Erstmals seit Bekanntwerden der Überlegungen der Landesregierung, im Gebiet Schanzacker eine Landeserstaufnahmestelle (Lea) zu errichten, hat auch die Interkommunale Gemeinderatsinitiative aus Tamm und Asperg zu öffentlichem Protest aufgerufen. Am Sonntag folgten rund 800 Bürgerinnen und Bürger beider Städte der Aufforderung der 36 Gemeinderäte und gingen in einem friedlichen Sternmarsch zum Schanzacker, wo sie eine Menschenkette bildeten.
„Wir haben bislang eher auf der politischen Ebene gearbeitet“, sagte die Tammer SPD-Fraktionsvorsitzende Sonja Hanselmann-Jüttner. „Das heißt, wir haben Beschlüsse gefasst und auch Gespräche mit Ludwigsburger Gemeinderäten geführt.“ Es sei aber von Anfang an klar gewesen, dass die Gemeinderäte aus Tamm und Asperg auch unparteilich ein klares Stoppsignal an die Adresse des Landes senden wollten.
Kommunen müssen entlastet werden
Am Treffpunkt Schanzacker forderte der Grünen-Stadtradt Michael Klumpp aus Asperg an die Regierung gerichtet: „Ändert endlich die Verfahren und entlastet die Kommunen!“ Man müsse Menschen zurückschicken können, die keinen Asylgrund hätten. Zudem solle man nicht abseits gelegene riesige Leas planen, sondern zentrale Einrichtungen für 300 bis 350 Menschen. Der Tammer Freie-Wähler-Stadtrat Jürgen Hottmann führte darüber hinaus die bekannten Argumente gegen die Lea auf dem Schanzacker ins Feld – von mangelnder Sozialverträglichkeit bis hin zu Bedenken im Hinblick auf die ohnehin extrem dichte Bebauung und die Bedeutung des regionalen Grünzugs als Frischluftschneise. Gerhard Jüttner von den Naturfreunden Württemberg stieß ins gleiche Horn. „Das Landschaftsschutzgebiet um den Hohenasperg ist in Verbindung mit dem regionalen Grünzug ein Biotop, das durch eine Bebauung des Schanzackers erheblich geschädigt würde.“ Man wehre sich aber entschieden dagegen, den Umwelt- und Naturschutz für Stimmungsmache gegen Geflüchtete zu missbrauchen, betonte er.