienenstock viele Tausend Bienen bei rund 35 Grad Celsius zusammenleben, können sich Krankheiten sehr schnell ausbreiten. Um das zu verhindern, stellen die Bienen aus dem Harz von Bäumen und aus den Pollen von Blüten einen bräunlichen Kitt her, der Propolis genannt wird. Mit ihm dichten sie kleine Öffnungen, Spalten und Risse in ihrem Bienenstock ab. Der Kitt soll verhindern, dass sich Bakterien und Pilze ausbreiten.

Der größte Feind der Bienen ist die Varroa-Milbe. Dieses 1,1 Millimeter lange und 1,6 Millimeter breite Insekt sitzt auf den Bienen oder lebt und vermehrt sich in der Brut in den Bienenwaben. Die Varroa-Milbe saugt den Bienen das Blut aus und überträgt so Krankheitserreger. Wird ein Bienenvolk nicht behandelt, stirbt es an dem Milbenbefall. Der Befall mit Milben ist auch eine der Hauptursachen, dass immer wieder ganze Bienenvölker sterben.

Um die Honigbienen zu schützen, muss der Imker seine Völker im Spätsommer mit Ameisensäure behandeln, die nur die Milben tötet und den Bienen nicht schadet.

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Woraus wird Honig gemacht?

Die Arbeiterinnen sammeln das ganze Frühjahr und den Sommer hindurch Futter. Mit dem Rüssel saugen sie Nektar in den Blüten an. Nektar ist eine wässrige Flüssigkeit, die reich an verschiedenen Zuckerarten, Mineralstoffen und Duftstoffen ist. Der Nektar gelangt in den Honigmagen der Biene, wo er durch Säfte aus Drüsen und durch den Speichel in der Mundöffnung dünnflüssig wird.

Im Bienenstock übergeben die fleißigen Sammlerinnen den Honig an andere Bienen, die ihn in Wachszellen speichern und mit Wachsplättchen versiegeln. Durch das Schlagen der Flügel wird der flüssige Honig eingedickt. Bis der Honigmagen gefüllt ist, muss eine Biene 200-mal Blüten anfliegen.

Das ist auch für die Pflanzen wichtig. Die Früchte der Pflanzen können sich nämlich nur entwickeln, wenn der Blütenstaub von einer Blüte auf eine andere gelangt. Und das geschieht durch die Bienen. Deshalb sind die Insekten bei Landwirten und Obstbauern auch so beliebt.

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Was macht der Imker?

Menschen, die Bienen wie Haustiere halten, nennt man Imker. Sie beschäftigen sich mit der Vermehrung und Züchtung von Bienen sowie mit der Produktion von Honig. Viele Imker, die am Bienenstock arbeiten, schützen ihr Gesicht mit einem speziellen Hut und ihren Körper mit einem dicken Anzug. Bevor der Imker den Bienenstock öffnet, bläst er Rauch hinein, damit die Bienen ruhig sind und nicht stechen.

Im Juli, wenn die Waben prall mit Honig gefüllt sind, entfernt sie der Imker vorsichtig aus dem Stock. Damit die Bienen nicht verhungern, stellt er ihnen eine Lösung aus Wasser und Zucker hin. 25 Liter reichen als Wintervorrat. Um den Honig zu gewinnen, muss der Imker die Wachsschicht von der Wabe entfernen.

Danach hängt er die Waben in eine Honigschleuder. Das ist eine runde Maschine aus Edelstahl, bei der der Honig durch schnelles Drehen an einer Kurbel aus den Waben gewonnen wird. Der süße Saft fließt durch ein Sieb in einen Eimer, wo er einige Tage lagert und umgerührt werden muss. Erst danach wird er in Gläser umgefüllt und bekommt ein Etikett.

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