Die Anrainerkommunen des Flughafens müssen sich auf den Ausfall der Gewerbesteuer des Flughafens einstellen – obwohl 2015 für den Airport ein Rekordjahr war.

Filder - Es ist einigermaßen paradox: Der Flughafen wird das Geschäftsjahr 2015 aller Voraussicht nach mit einem Rekordumsatz in Höhe von 245Millionen Euro abschließen und etwa 30 Millionen Euro Gewinn ausweisen, was ebenfalls einen Rekord darstellt. Vertraglich fixierte Einzahlungen in den Stuttgart-21-Risikotopf verkehren das Ergebnis aller Voraussicht nach jedoch in ein Minus. Nach Informationen unserer Zeitung müssen die Geschäftsführer Georg Fundel und Walter Schoefer bis zu 40 Millionen Euro für S 21 überweisen. Dann wird das Rekordjahr 2015 mit einem Minus von bis zu zehn Millionen Euro bilanziert.

 

Die Ankündigung roter Zahlen in der Flughafenbilanz lässt in den Rathäusern der Anrainerkommunen des Flughafens die Alarmglocken schrillen. Sie haben direkte Auswirkung auf die Haushalte der Städte Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern, Neuhausen und Stuttgart. Kein Gewinn, keine Gewerbesteuereinnahme – so lautet die einfache Faustformel. Wenn also die vor allem in der jüngsten Vergangenheit sprudelnde Geldquelle jetzt versiegt, treibt das den Stadtkämmerern etwa in Leinfelden-Echterdingen oder Filderstadt sogleich die Schweißperlen auf die Stirn: Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer werden schmerzlich fehlen. Nicht nur 2016, sondern auch in den darauffolgenden „zwei bis drei Jahren“ (Fundel).

4,4 Millionen Euro in vier Jahren eingenommen

Am Beispiel Leinfelden-Echterdingens wird die Dimension klar: Die Große Kreisstadt hat – aufgrund eines zwischen den Anrainern vereinbarten Schlüssels – für die Jahre 2011 bis 2014 nach Angaben der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) 4,408 Millionen Euro Gewerbesteuer eingenommen, die Hälfte davon allein im Jahr 2014.

Oberbürgermeister Roland Klenk spricht denn auch von einem „schweren Schlag“ für die Finanzplanung der Stadt L.-E., sollte es zu einem Totalausfall der Gewerbesteuerzahlung des Flughafens kommen. „Das würde unsere ohnehin kritische Finanzsituation noch einmal verschärfen“, sagt der Rathauschef unserer Zeitung. Immerhin haben Stadtverwaltung und Gemeinderat noch die Möglichkeit, die Hiobsbotschaft des Flughafens in den Haushalt für 2016 einzuarbeiten. Enthalten ist sie in der Planung nicht, weil sie auf Steuerbescheiden vom Juni vergangenen Jahres basiert. Gleichwohl werden die Gremien das neue Finanzloch bei den anstehenden Etatberatungen thematisieren.

Geschäftsführer lässt Kommunen zappeln

Auch Filderstadt wäre von einem Ausfall der Flughafen-Gewerbesteuern betroffen. In welchem Umfang, das dürfte dort am Montag intern ein Thema sein – dann ist die Weihnachtspause im Rathaus vorüber. Derweil lässt FSG-Geschäftsführer Fundel die Kommunen noch zappeln: „Ob wir ein Plus oder ein Minus haben, verraten wir bei der Bilanz-Pressekonferenz.“ Der Termin dafür ist üblicherweise im April.