Bei ihrem ersten öffentlichen Termin im neuen Jahr hat Kanzlerin Merkel gut 100 Sternsinger im Kanzleramt empfangen. Die Debatte über die Flüchtlingskrise kam dabei zwar nicht direkt zur Sprache, trotzdem warnte Merkel vor Vorurteilen.

Berlin - Kanzlerin Angela Merkel hat vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise Respekt und Offenheit auch allen Fremden gegenüber verlangt. Im Grundgesetz stehe, die Würde des Menschen sei unantastbar, sagte Merkel am Dienstag beim Empfang von gut 100 Sternsingern aus allen 27 deutschen Diözesen in Berlin. Dies gelte aber nicht nur für die Deutschen oder jene, die in Deutschland lebten. „Sondern es gilt auch für die Menschen, die in Europa leben. Aber auch da endet es nicht. Sondern es gilt für alle Menschen.“

 

Ohne die Debatte über die Flüchtlingskrise direkt anzusprechen, warnte Merkel vor Vorurteilen. Das Wort Respekt stamme aus dem Lateinischen und bedeute hinsehen und sich etwas anschauen. „Das heißt, ich muss erst einmal offen sein, mir etwas Neues anzuschauen, einen Menschen, einen Gegenstand. Und wenn ich einen Menschen anschaue, dann muss ich bereit sein, dass ich mich überraschen lasse. Dass ich etwas entdecke, was ich bisher noch nicht gekannt habe.“

45,5 Millionen Euro Spenden gesammelt

2016 werde die Politik wieder viel Arbeit haben, sagte die Kanzlerin bei ihrem ersten öffentlichen Termin im neuen Jahr. Sie erwähnte den Krieg in Syrien und die jüngsten Hinrichtungen in Saudi-Arabien, die zu einer Krise mit Iran geführt haben.

Das Leitwort der Sternsingeraktion heißt in diesem Jahr „Respekt für Dich, für mich, für andere - in Bolivien und weltweit!“ Deutschlandweit ziehen etwa 300.000 Kinder rund um den 6. Januar - dem Dreikönigstag - als Könige verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Geld für soziale Projekte. Dabei schreiben sie die Buchstaben „C+M+B“ an die Tür - die Buchstaben stehen für „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus). 2015 sammelten die Sternsinger mehr als 45,5 Millionen Euro Spenden ein.

Merkel gab den Mädchen und Jungen eine Barspende in Höhe von 200 Euro mit auf den Weg. Zusätzlich fließen 7500 Euro in das Projekt „Benachteiligte Kinder stärken“ der Stiftung „Contexto“, die sich in Bolivien um vernachlässigte und gefährdete Kinder kümmert. Bolivien zählt zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Laut UN-Statistik leben dort mehr als die Hälfte der rund zehn Millionen Einwohner in Armut.