Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)


Eine Rolle spielte sicher auch, dass Teufel in ihm eine Art jüngeres Ebenbild sah - bodenständig, grundsatztreu und verlässlich wie er selbst. Mit gerade mal 32 Jahren saß der Pforzheimer jedenfalls in der Regierung. Seither trägt er ununterbrochen Verantwortung - später als Minister, dann als Fraktionschef -, seither verfügt er über Mitarbeiter, seither wird er in der Dienstlimousine von einem Chauffeur durchs Land kutschiert, der ihm die Wagentür öffnet und ins Jackett hilft.

Das steht in einem gewissen Kontrast zum Bild des ganz normalen Bürgers, das er gerne von sich zeichnet. Nur seine bereits angefangene Doktorarbeit (Thema: "Lastenteilung im transatlantischen Bündnis - eine ökonomische Betrachtung") blieb wegen der politischen Blitzkarriere erst einmal liegen.

"Das Thema Ute Vogt final lösen"


So konsequent sich Mappus in der Partei hochgekämpft hat, so unerbittlich bekämpfte er auch den politischen Gegner. Die frühere SPD-Landeschefin Ute Vogt musste das als Pforzheimer Landtags- und Bundestagskandidatin wiederholt erleben. "Sein Antrieb ist ausschließlich die Macht", sagt Vogt, und dafür sei ihm "jedes Mittel recht".

Unvergessen ist sein Satz aus dem Bundestagswahlkampf 2002, man müsse "das Thema Ute Vogt final lösen". Als sich die SPD-Chefin über die Wortwahl empörte, drohte er ihr sogar mit einer Klage. Im Austeilen gar nicht zimperlich, beim Einstecken aber mimosenhaft empfindlich - so zeigte sich Mappus öfter.

Gegen einen anderen Sozialdemokraten, den Wahlkreiskonkurrenten Thomas Knapp, zog er tatsächlich vor Gericht. Der Abgeordnete aus Mühlacker hatte ihm ziemlich derb bescheinigt, am rechten Rand der CDU zu stehen. Doch die zuständige Zivilkammer bewertete die Meinungsfreiheit höher als Mappus' angeblich verletzte Ehre.

Politik als Kampf mit harten Bandagen


Der Fraktionschef verlor den Prozess - und erntete bei Anhängern und Gegnern gleichermaßen Kopfschütteln. Knapp würdigt er seither keines Blickes mehr, entgegen allen Beteuerungen, er sei nicht nachtragend. In Wahrheit pflegt der Nochfraktionschef ein ausgeprägtes Freund-Feind-Denken: Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Punkt.

Wie "skrupellos" (Vogt) Mappus agieren kann, bekam auch ein Polizeibeamter und Grünen-Politiker aus Mühlacker zu spüren. Wegen des Beförderungsstaus in seiner Dienststelle hatte er sich hilfesuchend an den Christdemokraten gewandt; nur die Regierenden können daran schließlich etwas ändern. Als Mappus sich später über einen giftigen Leserbrief des Grünen ärgerte, in dem dieser Oettinger ein langes politisches Leben wünschte, brach er aus Wut die bei Bürgeranliegen eigentlich selbstverständliche Diskretion: Ebenfalls per Leserbrief machte Mappus öffentlich, dass und weshalb der Kritiker einst bei ihm vorstellig geworden sei.

Politik als Kampf mit harten Bandagen - dieses Verständnis irritierte auch Parteifreunde. Wer nicht spurte, fiel beim Kreisvorsitzenden schnell in Ungnade. "Kritische Fragen" habe der gar nicht leiden können, erinnert sich der langjährige Pforzheimer CDU-Funktionär und Rechtsanwalt Michael Glaser. Einmal seien "busweise Karteileichen herangekarrt" worden, um eine unliebsame Ortsvorsitzende loszuwerden - zunächst vergeblich. Glaser und die Frau halten heute große Distanz zur Kreis-CDU, so wie etliche Mitglieder, denen der robuste Stil des Vorsitzenden missfiel.

Im Kreisverband ist Mappus nicht allmächtig


Aktiv, so scheint es, sind fast nur noch die Mappus-Fans. Von den 1600 Mitgliedern des Kreisverbandes kam gerade mal ein Zehntel zum letzten Kreisparteitag im Frühjahr 2007. Dort wurde der Vorsitzende mit 166 von 167 Stimmen im Amt bestätigt - über 99 Prozent, geradezu sozialistische Verhältnisse. In Zukunft könnten die Treffen auch wieder Christdemokraten anziehen, die Mappus eher distanziert gegenüber stehen.

Neuer Vorsitzender soll im Frühjahr der Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum werden - der lebende Beweis, dass Mappus doch nicht allmächtig ist. Für das Mandat hatte er seinerzeit seine Stellvertreterin Christina Stavenhagen favorisiert, doch die Partei wollte mehrheitlich Krichbaum. Vielleicht sah sie in dem leiseren, feinsinnigeren Mann auch eine Art Kontrastprogramm.

Stefan Mappus erklärte sein Erfolgsrezept jüngst in der "Bunten" so: Er habe "sicherlich einen gewissen Ehrgeiz", aber auch gute Förderer und wohl das Glück gehabt, "zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein". Das Interview mit dem Klatschblatt nutzte er auch, um seine Sympathiewerte - nicht nur in Pforzheim - zu verbessern.

Seine Ehefrau Susanne durfte ihn dort in den höchsten Tönen loben. Der künftige Ministerpräsident, erfuhren die Leser, sei im Haushalt sehr akkurat und greife sogar persönlich zum Staubsauger. "Das macht er richtig gern und schaltet dabei auch wunderbar ab."