Massive Kritik am Zustand der Stettener Hauptstraße hat der Auto Club Europa (ACE) geübt. Die vor einem Jahr beschlossene Drosselung der Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 40 Kilometer in der Stunde müsse durch einen stationären Blitzer gewährleistet werden. Darüber hinaus fordert der Club weitere Dinge.

Stetten - Der Auto Club Europa (ACE) attackiert wegen des Zustands der Stettener Hauptstraße die Stadtverwaltung. In einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Roland Klenk und die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat unterstützt die Interessenvertretung der Kraftfahrer die Anwohner. Harald Kraus, der Vorsitzende des ACE-Kreises Esslingen-Göppingen, behauptet darin, dass der Plan, die Straße von 2019 an in mehreren Schritten zu sanieren, „dem Anspruch an eine zeitnahe Lösung in keiner Weise gerecht“ werde. Wenn stattdessen nicht umgehend etwas geschehe, werde sich der Zustand weiter verschlechtern oder „der Erhalt der bisherigen Substanz in unverantwortlicher Weise verabsäumt“.

 

Bei einer Besichtigung der Straße durch den Club sei an mehreren Stellen der „beklagenswerte Zustand“ der Straße aufgefallen. Vor allem um Gullys herum sei der Asphalt aufgebrochen und abgesunken. Beim Überfahren führe dies zu einer „nicht mehr hinnehmbaren Lärmbelästigung“ der Anwohner. Hier seien unverzügliche Reparaturen unverzichtbar.

Anwohner haben einen Kreisverkehr angeregt

Außerdem, moniert der ACE, werde die im vergangenen Jahr beschlossene Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40 Kilometer in der Stunde häufig nicht eingehalten. Um die Effektivität der Temporeduzierung herzustellen, bedürfe es unbedingt einer stationären Blitzanlage. Darüber hinaus seien die Anwohner allerdings der Auffassung, dass Tempo 30 der Situation auf der Hauptstraße besser gerecht werde. Der Durchgangsverkehr durch Lastwagen könne nach Auffassung des ACE und der Anwohner durch Sperrung für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen und den Verweis auf Umfahrungsmöglichkeiten „signifikant verringert“ werden.

Außerdem, schreibt Kraus, hätten die Anwohner an der Kreuzung der Stettener Hauptstraße mit der Sielminger Straße und der Weidacher Steige einen Kreisverkehr angeregt. So weit die Kernpunkte der Kritik im Offenen Brief des ACE.

Während das Schreiben derzeit im noch wegen einer Stellenvakanz und einem Krankheitsfall unterbesetzten Tiefbauamt bearbeitet wird, und eine Antwort durch den OB noch aussteht, haben sich Sprecher der Fraktionen im Gemeinderat schon eine Meinung gebildet.

„Uns hat verwundert, dass sich der ACE jetzt um solche Angelegenheiten kümmert. Ich dachte, das sei ein Autoclub. Was macht er mit Mitgliedern, die zu schnell fahren? Sonst schimpft er, dass es zu viele Radarfallen gibt“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Erich Klauser. Die Stadt habe im Ordnungsamt eine Mannschaft mit einem Radarwagen aufgestellt: „Aber auch da gab es Stimmen, dass das Abzocke sei. Wie man es macht, ist es nicht richtig.“Wolfgang Haug, Fraktionsgemeinschaft L.-E.-Bürger/FDP, hat Verständnis für die Sorgen der Anwohner: „Die Leute haben recht, wenn sie sich wehren. Dass man sich an Tempo 40 halten sollte, ist auch nicht aus der Welt.“

Spurrillen mit Flüsterasphalt ausbessern

Alle Maßnahmen, sagt Haug, seien Teil des Mobilitätskonzepts. Er selbst habe den Kauf eines Elektroautos erwogen: „Wenn dies nicht nur ich, sondern alle machen, dann fallen zwar der Lärm und die Emissionen weg, die Blechlawine aber bleibt. Deshalb wollen wir wieder das Thema einer Umgehungsstraße einbringen.“ Wegen des schlechten Straßenzustands habe die Fraktionsgemeinschaft von der Verwaltung eine Mängelliste angefordert. „Die Spurrillen an der Stettener Kreuzung könnte man auch mit Flüsterasphalt ausbessern, das würde den Lärm verringern.“

„Ich bin für Tempo 30 auf allen Straßen, die mehr als drei Millionen Fahrzeuge pro Jahr haben“, sagt Claudia Moosmann (Freunde der Filderpiraten). Wenn Filderstadt gemäß seines neuen Leitbilds die Einwohnerzahl vor allem auch in Plattenhardt erhöhen wolle, dann führen noch mehr Autofahrer als bisher durch Stetten, um auf die B 27 zu kommen.

Der Vorsitzende der Freien Wähler, Hans Huber, sagt: „Selbstverständlich sind wir für die Beruhigung der Hauptstraße. Wir wollen aber abwarten, was die Verwaltung vorschlägt.“

„Ich finde es in Ordnung, dass sich die Menschen gegen starken und lauten Verkehr wehren“, sagt die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Claudia Zöllmer. Das Thema Tempo 30 hätte die Fraktion im Gemeinderat angesprochen. Damit könnten sich aber Probleme mit der Taktung der Busse ergeben. „Ich fahre fast täglich auf der Stettener Hauptstraße. Der Belag ist so schlecht, dass ich mehr hopple als fahre. Ich hoffe, dass die Verwaltung alles prüft und Vorschläge präsentiert“, sagt sie.