Im Trafohäuschen der Kläranlage in Steinenbronn schwappt das Wasser. Klar ist, das das gefährlich ist. Unklar ist, warum das in der Vergangenheit niemanden interessiert hat.

Steinenbronn - Die Metalltür in der Turmtrafostation neben der Kläranlage ist übersät mit kleinen Flecken. „Das ist Rost“, sagt Stephan Gelzer. Der Mitarbeiter der Firma RBS Wave aus Stuttgart hatte während der vergangenen zwölf Monate die Betriebsleitung der Kläranlage Steinenbronn. Eine Zeit, die er, sein Kollege Alessandro Dell’Ermo und Miroslaw Michalik als Gemeindeangestellter genutzt haben, um die Anlage zu reparieren und Verbesserungen umzusetzen. So haben sie der Gemeinde viel Geld gespart, die diese sonst für einen neuen Sandfang hätte ausgeben müssen. „Sie haben gemeinsam eine hervorragende Arbeit geleistet“, sagt der Ortsbaumeister Tobias Buck. Auch Stephan Gelzer lobt die Zusammenarbeit mit der Kommune. Nun steht er mit seiner Teamleiterin Nicole Windheim, Miroslaw Michalik und Tobias Buck im Vorraum des Turmtrafohäuschens, in dem Starkstrom in Betriebsstrom für die Kläranlage umgewandelt wird. „Wir als Anlagenleiter sind nicht für das Trafohäuschen zuständig. Das kann nur ein Spezialelektriker machen“, sagt Gelzer.

 

Er und seine Kollegen wollen zeigen, warum das Gebäude dringend durch ein neues ersetzt werden muss. Der Rost auf der Tür lässt nichts Gutes ahnen, schließlich sind Feuchtigkeit und Strom gefährlich. Doch es kommt schlimmer. Gelzer öffnet die Metalltür und warnt: „Nicht rein fassen, sonst werden Sie pulverisiert.“ Hinter der angerosteten Metalltür wandelt ein Öltrafo den Starkstrom um. Das Herz der Station hat es in sich. Denn auf dem Boden unter dem Trafo steht Wasser und darin liegen Stromleitungen. „Es gibt Undichtigkeiten, durch die Wasser eingedrungen ist“, sagt Buck. Die Feuchtigkeit ist potenziell genauso gefährlich wie Spinnen, deren Netze an der Wand hängen. Wie beide Faktoren zu einem Brand führen können, erklärt Gelzer: „Wenn die Spinne zwischen den Kabeln ein Netz baut und sich darauf Wassertropfen bilden, kann ein Lichtbogen entstehen, der einen schweren Schaden wie einen Brand auslösen kann.“ Dass die Gemeinde die Gefahr kennt und eine neue Umspannstation errichten will, geht aus der Vorlage des Technischen Ausschusses hervor, über die nicht-öffentlich beraten wurde. Darin ist die Rede davon, dass der Trafo „durch den jahrelangen Wartungsrückstand sehr stark eingesponnen und verstaubt“ und die Gefahr hoch sei, dass es zu einem Lichtbogen, Brand oder sogar zu einer Explosion kommt. Dabei führt ein Wanderweg vor dem Gebäude vorbei.

Wenn Feuchtigkeit im Spiel ist, kann es einen Kurzschluss geben

Stefan Tenbohlen, der Leiter des Instituts für Energieübertragung und Hochspannungstechnik an der Uni Stuttgart, bestätigt die Gefahr: „Es kann sein, dass Feuchtigkeit eine Brücke zwischen den Leitungen baut und es dann zu einem Kurzschluss und einer Explosion kommt. Dann kann die Tür des Trafohäuschens rausfliegen.“ Er kennt das Gebäude in Steinenbronn zwar nicht im Besonderen, aber wohl welche dieser Bauart. „Es ist ein Risiko. Ich würde es vom Netz nehmen“, sagt er.

Die Gemeinderäte möchten das tun. Das haben sie jüngst beschlossen. Neben dem Trafohäuschen soll für maximal 75 000 Euro eine neue Umspannstation errichtet werden. In dem alten Gebäude könnten dann Amphibien und Fledermäuse Unterschlupf finden. Das möchte die Ortsgruppe des Nabu. Buck hält das für sinnvoll. „Für die Maßnahme können wir uns Ökopunkte anrechnen lassen.“

Der Bürgermeister weiß offenbar nicht, wie es zum Wartungsrückstand kam

Doch noch wird im Gebäude Strom für die Kläranlage umgewandelt. Bürgermeister Johann Singer spricht auf Anfrage davon, dass das Trafohäuschen „dringend erneuert werden muss. Es ist nicht mehr in einem ordnungsgemäßen Zustand.“ Er hoffe, dass bis dahin dort nichts passiert. Wie es zum Wartungsrückstand kam, weiß Singer offenbar nicht. „Ich kann nicht sagen, ob das Trafohäuschen gewartet wurde. Ich habe nie Forschungen dazu betrieben und auch keine Zeit, mich damit näher zu befassen.“ Er müsse nun auch in die nächste Besprechung. „Da warten Leute auf mich“, sagt der Bürgermeister abschließend.