Weil die Berechnung des städtischen Haushalts in Steinenbronn umgestellt wird, müssen eine Handvoll Studenten Detektivarbeit leisten. Denn welchen Wert hat eine alte Straße? Oder eine Schule? Oder das Rathaus?

Steinenbronn - Für Sara Salvia, Svenja Engelmann und Alexander Schütt ist es eine Fleißaufgabe und für die Gemeinde Steinenbronn sind sie eine große Hilfe. Denn sie erfassen gerade deren Vermögen – von Stühlen über Straßen bis hin zum Rathaus. Da kommt einiges zusammen. Alleine die Straßen sind in 160 Abschnitte aufgeteilt. Für diese müssen die Public-Management-Studenten an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg die Werte ermitteln.

 

Engelmann beschreibt, wie sie das tun: „Wenn eine Straße eine Nutzungsdauer von 50 Jahren hat und 2017 im Amtsblatt steht, dass sie noch zehn Jahre hält, können wir daraus schließen, dass sie 1977 gebaut worden sein muss.“ Dann können sie in einer Liste einen Prozentwert ablesen und den Restwert über ein Programm errechnen. Dabei müssen die Studentinnen nicht bei Null beginnen. Weil manche Gemeinden die Werte bereits ermittelt haben, gibt es dazu einen Leitfaden, der ihnen hilft. Besonders gut in Mathe müssen sie nicht sein, denn das Berechnen übernimmt das Programm. „Es ist aber viel Recherchearbeit“, sagt Salvia und ihre Kollegin ergänzt: „Schön ist, wenn wir das eine Dokument gefunden haben, das wir lange gesucht haben.“

Amtsblätter aus den 60er Jahren wälzen

Der Grund, warum die Studenten die Daten erfassen, ist die Umstellung des Haushaltsrechts von der Kameralistik auf die Doppik. Denn dafür braucht jede Gemeinde eine Eröffnungsbilanz, in der die Vermögensgegenstände aufgeführt sind. Die stellvertretende Steinenbronner Kämmerin Sarah Kohler nennt den Grund: „Wir müssen diese Dinge abschreiben.“ Das geschieht über mehrere Jahre. Für Gebäude war das bisher nur möglich, wenn die Gemeinde Gebühren erhebt – wie für die Feuerwehr und das Bürgerhaus. Von Januar 2019 an muss auch die Schule dann Jahr für Jahr abgeschrieben werden, obwohl die Gemeinde dafür keine Gebühren erhebt. „Das bedeutet, dass wir mehr einnehmen müssen als bisher“, nennt Kohler die Auswirkungen und sie sagt, dass der Haushalt so transparenter ist.

Sie hat bereits Erfahrung mit der Umstellung auf die Doppik gesammelt. Denn Kohler hat während ihres Public-Management-Studiums in Ludwigsburg die Werte für die Gemeinde Schopfloch bei Horb erhoben. „Ich finde es schön, meine Erfahrung jetzt weiter zu geben. In Schopfloch hatte die Gemeinde nicht so viel vorbereitet, wie jetzt in Steinenbronn“, sagt Kohler. Ein Beispiel seien eben die Unterteilung in 160 Straßenabschnitte. Aber auch sonst ist ihre Arbeit mitunter eine richtige Detektivarbeit. Etwa dann, wenn sie Informationen aus Amtsblättern aus den 1960er Jahren finden müssen. „Es ist aber toll, was wir alles rausfinden“, sagt Salvia.

Nur den Wert des wichtigsten Gebäudes der Stadt – nämlich des Rathauses – haben sie noch nicht ermitteln können. „Das ist in drei Abschnitten gebaut worden. Darum müssen wir jetzt erst mit der Gemeindeprüfungsanstalt abklären, wie wir da vorgehen müssen“, sagt Engelmann. Sonst orientieren sie sich bei Gebäuden nach den Versicherungswerten. Eines ist für Salvia jetzt schon klar: „Wir gehen hier als Steinenbronn-Experten wieder raus.“