Ein weißer Hai frisst sich durch eine malerische Badebucht und macht auch vor Kindern nicht halt. Drei Männer wagen sich aufs offene Meer, um das Drei-Tonnen-Tier zur Strecke zu bringen. Die Bilder dazu haben sich so tief ins Unterbewusstsein gegraben wie die Zahnreihen der Bestie ins Menschenfleisch. Steven Spielbergs erster Hit, der „weiße Hai“, hat die Massen im Sommer 1975 ins Kino und gleichzeitig aus dem Meer gezogen – der Blockbuster war geboren, der Bergtourismus erblüht, und der Knorpelfisch hatte für immer verloren. Spielberg hat das arme Ungeheuer nicht als reine, hirnlose Fressmaschine angelegt, sondern als berechnendes Biest mit Rachegelüsten. So vermenschlicht konnte das Ungeheuer eine noch grausamere Wucht entwickeln – erst recht in einem Amerika, das gerade dabei war, sein Selbstbewusstsein zu verlieren. Ariane Holzhausen