Der 1946 in Cincinnati, Ohio geborene Spielberg hat sich nie als Teil des jeweils herrschenden Hollywood gesehen. Eher als dessen Widerpart, als einer, der sich gegen Strömungen stellte – was man leicht vergisst, wenn man an wegweisende Erfolge wie „Der Weiße Hai“, die „Indiana Jones“-Reihe, „E. T.“ oder „Jurassic Park“ denkt. Mit den „Amazing Stories“ wollte Spielberg seine Offensive hochvitalisierter Märchen ab 1985 auch ins Fernsehen bringen.

 

Der brave Spielberg – und der andere

Angesichts des gigantischen, trägen US-TV-Markts von damals ist ihm die Revolte nicht in gleichem Maße wie im Kino gelungen. Über die Jahre hin wirkten Spielbergs adrette TV-Produktionen wie „Sea Quest“ und „Terra Nova“mit ihrer sauberen Sprache und ihren netten Helden immer naiver, verklemmter und altbackener, je mehr sich die Kabelproduktionen von HBO und anderen TV-Renegaten von strikten Fesseln und Zensurauflagen befreiten und neue Maßstäbe für Sex, Gewalt, Sprache und Charakterambivalenz aufstellten.

Aber das ist eben nicht der ganze TV-Spielberg. Mit Tom Hanks hat er die Zweite-Weltkrieg-Serien „Band Of Brothers“ (2001) und „Pacific“ (2010) produziert, die nicht nur alles läppisch aussehen ließen, was das Fernsehen bis dahin zum Thema geboten hatte, sondern auch Kinofilmen durch clevere Ausnutzung der dramaturgischen Möglichkeiten der Miniserie voraus waren. Es gibt durchaus noch jenen Steven Spielberg, der Lust hat, die Regeln neu zu schreiben, der auch mal verstören und nicht nur gefallen will.

Interessant ist auch die Konstellation, dass der Streamingdienst Netflix einen seiner größten Erfolge mit der TV-Serie „Stranger Things“ feiert, die sich offen auf Spielbergs Mix aus Science-Fiction und US-Idyll in den Achtzigern bezieht. In gewisser Weise tritt Spielberg also gegen sich selbst an, gegen einen jüngeren Doppelgänger. Was immer ihm dazu einfallen mag – Apple hätte genügend Reserven, ihn das Projekt umsetzen zu lassen. Bei der Grenze von einer Milliarde Programmbudget muss es vermutlich nicht unbedingt bleiben.