Der Betriebsrat und die Geschäftsführung ringen weiter um 127 Stellen, die gestrichen werden sollen. Jetzt haben die Betriebsräte Vorschläge gemacht, wie so mancher Job erhalten werden könnte.

Süßen - Die Atmosphäre ist geprägt von gegenseitigem Misstrauen: Der Betriebsrat der Kunstgießerei Strassacker in Süßen wirft der Firmenleitung eine unzureichende Informationspolitik vor, die Geschäftsführung wiederum hält den Arbeitenehmervertretern vor, das Verfahren in die Länge zu ziehen. Nach dem jüngsten Gespräch hoffen aber beide Seiten, dass nach der nächsten Informationsrunde Ende April die konkreten Verhandlungen über die Zukunft der Mitarbeiter beginnen können. Wie berichtet, plant das Unternehmen, 127 Stellen zu streichen.

 

Besonders erbittert die Mitarbeiter dem Betriebsratsvorsitzenden Surhan Kuscuoglu zufolge, dass die Firmenleitung in der Vergangenheit Fehler gemacht habe, und die Mitarbeiter diese nun ausbaden müssten. Bei der jüngsten Gesprächsrunde seien 80 Mitarbeiter dazugestoßen und hätten gehört, wie die Geschäftsführung zugegeben habe, Fehler gemacht zu haben. „Aber für die Verantwortlichen gibt es überhaupt keine Konsequenzen“, sagt Kuscuoglu. „Die Mitarbeiter sagen: Die haben das verbockt, und wir müssen gehen.“

Aus Sicht des Managements ist ein Stellenabbau unvermeidlich

Die Geschäftsführerin der Kunstgießerei, Edith Strassacker, hält dagegen, dass es nicht sinnvoll sei, in der Geschäftsführung personelle Konsequenzen zu ziehen: „Personen auszutauschen bringt in dieser Situation nichts, denn dadurch ginge Know-how verloren, das wir gerade jetzt benötigen.“ Außerdem sei es eine Illusion zu glauben, dass man um die Stellenstreichungen herumgekommen wäre, wenn man früher gehandelt hätte. „Wir haben uns in den letzten Jahren vorrangig darum bemüht, neue Märkte zu erschließen und damit auch die Beschäftigung im Unternehmen zu sichern. Dies ist uns zum Teil gelungen, und davon haben bis jetzt alle Mitarbeiter profitiert“, argumentiert sie.

Der Betriebsrat hingegen wirft dem Management vor, sich zu lange um andere Projekte gekümmert zu haben und die eigentlichen Schwierigkeiten nicht angegangen zu haben. Außerdem kritisieren die Arbeitnehmervertreter und auch die IG Metall, dass das Unternehmen einige Fragen noch nicht beantwortet habe. Deshalb sei es bisher nicht möglich gewesen zu prüfen, ob es tatsächlich keine Alternative zu den Stellenstreichungen gebe, wie die Geschäftsleitung behaupte. „Wir hoffen, dass die letzten Fragen Ende April beantwortet werden, damit wir dann über Alternativen nachdenken können“, sagt Pascal Holz, der die Gespräche für die IG Metall begleitet.

Insourcing statt Outsourcing?

Obwohl der Betriebsrat bisher kein umfassendes Alternativkonzept erarbeitet hat, legte er bei der jüngsten Sitzung mit der Geschäftsführung einige Vorschläge vor, mit denen aus seiner Sicht zumindest ein paar Arbeitsplätze erhalten werden könnten. So könnten die Arbeitsverträge, die bisher noch über 40 Stunden pro Woche laufen auf 35 Stunden gekürzt werden, was in etwa fünf Stellen sichern könne. Außerdem schlagen die Betriebsräte vor, eine Kontrollabteilung im Haus zu etablieren. Schließlich gebe es auch immer wieder mal Reklamationen. Mit einer hausinternen Kontrolle könnten Fehler ausgemerzt werden. Die Betriebsräte schlagen vor, einen Teil der Mitarbeiter aus einer Abteilung, die komplett ausgelagert werden soll, für die Kontrolle einzusetzen. Zudem solle geprüft werden, ob Aufgaben, die in der Vergangenheit ausgelagert worden seien, nicht wieder ins Unternehmen zurückgeholt werden könnten. „Viele große Firmen holen die Bereiche, die sie früher ausgelagert haben, inzwischen wieder zurück“, berichtet Holz.

Man werde selbstverständlich alle Vorschläge gründlich prüfen, verspricht Strassacker. Ob eine Chance bestehe, dass sie umgesetzt würden, werde man dann mit dem Betriebsrat besprechen.