Im vergangenen Jahr sind mit Immobilien in Stuttgart 4,19 Milliarden Euro umgesetzt worden, gut 600 Millionen mehr als 2017. Die Preise für die Liegenschaften stiegen wegen des geringen Angebots – im Wohnungssektor um bis zu zwölf Prozent. Das scheint auch noch nicht das Ende zu sein.

Stuttgart - Auf dem Immobilienmarkt in Stuttgart ist im Jahr 2018 mehr Geld umgesetzt worden als jemals zuvor, obwohl zum Kauf stehende Grundstücke und Gebäude Mangelware sind – und obwohl die Zahl der Verkaufsfälle nur wenig über den historischen Tiefststand im Jahr 2017 hinauskam. Das Gesamtvolumen erreichte 4,19 Milliarden Euro und lag damit um 606 Millionen Euro oder 17 Prozent höher als im Vorjahr. Ein Ende dieses Rekordkurses sei auch noch nicht in Sicht, sagte Günter Siebers, Vorsitzender des Gutachterausschusses für die Ermittlung von Grundstückswerten in Stuttgart und Leiter des Stadtmessungsamtes.

 

Mit einem Umsatzplus von 25 Prozent im ersten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahresquartal ging es sogar besonders rasant weiter. Das lag allerdings an einem großen Brocken: an einem Kaufvertrag über rund 100 Millionen Euro. Ob der hohe Zuwachs in den folgenden Quartalen andauern werde, müsse man erst noch sehen, sagte Steffen Bolenz, der stellvertretende Ausschussvorsitzende.

Hochkarätige Einzelobjekte Grund für enormen Umsatzzuwachs

Der enorme Umsatzzuwachs 2018 rührt von besonders hochkarätigen Einzelobjekten und allgemein gestiegenen Preisen. Die gingen erneut nach oben, weil in vielen Bereichen die Nachfrage das Angebot deutlich übertrifft. Als Konsequenz aus den Verkäufen hat der Gutachterausschuss die Bodenrichtwerte, die bei Bewertungen von Immobilien herangezogen werden, stadtweit erhöht: um zehn bis 20 Prozent bei den Grundstücken für oder mit ein- bis zweigeschossigen Gebäuden. Das sind jeweils fünf Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Der Spitzenwert für ein Gelände in Halbhöhenlage beträgt 3350 Euro. Im Stadtzentrum kostet der Quadratmeter Boden für Geschosswohnungsbau bis zu 3500 Euro. Im gewerblichen Bereich wurden die Bodenrichtwerte nur für Bereiche mit Büronutzung angehoben.

Für 1,4 Milliarden der 4,19 Milliarden Euro Umsatz sorgten allein schon 14 große Transaktionen, darunter die Verkäufe des Uhland-Carrés und der Gebäude an der Karlshöhe mit Allianz-Büros. Das Albplatzforum in Degerloch und das Gebäude Office One in Vaihingen waren andere große Brocken. Auf dem Wohnungssektor zog die beginnende Vermarktung der Reihenhausgrundstücke im Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert in Stammheim mit 330 geplanten Wohnungen vergleichsweise viele Verträge nach sich. Die Zahl aller Verträge für Wohnbaugrundstücke sank aber erneut: um 29 Parzellen oder vier Prozent auf 715 Grundstücke.

Preisgefüge verschob sich dramatisch nach oben

Die Preise für neugebaute Eigentumswohnungen lagen im Schnitt sechs Prozent höher als 2017, der mittlere Quadratmeterpreis betrug rund 6400 Euro. Die Preise von nicht mehr brandneuen Objekten, also die Preise bei Wiederverkäufen, stiegen sogar um rund acht Prozent. Mittlerer Preis: etwa 3700 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Der Spitzenpreis, der für eine Wohnung bezahlt wurde, lag nahezu unverändert bei einem Quadratmeterpreis von etwa 16 890 Euro im Innenstadtbezirk Nord. Die Preise für Einfamilienhäuser legten erneut um rund sechs Prozent zu, jene für Zwei- und Dreifamilienhäuser um etwa zwölf Prozent. Diese Entwicklung habe sich im ersten Quartal 2019 bestätigt, heißt es.

Wohneigentum zu Quadratmeterpreisen bis 2500 Euro, zu denen im Jahr 2009 noch 30 Prozent der Immobilien im Wiederverkauf zu erhalten waren, machten im Bestand 2018 noch zehn Prozent aus. Im Neubausegment taucht nichts mehr unter 4500 Euro pro Quadratmeter auf. Das Preisgefüge verschob sich dramatisch nach oben. Auch Bauland verteuerte sich 2018: durchschnittlich um elf Prozent.

Die Notare meldeten dem Gutachterausschuss insgesamt 5181 Kaufverträge. Im Bereich Wohnhäuser wurden nur für Einfamilienhäuser (plus acht Prozent) und Mehrfamilienhäuser (plus fünf Prozent) etwas mehr Verträge abgeschlossen.

Den Grundstücksmarktbericht 2019 (Preis: 35 Euro) und den Bodenrichtwertatlas (55 Euro) gibt es beim Stadtmessungsamt, Kronenstraße 20, oder im Online-Shop unter www.stuttgart.de/shops.