Die Zahl der Neuinfektionen ist in Stuttgart offenbar weiter stark gestiegen. Wegen dieser Entwicklung wird die Stadtverwaltung die Bundeswehr um Unterstützung bei der Nachverfolgung von Infektionsketten bitten.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Nach der ohnehin schon stark gestiegenen Zahl von Neuinfektionen mit dem Coronavirus am Samstag hat sich die Lage in Stuttgart offenbar weiter verschärft. Die Entwicklung sei „dramatisch“, sagte Stadtsprecher Sven Matis auf Anfrage. Die Zunahme der Neuinfektionen ist wohl nochmals deutlich nach oben gegangen in einem Maß, wie man es bisher nicht gekannt habe. Die Stadt werde deshalb auch die Bundeswehr um Amtshilfe bitten, weil das Gesundheitsamt mit der Nachverfolgung der Infektionsketten nicht mehr nachkomme.

 

Eine genau Zahl wollte der Stadtsprecher noch nicht nennen, in der Tendenz liegt diese aber aller Wahrscheinlichkeit nach nochmals deutlich über dem Plus von 82 Fällen am Samstag, als der Sieben-Tages-Wert auf 50,5 Fälle pro 100 000 Einwohner gestiegen und damit eine neue Stufe des Handeln angezeigt war. Ein Indiz für die Entwicklung ist die Quote der positiven Ergebnisse bei er großen Zahl von Tests, die derzeit vorgenommen werden. Die Positivrate liege inzwischen bei drei Prozent. Das ist weit mehr als im Frühjahr und in den vergangenen Wochen.

Steigerung „besorgniserregend“

Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) sagte nach einer Telefonkonferenz am frühen Sonntagnachmittag: „Wir müssen jetzt entschieden handeln, um die Zahl der Neuinfektionen sofort wieder runter zu bekommen. Nur so können wir Schulen, Kitas, Wirtschaft und Handel offen halten. Nur so kann es gelingen, dass wieder alle Fälle durch das Gesundheitsamt nachvollzogen werden können.“ Der Leiter des Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt erklärte zur Entwicklung: „Die Zahlen steigen auf besorgniserregende Weise an und zwar so stark, dass das Gesundheitsamt die für die Kontrolle der Pandemie so wichtige Kontaktpersonennachverfolgung nicht mehr gewährleisten kann. Er appellierte an die Bürgerinnen und Bürger: „Wir alle müssen die Zahl der Begegnungen untereinander deutlich reduzieren.“ Es sei entscheidend, dass jetzt alle Abstands- und Hygieneregeln einhalten. Ehehalt: „Jeder und jede Einzelne ist jetzt gefordert.“

Inzwischen scheint das Infektionsgeschehen auch wieder in die besonders sensiblen gesellschaftlichen Bereiche einzudringen. So ist etwa ein Altenheim mit einer beträchtlichen Zahl von Neuinfektionen betroffen, dort seien 30 Bewohner und sieben Mitarbeiter positiv getestet worden. Im Klinikum der Stadt sei die Lage zwar noch stabil, sagte Matis. Aber sobald wie im Frühjahr auch wieder mehr Ältere von Corona-Infektionen betroffen sein werden, wirkt sich das erfahrungsgemäß durch wachsende Patientenzahlen mit Covid-19 massiv auf das Geschehen aus.

Weitere Einschränkungen angekündigt

Die Stadt hat angekündigt, noch am Nachmittag weitere Verordnung für die Einschränkung von Feiern sowie für Sport- und Kulturveranstaltungen vorzulegen. Eine Maskenpflicht innerhalb des City-Rings ist bereits angekündigt. Die Einführung einer Sperrstunde wie in anderen Städten und ein Alkoholverbot ist in der Diskussion. Und die großen Dienstleistungsunternehmen in der Stadt sollen aufgefordert werden, Mitarbeiter möglichst wieder im Homeoffice arbeiten zu lassen.

Das Gesundheitsamt soll durch weitere 50 Mitarbeiter aus anderen Ämtern verstärkt werden. Aber auch dies dürfte womöglich nicht reichen zur Nachverfolgung von Infektionsketten, weshalb die Verwaltung die Bundeswehr um Unterstützung bei dieser Aufgaben bitten wird.