Eon plant den Kahlschlag. Bei dem Energiekonzern könnte jede achte Stelle wegfallen. Auch RWE, EnBW und Vattenfall sind knapp bei Kasse.  

Stuttgart - Bis 2015 müsse alles geschafft sein, sagt Johannes Teyssen, der Vorstandsvorsitzende von Eon, Deutschlands größtem Stromunternehmen. Er meint damit den Umbau des Unternehmens. Den hatte er schon im vergangenen Jahr angekündigt, aber inzwischen muss wegen der Energiewende alles viel schneller gehen, und die finanziellen Möglichkeiten der Energiekonzerne haben sich erheblich verschlechtert. RWE, EnBW und Vattenfall Europe geht es nicht besser. Sie alle greifen nun zu drastischen Sparmaßnahmen und suchen nach einer neuen Struktur für ihre Unternehmen.

 

Bei Eon könnten im Konzern bis zu 11 000 Stellen von den weltweit rund 80 000 Arbeitsplätzen wegfallen, also etwa jede achte Stelle. Vor allem in der Verwaltung solle gestrafft werden, verlangt Teyssen. Seine Pläne kommen einem Kahlschlag gleich. Eon will aber auch operative Einheiten zusammenlegen. Teyssen macht deshalb noch keine Angaben, wo wie viele Arbeitsplätze wegfallen werden.

RWE spart am Personal

Bei RWE brauche man keine Köpfe zu zählen, sagt der Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann und hält sich mit Zahlen über den Personalabbau komplett zurück. Aber der Mitte 2012 ausscheidende RWE-Chef hat angekündigt, das Sparprogramm auszuweiten; ohne deutlich beim Personal zu sparen, wird dies nicht möglich sein.

Die sofortige Abschaltung der ältesten Atomkraftwerke und die schnellere Stilllegung der übrigen hat zusammen mit der neuen Brennelementesteuer bereits zu Belastungen in Milliardenhöhe bei den Energiekonzernen geführt. Wie sie diese Kapazitäten zur Stromerzeugung ersetzen können, wissen sie noch nicht genau. Alle wollen die erneuerbaren Energieträger Wind, Wasser, Sonne und Biomasse stärker nutzen. Keiner hat aber bisher angekündigt, dafür mehr investieren zu wollen als schon vor der Energiewende geplant war. Dafür fehlt ihnen das Geld. Dieses sollte mit einer verlängerten Laufzeit von Atomkraftwerken verdient werden. Nun muss es anderswo aufgetrieben werden. RWE möchte sein Eigenkapital erhöhen und dafür neue Aktien ausgeben und eigene verkaufen. Bei der momentanen Verfassung der Börse käme damit aber nicht viel Geld herein. Wegen der schwierigen Finanzierungsbedingungen sind alle Versorger dabei, ihre Investitionsplanungen zusammenzustreichen.

Projekte in Brasilien, Indien und in der Türkei

Vor wenigen Jahren haben sich Eon und RWE im Ausland ausgedehnt. Inzwischen musste manche Erwerbung in den USA, in England und in Spanien mit Verlust verkauft oder tüchtig abgeschrieben werden. Nun versichern Eon und RWE, Deutschland sei und bleibe ihr Heimatmarkt. Beide behalten ausländische Märkte aber mit unterschiedlichen Strategien im Auge. Bei Eon soll künftig ein Viertel des Ergebnisses aus dem Ausland kommen. Außer in den USA und Russland sowie in Europa will der Düsseldorfer Konzern sich auch mit lokalen Partnern in neuen, schnell wachsenden Märkten engagieren.

Nach mehrmonatiger Suche in rund 200 Ländern und Regionen hat sich Eon für Projekte in Brasilien, Indien und der Türkei entschieden. Es sollen vor allem neue Projekte sein, auch Beteiligungen an bestehenden werden nicht ausgeschlossen. RWE setzt auf die Zusammenarbeit mit benachbarten Ländern in Europa. Vorstandschef Großmann hat das durch die Übernahme des holländischen Versorgers Esssent dokumentiert, und das dürfte sich noch verstärken, wenn der Niederländer Peter Terium im nächsten Jahr an die Spitze des Unternehmens tritt.

Kein Unternehmen hat bisher erklärt, im Ausland auf die Nutzung der Atomkraft zu verzichten. RWE hat im Gegenteil sogar bestätigt, dass das Gemeinschaftsunternehmen mit Eon zum Bau von Atomkraftwerken in Großbritannien weiterentwickelt werden soll.