Mithilfe des Sparprogramms Stream will Daimler die Fixkosten im Lkw-Bereich bis Ende 2018 um 400 Millionen Euro reduzieren. Dazu müssen auch die Personalkosten gesenkt werden.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Der Stuttgarter Autokonzern Daimler kommt mit seinem Sparprogramm Stream im Lkw-Bereich voran. Nach Informationen unserer Zeitung haben sich bis Ende 2017 über 800 Beschäftigte an den deutschen Standorten für eine der freiwilligen Personalmaßnahmen entschieden, mit denen der Konzern bis Ende 2018 die Kosten reduzieren will. Ein Konzernsprecher wollte diese Zahl am Freitag nicht bestätigen.

 

In Unternehmenskreisen heißt es, dass weltweit bis Ende 2018 rund 2500 Stellen wegfallen werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass 2500 Menschen ihre Jobs verlieren. Mehr als Hälfte der Arbeitsplätze könne durch natürliche Fluktuation abgebaut werden, berichten mit den Vorgängen vertraute Personen. Das bedeutet, dass frei werdende Stellen nicht mehr besetzt werden oder Mitarbeiter innerhalb des Konzerns wechseln. Der Abbau betrifft nicht die Produktionsmitarbeiter, sondern den sogenannten indirekten Bereich – also etwa Verwaltung, Vertrieb oder Entwicklung. Der Stellenabbau ist Teil des Sparprogramms Stream (Structural Excellence at MB Trucks), über das unsere Zeitung bereits berichtet hat.

Eine Beschäftigungssicherung verbietet Kündigungen

Mithilfe des Programms will Daimler die Fixkosten im Lkw-Bereich bis Ende 2018 um 400 Millionen Euro reduzieren. Zusammen mit bereits zuvor angestoßenen Maßnahmen sollen in diesem Zeitraum ergebniswirksame Verbesserungen von 1,4 Milliarden Euro erzielt werden.

Aufgrund einer Beschäftigungssicherung kann Daimler in der Truck-Sparte keine Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen. Stattdessen hat das Management gemeinsam mit den Betriebsräten ein Bündel von Maßnahmen beschlossen, die eine freiwillige Trennung von Beschäftigten ermöglichen. Dazu zählen Abfindungen, Altersteilzeit für eine unbegrenzte Anzahl von Mitarbeitern und finanzielle Anreize, in Frührente zu gehen. Rund die Hälfte der 800 ausscheidenden Beschäftigten hat sich nach Informationen unserer Zeitung für die Altersteilzeit entschieden. Etwa 100 Männer und Frauen wollen in Frührente gehen.

Ein weiterer großer Teil hat sich für Ausscheidungsvereinbarungen entschieden, die vorsehen, dass die Mitarbeiter zusätzlich zu ihrer Abfindung fünf Monate bei vollem Gehalt freigestellt werden können.

Der neue Chef Martin Daum kommt gut an

Der größte Teil der Beschäftigten scheidet in Wörth (280) und in Stuttgart (260) aus. In Mannheim haben sich 130 Mitarbeiter, in Gaggenau 140 und in Kassel rund 40 Mitarbeiter gemeldet. Ihre volle Wirksamkeit entfalten die Personalmaßnahmen ab Januar 2019. Das liegt insbesondere an der hohen Zahl an Altersteilzeitverträgen. Das Abfindungsprogramm läuft noch bis Ende 2018. So lange können die Mitarbeiter auch die Altersteilzeitregelungen in Anspruch nehmen, die viele als attraktiv beschreiben. Intern geht man jedoch davon aus, dass der größte Teil des Stellenabbaus 2017 abgeschlossen werden konnte. Im laufenden Geschäftsjahr will das Unternehmen nicht mehr aktiv auf die Beschäftigten zugehen, um Abfindungsangebote zu unterbreiten.

Daimler beschäftigt in seiner Lkw-Sparte 78 642 Männer und Frauen. Der Bereich schwächelte in den vergangenen Jahren, 2017 jedoch zog die Nachfrage wieder an, und der Absatz stieg um 13 Prozent. Der Konzern geht auch für das laufende Geschäftsjahr von einer deutlichen Absatzsteigerung aus. Geleitet wird die Sparte seit März 2017 von Martin Daum. Der gebürtige Karlsruher, so heißt es im Unternehmen, habe sich extrem schnell eingearbeitet und komme mit seiner verbindlichen Art sowohl bei den Führungskräften als auch bei den Arbeitnehmervertretern gut an.