Sinkende Mitgliederzahlen zwingen die evangelische Landeskirche zu sparen. Bis 2030 sollen mindestens 155 Stellen abgebaut werden. Künftig müsse es verstärkt Zusammenarbeit zwischen Kirchen geben, um mit Ressourcen zu haushalten.

Unter dem Druck von Inflation, Personalkosten und roten Zahlen im neuen Haushalt muss die evangelische Landeskirche in Württemberg den Gürtel enger schnallen. Bis 2030 sollen mindestens 155 Posten abgebaut werden, indem Mitarbeitende ausscheiden und ihre Stellen nicht neu besetzt werden. Auch die Zahl der Pfarrstellen wird zurückgehen, teilte die Landeskirche am Montag mit.

 

„Eine Kirche mit 1,5 Millionen Mitgliedern im Jahr 2030 kann keine Strukturen finanzieren, die vor knapp 30 Jahren noch für einst 2,5 Millionen Mitglieder ausgelegt waren“, sagte Tobias Geiger aus dem Finanzausschuss der Synode (Kirchenparlament). Geplant sei auch eine engere Zusammenarbeit mit der badischen Landeskirche, eine Fusion sei aber nicht geplant.

2023 fehlen 21,9 Millionen Euro

Von Donnerstag an wollen die 91 Synodalen erstmals einen Doppelhaushalt beschließen. Der Oberkirchenrat plant im Haushaltsjahr 2023 mit einem Kirchensteueraufkommen von 820 Millionen Euro und mit 835 Millionen Euro im übernächsten Jahr. Im laufenden Haushaltsplan war mit 724 Millionen Euro noch deutlich weniger veranschlagt worden.

Dennoch ergebe sich vor allem durch die gestiegene Inflation ein Fehlbetrag von zunächst 21,9 Millionen und im Haushaltsjahr 2024 weiteren 3,8 Millionen Euro, rechnete Fabian Peters vom Evangelischen Oberkirchenrat vor. Durch Rücklagen könne das verkraftet werden. „Auf Dauer lässt sich aber dieses Auseinanderdriften nicht finanzieren.“

„Nicht über Zahlen und Mitglieder definieren“

Nach Einschätzung Geigers führt kein Weg daran vorbei, „Aufgabenfelder zu verkleinern, sie aufzugeben und Personal einzusparen“. Die Sparpotenziale bei den Sachkosten seien ausgereizt. Deshalb seien auch Kooperationen wichtig: „Es wird uns die kommenden Jahre begleiten, an allen Stellen zu überlegen, wo durch eine Zusammenarbeit noch Luft drin ist“, sagte er. Die Kirche müsse aber auch lernen, sich nicht über Zahlen zu Mitgliedern, Pfarrstellen oder Kirchensteuer zu definieren. „Unsere Botschaft ist nicht weniger wert, wenn wir weniger werden“, sagte er.