Der Stellenabbau bei Zulieferern wie ZF, Bosch und Schaeffler ist auch die Konsequenz unternehmerischer Entscheidungen, meint unser Autor.
Jetzt also Schaeffler. Nach ZF und Bosch kündigt der nächste große Autozulieferer den Abbau tausender Stellen an. Die Schreckensthese von der Deindustrialisierung Deutschlands wird so weiter unterfüttert. Und es scheint nahe zu liegen, das Klagelied vom Abwärtssog anzustimmen, dem sich eine ganze Branche nicht entziehen kann. Das aber wäre nur ein Teil der Wahrheit.
Zwar haben die Zulieferer eine Reihe von gemeinsamen Problemen: von der stockenden Nachfrage nach Neuwagen über den unerwartet langsamen Hochlauf der Elektromobilität bis zur neuen Konkurrenz aus China, die noch dadurch beflügelt wird, dass immer mehr Hersteller „local for local“ produzieren – also in jenen Weltregionen, wo die Autos auch verkauft werden. Letzteres wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken, da nichts auf eine Entspannung der Handelsbeziehungen zwischen den großen Blöcken USA und China hindeutet.
ZF zahlt jetzt den Preis der Kredite für große Zukäufe – und Schaeffler?
Im Kielwasser der großen Krisen aber bereinigen die Firmen mit ihren Abbauplänen auch jeweils spezifische, durchaus vom eigenen Management mit verursachte Schieflagen. Bei ZF ist es der in Niedrigzinszeiten angehäufte Schuldenberg, verursacht durch große Übernahmen, der jetzt zu drastischen Sanierungsmaßnahmen führt.
Bei Schaeffler resultiert der Jobabbau zu einem guten Teil aus dem Kauf der Elektroantriebssparte Vitesco von Conti. Das Management macht jetzt, was Berater gerne als „Synergien heben“ bezeichnen: Doppelstrukturen werden abgebaut, Verwaltungsaufgaben zentralisiert, Produktionsstätten arrondiert.
Denjenigen, die es trifft, dürfte die akademische Unterscheidung von externen Krisen und hausgemachten Problemen zweitrangig erscheinen. Ihr Trost könnte allenfalls darin liegen, dass die Firma wenigstens noch stark genug ist, den Stellenabbau über einen längeren Zeitraum und sozial verträglich zu vollziehen.