Die Parteizugehörigkeit des Förderkreis-Vorsitzenden Steffen Ernle sorgt für Diskussionen bei dem Traditionsverein Stuttgarter Kickers aus Degerloch – mit welchem Ende?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Die Stuttgarter Kickers haben im Saison-Endspurt der Oberliga sportliche Sorgen genug – der fest eingeplante Aufstieg ist nach zuletzt nur einem Punkt aus zwei Spielen in Gefahr. Da kommen weitere Nebenkriegsschauplätze zur Unzeit. Doch ein solcher tut sich auf, seit am Dienstagmorgen über soziale Netzwerke aufgeploppt ist, dass der neue Vorsitzende des Förderkreises, Steffen Ernle, auch AfD-Mitglied ist. Am 25. März wurde er bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins zum Nachfolger von Hans-Jürgen Wetzel gewählt. „Ich habe aus meiner Parteimitgliedschaft nie ein Geheimnis gemacht“, sagt Ernle auf Nachfrage, „das war allen bekannt.“

 

Das wiederum dementiert auch der Kickers-Vorsitzende Rainer Lorz nicht, betont allerdings, dass er und der Hauptverein keinen Einfluss auf die Wahl hatten. Und politisch sind die Kickers laut Satzung sowieso zur Neutralität verpflichtet. „Bei der AfD handelt es sich um keine verbotene Partei, das muss man irgendwo aushalten“, betont Lorz – ob das einem nun gefällt oder nicht. „Das sehe ich etwas anders als Peter Fischer von Eintracht Frankfurt.“ Der Präsident des Bundesligisten will generell keine AfD-Mitglieder in seinem Verein. Außer Frage steht allerdings, dass Ernle unter einer Art Beobachtung steht, wobei der sich im Zusammenhang mit den Kickers bisher nichts hat zu Schulden kommen lassen. Darauf legt der Sprecher des AfD-Kreisverbands Böblingen großen Wert, nachdem es in der Vergangenheit offensichtlich schon den einen oder anderen Versuch gegeben hat, ihn wegen seiner Parteizugehörigkeit als Mitglied bei den Kickers auszuschließen.

Ernles Firma auch Sponsor

„Deshalb sehe ich jetzt im Grunde auch keinen Anlass, mich hier verteidigen zu müssen“ – oder gar unter Rechtfertigungszwang zu stehen, argumentiert der Geschäftsführer der Firma Wehaus GmbH mit Sitz in Fellbach. Die war in der Vergangenheit auch schon Sponsor des Traditionsvereins, hat ihr Engagement inzwischen aber hauptsächlich auf den Förderkreis beschränkt.

Der wiederum unterstützt mit einem geringen fünfstelligen Betrag diverse Abteilungen der Kickers: Die Fan-Abteilung, die Leichtathleten, die Schiedsrichter sowie Tischtennis-Spieler. „Außerdem“, so betont Ernle, „sind wir ein eigenständiger Verein, der vom Hauptverein getrennt agiert.“ Auf diese Tatsache berufen sich auch die Kickers selbst. „Da sind uns irgendwo die Hände gebunden“, so Lorz. Das ist juristisch zwar korrekt, doch in der Wahrnehmung werden die beiden Vereine eben gerne in einen Topf geworfen, nicht zuletzt deshalb, weil diverse Personen in beiden Vereinen eine Funktion ausüben.

Diskussion geht weiter

Deshalb scheint es nicht ausgeschlossen, dass die Diskussion innerhalb der Stuttgarter Kickers noch einmal neu entflammt, nachdem Präsident Rainer Lorz inzwischen wohl auch bereits von anderer prominenter Seite auf diese Verquickung angesprochen worden ist. „Ich bin gerne bereit, mich im Verein einer Diskussion zu stellen“, sagt Ernle dazu, der keineswegs an seinem Stuhl klebt und hinzufügt: „Ich bekomme für das Amt ja nichts – außer Dresche.“ Das letzte Wort in dieser Angelegenheit scheint noch nicht gesprochen zu sein. Vereinschef Lorz will aktuell kein Öl ins Feuer gießen, sagt nur so viel: „Wenn dem Verein Schaden zugefügt wird, müssen wir handeln.“

Bleibt abzuwarten, wie Fans und Mitglieder, aber möglicherweise auch Sponsoren auf die Personalie Ernle reagieren.