Erst kündigte S21-Projektsprecher Dietrich seinen Rückzug an, nun verlässt auch noch der Technische Geschäftsführer Stefan Penn das Bahnprojekt zum 1. Januar.

Stuttgart - Beim Bahnprojekt Stuttgart-Ulm häufen sich die Rückzüge: Erst kündigte Projektsprecher Wolfgang Dietrich sein Ausscheiden zum Jahreswechsel an, nun verlässt der ehemalige Gesamtprojektleiter und heutige Technische Geschäftsführer der Projektgesellschaft, Stefan Penn, die Projektgesellschaft zum 1. Januar. Über einen Nachfolger werde kurzfristig entschieden, so die Bahn. Im Juni 2011 hatte Penn nach dem ebenfalls überraschenden Rückzug des Projektleiters Hany Azer den Posten des Chefprojektplaners übernommen. Die offizielle Begründung für Azers Rückzug lautete damals, er habe die Anfeindungen aus den Reihen der Projektgegner nicht mehr ertragen. Inoffiziell hieß es, die Bahnspitze sei verärgert gewesen, dass Azers Papier über 121 Risiken bei Stuttgart 21 an die Öffentlichkeit gedrungen war.

 

Während Penns Zeit als Chefplaner des Bahnprojekts traten viele der von seinem Vorgänger beschriebenen Risiken ein – die Kosten für den Bau des Tiefbahnhofs und seiner Tunnelanschlüsse an die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm explodierten von 4,5 auf bis zu 6,5 Milliarden Euro. Penn galt als hervorragender Ingenieur, aber auch als jemand, der vor den Risiken des Milliardenbaus im Stuttgarter Talkessel nicht die Augen verschloss. Als er am Rande des Filderdialogs Journalisten gegenüber Andeutungen über einen verzögerten Baubeginn für den Bahnhofstrog wegen Problemen bei der Genehmigung des Grundwassermanagements machte, musste er tags darauf zurückrudern: Gegenüber der StZ ließ er damals wissen, ein Baubeginn 2013 sei „in keinster Weise in Frage gestellt“. Tatsächlich erhielt die Bahn erst vor wenigen Wochen die Genehmigung zum Betrieb des erweiterten Grundwassermanagements.

Im Zuge der Neuaufstellung der Projektgesellschaft 2013 wurde Penn zum Technischen Geschäftsführer bestellt. Manfred Leger, der Vorsitzende der Geschäftsführung, erklärte, wenn Penn sich nach „turbulenten und anstrengenden Jahren neuen Aufgaben im Bahnkonzern zuwenden will“, respektiere man dies. Bereits Anfang November hatte der Abschnittsleiter für den Tiefbahnhof, Gerd Maitschke, die Projektgesellschaft verlassen.