Zum zehnten Mal haben am Wochenende die Stuttgarter Steillagentage viele Besucher an Ufer des Neckars gelockt. Die Wengerter informierten dabei alle interessierten auch über ihre Arbeit.

Stuttgart - Christian Ambach ist nicht nur ein Wengerter mit Leidenschaft. Auch als Chauffeur des Trauben-Express macht er einen richtig guten Job. Ohne Unterlass ist der Mühlhausener Wengerter am Wochenende mit seinem Traktor samt Planwagen unterwegs gewesen, um denjenigen – die die an der Hofener Schleuse gelegenen Steillagen-Wengert nicht zu Fuß erklimmen konnten oder wollten – mit ungewöhnlichem Gefährt auf den Panoramaweg zu bringen. „Es geht dabei nicht nur um den Spaß“, sagt Christian Ambach.

 

Schluck Wein in fröhlicher Runde

„Wir wollen den Leuten vielmehr den Weinbau und unsere Arbeit an den Steillagen auf sympathische Weise nahebringen“, erklärt er gut gelaunt, während er Fahrgästen beim Einstieg in den Trauben-Express mit hölzernen Bänken und einem ebensolchen Tisch hilft. Genau die richtige Möblierung, um auch auf der kurzen Fahrt den einen oder anderen Schluck Wein in fröhlicher Runde mit Gleichgesinnten zu genießen. Laut Sicherheitshinweis von Armbruster, ist zwar „des Aufstande verbote“, wie er in sympathischem Schwäbisch vor jeder Fahrt verkündet. Gegen den Genuss von Wein aus den Stuttgarter Steillagen während der Fahrt hat er aber nichts einzuwenden.

Einmaliger Blick auf den Max-Eyth-See

Die Fahrt vom Weinfestgelände am Neckarufer zum Panoramaweg ist bei Besuchern jeden Alters äußerst beliebt. Dies vor allem auch wegen des einmaligen Blicks auf den Max-Eyth-See und den Neckar samt Umgebung. Ambach verliert daher an den Haltestellen im Tal und auf der Höhe nur wenig Zeit. Erstbesuchern, die entgegen den Stammgästen der zum zehnten Mal veranstalteten Steillagentage auf dem Panoramaweg nicht recht wissen, wo sie ihr nächstes Ziel finden, hilft Ambach gerne auch mit Tipps weiter: „Da vorne nei ond na ronder zom Häusle“, weist er einem Ehepaar den Weg zum nächsten Wengerterhäusle mit Ausschank. Als Ambach schon wieder im Traktor sitzt, versucht die Nichtschwäbin noch dessen Worte zu deuten. Ihr Gatte macht es sich da leichter: „Wir folgen einfach den anderen Leuten.“

Neugierige im Schlepptau

Während Ambach die Wege zum Panoramaweg mit seinem Traktor hoch und runter knattert, ist der Wengerter Fritz Raith zu Fuß unterwegs – mit Neugierigen im Schlepptau. Bei seinen Führungen nimmt der erfahrene Weinbauer mehrfach stets den kürzesten Weg, um von unten nach oben zu kommen. Aus gutem Grund: Nur so lässt sich den Teilnehmern der Rundgänge am besten erläutern, was es heißt, die Steillagen zu bewirtschaften, um am Ende einen guten Wein zu erhalten. Die Leute sind sehr interessiert und haben auch viele Fragen an den Wengerter, der inzwischen auch zunehmend Sorten für schwerere Rotweine, wie Merlot, in seinem Bestand hat. Nicht nur an diesem Wochenende hat die Sonne schließlich die Reben verwöhnt. „Wir hatten schon im April die ersten Tage mit bis zu 30 Grad“, sagt Raith. Das habe es früher so nicht gegeben. Man müsse bei den Weinsorten daher teilweise reagieren, weil die Reben mehr Hitze als früher ertragen müssten.

Optimale Qualität der Trauben

Die Ernte in diesem Jahr wird nach der Einschätzung Raiths schon Anfang September beginnen, drei bis vier Wochen früher als üblich. Die Qualität der Trauben sei dieses Jahr optimal. „Da kann man mit etwas Fingerspitzengefühl viel rauskitzeln“, sagt der Wengerter. Sorgen bereiten ihm derzeit die vielen Wespen, die den Früchten zu Leibe rücken. Die Kirschessigfliege indes macht bislang keine Probleme: „Der ist es zu heiß und zu trocken.“

Warm und trocken waren am Wochenende die richtigen Rahmenbedingungen für das Fest mit Musik und großem Essensangebot, das Besucher in großer Zahl anlockte. „Die Speisen werden von den Gastronomen immer drei bis vier Wochen vor den Steillagentagen passend zu den angebotenen Weinen abgestimmt“, erklärt Raimund Stetter, Sprecher der Weinbauern Mühlhausen. Die Auswahl kam bei den Besuchern an, auch wenn diese ob des großen Andrangs teils länger auf ihr Essen warten mussten. Überhaupt herrschte – insbesondere in den Lauben zwischen den Rebstöcken und auf den frei zugänglichen Terrassen und vor allem in den lauen Abendstunden mit malerisch beleuchteten Wengert – durchweg eine entspannte Atmosphäre.

Großer Arbeitsaufwand

„Das ist es auch, was die Steillagentage ausmacht“, sagt Stetter, der wie Ambach und Kollegen entgegen anderer Stimmen auch dafür plädiert, das Fest nicht weiter wachsen zu lassen – trotz des großen Besucherzuspruchs. Dies auch, weil der Arbeitsaufwand dann ein deutlich größerer würde. „Wir schaffen das alles heute schon nur noch, weil uns viele der rund 120 Rebstockpaten, die es seit sieben Jahren gibt, unterstützen“, sagt Stettmer.

„Nicht der Kommerz, sondern der Weinbau und die tolle Stimmung stehen im Mittelpunkt“, unterstreicht Christian Ambach. Wichtig sei, dass die Leute zufrieden seien, so wie Nadja Rulica und Daniel Lovrencic aus Stuttgart. Sie fanden nicht nur „die Atmosphäre so toll“, sondern waren von der freundlichen Art der Helfer begeistert. Und Monika Sarstedt aus Lüneburg attestiert gut gelaunt: „Mit der Umgebung ist das ein wirklich einmaliges Ambiente. Es macht einfach viel Spaß – und das nicht nur wegen des leckeren Weins.“