Im April werden die Tage deutlich länger und die Wintersternbilder sind weitgehend vom Himmel verschwunden. Dafür lassen sich andere Sternbilder entdecken – und es gibt sogar Sternschnuppen zu beobachten.

Stuttgart - Durch die Zeitumstellung auf mitteleuropäische Sommerzeit, bei der die Uhren gegenüber der Weltzeit um zwei Stunden vorgehen, wird es nun abends erst spät dunkel. Nach Einbruch der Nacht sieht man den Großen Wagen hoch über unseren Köpfen, fast im Scheitelpunkt oder Zenit des Himmelsgewölbes. Vom Großen Wagen ausgehend findet man schnell den Polarstern: Er steht oberhalb der beiden hinteren Wagensterne und ganz in der Nähe des Himmelsnordpols, um den sich das Himmelsgewölbe mit allen Gestirnen täglich dreht. Der Polarstern ist nicht der hellste Stern am Firmament – seine Helligkeit ist ähnlich der Helligkeit der Wagensterne. Der Polarstern hilft aber dabei, die Himmelsrichtungen zu finden. Blickt man zu ihm, so ist das Gesicht nach Norden gerichtet. Linker Hand ist Westen, rechter Hand Osten und im Rücken ist Süden. Der Nordstern ist in jeder klaren Nacht stets an derselben Stelle zu finden.

 

Der mittlere Stern in der Deichsel des Großen Wagens heißt Mizar. Normalsichtige sollten neben Mizar ein lichtschwaches Sternchen sehen, Alkor oder Reiterlein genannt. Denn Alkor reitet gewissermaßen auf der Deichsel des Großen Wagens. Der Polarstern steht am Deichselende des Kleinen Wagens. Außer ihm und den beiden hinteren Kastensternen sind die übrigen Sterne des Kleinen Wagens deutlich lichtschwächer als die des Großen Wagens. An ihnen kann man prüfen, inwieweit die Licht- und Luftverschmutzung zugenommen hat.

Wie ein riesiger Zeigefinger deutet die Deichsel des Großen Wagens auf einen hellen, orangefarbigen Stern am Osthimmel. Er wird Arktur, der Bärenhüter genannt und ist der hellste Stern im Bild von Bootes, dem Rinderhirt. Arktur ist 37 Lichtjahre von uns entfernt. Bootes treibt die sieben Wagensterne um den Himmelspol, wie ein Hirte die Ochsen um den Göpel, eine durch Menschenkraft angetriebene Maschine. Die alten Römer sahen die sieben Wagensterne nämlich als Ochsen an, die wie Dreschochsen um den Göpel traben, der durch den Polarstern markiert wird. Sie nannten die Wagensterne Septemtriones, die sieben Ochsen. Die Bezeichnung galt auch als Synonym für Norden.

Die Wintersternbilder haben weitgehend das Feld geräumt

Den Südhimmel beherrscht der Löwe. Er ist das Leitsternbild des Frühlingshimmels. Ein großes Sterntrapez markiert den Rumpf dieses königlichen Tieres, ein kleines, aufgesetztes Trapez den Kopf mit der Mähne. Der Hauptstern des Löwen heißt Regulus, was so viel bedeutet wie kleiner König. An ihm zieht die Sonne jährlich am 23. August vorbei. Der Löwe gehört zu den dreizehn Tierkreissternbildern. Regulus ist eine bläuliche, heiße Sonne in 77 Lichtjahren Entfernung. Näher ist mit 36 Lichtjahren Distanz der Löwenstern Denebola, arabisch Schwänzchen. Er steht am östlichen Ende der Basis vom Löwentrapez.

Im Südosten ist nun das Sternbild Jungfrau aufgegangen – mit ihrer bläulichen Sonne Spica. Mit Spica ist das sogenannte Frühlingsdreieck nun komplett. Spica ist mit 260 Lichtjahren der entfernteste der drei Sterne des Frühlingsdreiecks, zu dem noch Arktur und Regulus gehören.

Die Wintersternbilder haben dagegen weitgehend das Feld geräumt. Orion ist eben untergegangen, Sirius ist bereits abgetreten. Tief im Südwesten erinnert noch Prokyon im Kleinen Hund an vergangene Wintertage. Noch relativ hoch im Westen steht das Brüderpaar der Zwillinge. Die Kapella im Fuhrmann blinkt im Nordwesten.

Jupiter ist in der zweiten Nachthälfte zu sehen

Am Abendhimmel ist nur einer der fünf freisichtig erkennbaren hellen Planeten vertreten: der Mars. Allerdings ist er kein besonders auffälliges Gestirn mehr. Der rötlich-gelbe Nachbarplanet läuft durch das Sternbild Stier und passiert im ersten Aprildrittel das Goldene Tor des Tierkreises. Zur Monatsmitte zieht Mars nördlich an Aldebaran, dem orangen Augenstern des Stieres, vorbei. Bald nach Mitternacht wird Mars in den Dunstschichten des Nordwesthorizonts unsichtbar und geht unter.

Jupiter hält sich im Sternbild Schlangenträger auf – dem 13. Tierkreissternbild. Der Riesenplanet ist in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Sieht man von Mond und Venus ab, so ist Jupiter das deutlich hellste Gestirn am Nachthimmel. Der abnehmende, noch fast volle Mond besucht Jupiter am 23. April in knapp zwei Grad nördlichem Abstand. Ebenfalls am Morgenhimmel vertreten ist Saturn im Sternbild Schütze. Er ist in südöstlicher Richtung etwa eine Stunde vor Dämmerungsbeginn deutlich erkennbar. Saturn wird von Jupiter verfolgt, Ende nächsten Jahres wird der Riesenplanet den Ringplaneten überholen. Es kommt dann zu einer „großen Konjunktion“, die nur alle zwanzig Jahre stattfindet. Am Ende des Monats April geht der Ringplanet bereits um zwei Uhr morgens auf.

Venus beginnt mit ihrem Rückzug vom Morgenhimmel. Nach der Monatsmitte wird es vor allem im Norden Deutschlands schwierig, unseren inneren Nachbarplaneten noch zu sehen. Im letzten Monatsdrittel überschreitet sie den Himmelsäquator in nördlicher Richtung. Anfang April geht Venus kurz nach 6 Uhr morgens auf, zu Monatsende eine Viertelstunde nach 5 Uhr. Allerdings setzt die Morgendämmerung im April immer früher ein. Merkur zeigt sich in unseren Breiten nicht, weil er erheblich südlicher als die Sonne im Tierkreis steht.

Rund 20 Sternschnuppen pro Sekunde kann man am 22. April beobachten

Vom 16. bis 25. April tauchen die Meteore der Lyriden auf. Der Ausstrahlungspunkt dieses Stromes liegt im Sternbild Leier – etwa sieben Grad südwestlich von Wega, dem Hauptstern der Leier. Das Maximum der Lyriden-Aktivität ist in der Nacht vom 22. auf den 23. April zu erwarten – dann ist mit rund zwanzig Sternschnuppen pro Stunde zu rechnen. Die Meteoroide tauchen mit rund 50 Kilometer pro Sekunde Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein und verglühen. Die beste Beobachtungszeit sind die Stunden nach Mitternacht.

Am 5. April tritt um 10.50 Uhr die Neumondphase ein. Der Ostervollmond strahlt am 19. April im Sternbild Jungfrau nahe des Hauptsterns Spica. Zweimal befindet sich der Mond in Erdferne: Am 1. des Monats trennen ihn 405 580 Kilometer von uns, am 28. April tausend Kilometer weniger. Mit 364 200 Kilometer ist der Mond am 16. April in Erdnähe. Die Sonne steigt im Tierkreis immer höher: Ihre Mittagshöhe nimmt um zehn Grad zu, die Tage werden in Stuttgart eine Stunde und 39 Minuten länger.