Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)


Keine Transparenz


Wie oft, warum und wohin Mappus mit Chartermaschinen flog, mag das Staatsministerium nicht verraten. Es handele sich nur um "wenige Fälle", in denen es "aus dienstlichen Gründen zwingend notwendig" gewesen sei. Stets habe man sich an die Vorgaben von Landtag und Rechnungshof gehalten. Diese wurden zuletzt im Jahr 2000 diskutiert, als anlässlich einer Flugaffäre in Nordrhein-Westfalen auch die Praxis in Baden-Württemberg ins Blickfeld geriet. Mappus' Vorvorgänger Teufel zeigte damals ungleich größere Transparenz: In der Antwort auf eine Anfrage der Opposition ließ er, nebst den weit häufigeren Reisen mit Polizeihubschrauber, auch alle Charterflüge samt genauen Kosten auflisten.

Bisher offenbarte Mappus nur einen Flug mit einer Windreich-Maschine. Es ging, Ende Oktober, nach Gurs in Südwestfrankreich, wo der Premier samt Staatsminister, Staatsrätin und einer großen Delegation an einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Deportation von Juden teilnahm. Selbst die genaue Anzahl der Fälle behält die Regierungszentrale für sich. Allein bei Windreich ist von sechs Flügen die Rede, inwieweit andere Flugdienste genutzt wurden, bleibt unbeantwortet. Selbst geflogen ist der Ministerpräsident jedenfalls nicht. "In allen Fällen", ließ er mitteilen, "wurden die Dienste von Berufspiloten in Anspruch genommen."

Genuss günstiger Mitgliedspreise


Privat fliegt Mappus dort, wo er auch den Flugschein gemacht hat: auf der Hahnweide bei Kirchheim/Teck. Dort sitzt die Motorflugschule des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbandes, dessen Förderverein der Premier seit seinen Zeiten als Flugschüler angehört; damit ist er zugleich Verbandsmitglied. Als solches kommt er, wie alle BWLV-Mitglieder, in den Genuss von "besonders günstigen Mitgliedspreisen". Auch die Charterflugzeuge der Schule kann er preiswerter nutzen als Nichtmitglieder - und tut es hin und wieder auch. "Bis zum heutigen Tage sei der CDU-Politiker immer wieder mit Motorflugzeugen des Verbandes unterwegs", zitierte ein BWLV-Sprecher im Herbst den Präsidenten Gerd Weinelt, als Mappus erstmals dienstlich auf das Fluggelände kam.

Damals taufte er eine neu erworbene Cessna feierlich auf den Namen "Baden-Württemberg", mit der er später selbst in die Luft ging. Die Patenschaft sei ein Zeichen dafür, dass die Landesregierung den Luftsport auch künftig "in angemessener Weise fördern" wolle, folgerte der Verband. Seit Jahren erhält der BWLV vom Land 40.000 Euro für die Aus- und Fortbildung von Fluglehrern und als Zuschuss für Prüfkosten. Daneben gibt es eine Projektförderung, die von ehedem 140.000 Euro jährlich auf etwa 70.000 Euro sank. Inwieweit Mappus mit der Flugzeugtaufe tatsächlich ein solches Signal setzen wollte, ist vom Staatsministerium nicht zu erfahren. Die Erwartungen seiner Fliegerkameraden sind jedenfalls groß. "Ich hoffe", wurde eine BWLV-Frau in der Pressemitteilung zur Cessna-Feier zitiert, "dass er ein genauso starker Förderer der deutschen Fluglandschaft wird wie einst der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß."