Der Mischkonzern will Jobs streichen. Das soll die regionale Politprominenz jetzt verhindern.
Schönaich - Als jemand, der in den Kampf zieht, kommt Nils Schmid nicht gerade daher. Der ehemalige Landes-Wirtschaftsminister und jetzige Bundestagsabgeordnete der SPD ist am Dienstag aus Berlin nach Schönaich gekommen und unterstützt nun die Honeywell-Arbeiter beim Kampf um ihre Jobs. Der Mischkonzern aus New Jersey (USA), der sowohl Kühlanlagen als auch Flugzeugteile herstellt, plant offenbar zahlreiche Stellen zu streichen, den Standort Schönaich auf lange Sicht sogar komplett zu schließen. Das befürchten die Gewerkschaften. Im eleganten Anzug steht Schmid vor dem Werksgelände und spricht mit leiser Stimme den versammelten Angestellten Mut zu: „Das hiesige Werk ist rentabel“, sagt er. Es sei von der Firmenführung wenig fantasievoll, das Geschäft in Schönaich auslaufen zu lassen. Die rund 60 Honeyweller daneben nicken.
Zusammen mit Vertretern der IG Metall und dem Betriebsrat des Unternehmens hat Schmid ein Konzept erarbeitet, wie die Arbeitsplätze erhalten werden sollen. Von einer Investition in Mitarbeiter ist da die Rede. Details verrieten die Arbeitskämpfer nicht. „Ich erwarte, dass Honeywell das Konzept prüft“, sagte Schmid. Wer die Prüfung allerdings vornehmen soll, wusste er nicht. Nach wie vor fehlt den Angestellten ein Gesicht und ein Name, gegen wen sich der Arbeitskampf richtet – der Spartengeschäftsführer aus der Schweiz, der das Konzept am Dienstag in Schönaich entgegen nahm, wird es voraussichtlich nicht sein.
Auch der hiesige Werksleiter nicht, der war bei der Konzeptübergabe nicht einmal vor Ort. Die Entscheidung, was mit Honeywell in Schönaich passiert, trifft wohl ein Gremium in der Konzernzentrale an der amerikanischen Ostküste. Den engen Draht dazu hat auch der prominente Arbeitskämpfer aus der Hauptstadt noch nicht gefunden. „Wenn sich demnächst ein Gesprächspartner bei Honeywell findet, werde ich mich mit ihm sicher unterhalten“, sagte Nils Schmid.
Die Suche nach einem Dialogpartner und die damit zusammenhängenden Fragen, wie viele Angestellte nicht mehr gebraucht werden, zermürbt die etwa 200 Arbeiter zusehends. „Die Hängepartie ist eine psychische Belastung“, sagte ein Software-Entwickler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er sei emotional an das Unternehmen gebunden, sehe die Kollegen nach 16 Jahren Zusammenarbeit als eine Familie. „Wenn aber morgen ein Headhunter anruft und mir einen Job vorschlägt, höre ich es mir schon an“, gab er zu. Solche Vorstellungen hat sein Kollege nicht. „Ich bin 60 – wer gibt mir kurz vor der Rente noch eine gut bezahlte Arbeit?“
Honeywell hält sich derweil bedeckt. Zu Jahresbeginn hatte der Konzern den Vorschlag unterbreitet, Aktivitäten in Schönaich zusammen zu legen. Dass dabei Stellen abgebaut würden, sei nicht beschlossen, hieß es auf Anfrage.