Steve Jobs’ verrückteste Idee kam ihm 1986. Er kaufte die einstige Spinnerfirma Pixar, die am Computer Filme machen wollte - ein Glücksgriff.

Stuttgart - Im August 1986 hatte eine kleine Bürolampe einen großen Auftritt. Sie hüpfte auf der Siggraph in Dallas über eine Leinwand. 6000 Besuchern dieser Messe für Computergrafik ging da ein Licht auf. Das kecke Lämpchen aus John Lasseters Minifilmchen "Luxo Jr." war erstens im Computer entstanden, zweitens und vor allem aber kein eiswürfelkaltes Demonstrationsobjekt für die Programmierkünste einer Klitsche mit dem seltsamen Namen Pixar. Sie wirkte wie jede gute Animationsfigur lebendig, sie sprach die Gefühle der Zuschauer an.

 

Von heute aus wirkt es schlüssig, gar unvermeidlich, dass aus der Klitsche Pixar das profitabelste Filmstudio der Welt wurde. Es zauberte ein paar der warmherzigsten und schlauesten Filme unserer Zeit wie die "ToyStory"-Reihe, "Findet Nemo" und "Wall-E" aus den Rechnern. Damals aber war Pixar der albernste, weltfremdeste Einfall, den der sowieso als schwierig geltende Steve Jobs je hatte.

Jobs konnte keine Niederlagen eingestehen

Jobs hatte diese Firma nicht erfunden. Aber er hatte Geld in etwas gesteckt, das als die sauerste Pfütze Bier der ganzen Computerindustrie galt. Schuld am Ruf war vor allem Ed Catmull, ein Computertüftler, der als Kind davon geträumt hatte, Zeichner bei Walt Disney zu werden. Wo immer der 1945 geborene Catmull forschte und lehrte, er pusselte an der Idee herum, Computer könnten irgendwann einmal Bilder erzeugen.Und er scharte Gleichgesinnte um sich, die überall schief angesehen wurden.

1979 landeten Catmulls Spinner bei George Lucas, der sich von ihnen Tricktechniken für seine "StarWars"-Filme erhoffte. Als ihm die Catmull-Truppe immer nerviger mit dem Wunsch in den Ohren lag, einen Film ganz im Computer entstehen zu lassen, fiel ein radikaler Entschluss. Catmulls Abteilung wurde als eigene Firma ausgelagert und zum Verkauf angeboten. Keiner griff zu, auch Disney nicht. Bis Steve Jobs, der bei Apple gerade hinausgedrängt worden war, Anfang 1986 sein Privatkapital in die Vision steckte, Computer könnten einmal dreidimensionale Bilder erzeugen.

Schadenfrohes Lachen

Fünf Millionen Dollar zahlte Jobs an Lucas, fünf weitere Millionen gab er Pixar als Startkapital mit. Bei Disney tippte man sich an die Stirn, und im Silicon Valley lagen jene gar nicht wenigen, die den eigenwilligen Jobs nicht leiden konnten, vor schadenfrohem Lachen unter dem Tisch.

Denn trotz des Ruhms von "Luxo Jr." machte Pixar Jahr um Jahr Millionverluste, die Jobs decken musste. Wie oft er drauf und dran gewesen sein mag, das Experiment abzubrechen, blieb sein Geheimnis. 1991 entließ er 30 der 72 Angestellten. Aber eine Niederlage einzugestehen, das war Jobs nicht gegeben. Er pumpte weiter Geld in die Firma. 1995 stürmte dann "Toy Story" die Kinocharts. Seitdem ist die Welt bunter und Pixar eine Gelddruckmaschine. Wie Jobs sich das immer gedacht hatte.