Pünktlich in der Woche des CSD kommt Comiczeichner Ralf König nach Stuttgart und liest aus seinem rund 200 Seiten starken “Stehaufmännchen“. Aber warum machen ihm gerade Lesungen so viel Spaß?

Digital Desk: Felix Frey (fog)

Stuttgart - Ralf König macht Comics für Erwachsene. Nicht nur, weil seine Geschichten stellenweise sehr versaut sind, sondern auch, weil er darin komplizierte gesellschaftspolitische Themen verhandelt. Am 24. Juli findet seine Lesung von „Stehaufmännchen“ in der Stadtbibliothek Stuttgart statt.

 

Herr König, jeder weiß, was eine Lesung ist, aber wie liest man einen Comic vor?

Früher gab es die Chance, so etwas zu machen, tatsächlich nicht. Jetzt können wir die Bilder mit dem Beamer zeigen und ich spreche passend dazu die Rollen aus der Geschichte. Es ist schön, endlich die Reaktionen des Publikums zu erleben. Manchmal lachen die Leute an ganz anderen Stellen, als ich es mir vorgestellt hätte.

In „Stehaufmännchen“ erzählen Sie die evolutionäre und zivilisatorische Geschichte der Menschheit auf knapp 200 Seiten. Oft lösen ihre Affenmenschen Probleme schlauer, als wir es tun. Sind Sie von der Menschheit frustriert?

Ja, ich bin ein Kulturpessimist. Da bin ich dem Hauptcharakter Flup sehr ähnlich. Man will sich die Nachrichten eigentlich schon gar nicht mehr ansehen. Nehmen Sie Trump. Die Alphamännchen sterben nicht aus, sondern werden immer bekloppter.

Wie mussten Sie mit den Charakteren umgehen, damit Sie diese glaubhaft über Themen wie Heteronormativität diskutieren lassen können?

Das war nicht schwer. Die Figuren befinden sich ja in einem evolutionären Prozess und stoßen im Laufe der Geschichte von selbst darauf. Schwieriger war das Design, denn für den Laien sind zwei Schimpansen kaum voneinander zu unterscheiden. Am Anfang wollte ich mal die Nasen weglassen, aber das funktionierte nicht. Irgendwie transportieren die Nasen auch den Humor.

Termin: Lesung „Stehaufmännchen“ am Mittwoch, den 24.07. in der Stadtbibliothek Stuttgart um 19:30 Uhr. Weitere Infos: www.ralf-koenig.de