Eine Studie im Auftrag der Bundesregierung hält sie für teuer, nicht serienreif und mit vielen Nachteilen verbunden – und plädiert für Software-Updates.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel - Nachrüstlösungen für Dieselfahrzeuge mit Euronorm 5 und 6, um den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) drastisch zu senken, sind prinzipiell möglich. Sie sind aber teuer, nicht in Serienreife verfügbar und mit erheblichen Nachteilen verbunden. Zu diesem Ergebnis kommen fünf Professoren, die im Auftrag der Bundesregierung zehn Pkw und leichte Nutzfahrzeuge mit entsprechenden Prototypen für die NOx-Reduzierung analysiert haben. „In jedem Fall sind die Kosten für eine Hardware-Nachrüstung mit mehr als 5000 Euro anzusetzen“, heißt es in einer 153-seitigen „Kurzzusammenfassung“ des Gutachtens, das seit Mitte Februar vorliegt und das das Bundesverkehrsministerium jetzt freigab.

 

Im Prinzip sei es bei allen untersuchten Fahrzeugen möglich, die nötigen Systeme im Unterbodenbereich zu verbauen. Wegen der ungünstigen Temperaturverhältnisse seien aber „aufwendige Zusatzmaßnahmen erforderlich, da ansonsten die Funktion im besonders wichtigen Stadtbetrieb eingeschränkt ist.“

Systeme noch nicht reif für den Massenmarkt

Bis Systeme, die von Nachrüstfirmen wie etwa der Firma Baumot eigenständig entwickelt wurden, für den Massenmarkt serienreif seien, seien „Entwicklungsprozesse“ nötig, schreiben die Autoren, „die nicht unter zwei Jahren darstellbar sind“. Die Wissenschaftler distanzieren sich eindeutig vom ADAC, der in einem Bericht den „Einsatz autarker nachgeschalteter Systeme“ für möglich gehalten hatte.“ Die fünf Wissenschaftler widersprechen dem ADAC deutlich. Sie setzen sich von der Baumot-Lösung und der lobenden Erwähnung durch den ADAC eindeutig ab: „Erst eine umfangreiche Entwicklung mit Erprobung in Höhe, Hitze und Kälte kann zeigen, ob ein Serieneinsatz möglich ist.“ Selbst wenn all dies gelinge, bedeute es, „dass unterschiedliche Emissionsergebnisse zu erwarten sind“. Wenn man es schaffe, innerhalb von Jahren serienreife Nachrüstlösungen zu entwickeln, müsse sich der Fahrzeughalter zudem auf erhebliche Nachteile gefasst machen: „Auch bei sorgfältiger Umsetzung“ sei mit „Qualitätseinbußen und einem Kraftstoffmehrverbrauch“ zu rechnen, sagen die Gutachter.

Fortschritte bei Software-Updates

Neben der wissenschaftlich deutlich formulierten Absage an Nachrüstlösungen stellen die Gutachter Softwarelösungen als Möglichkeit in den Vordergrund, den hohen Stickoxidausstoß von einigen Dieselfahrzeugen zu senken. Bei Euro- 6–Fahrzeugen sei die Entwicklung deutlich voran geschritten, „so dass Software-Updates eine deutliche Verbesserung bringen und deutlich schneller und überdies flächendeckend im Realverkehr wirksam werden.“

Durch die Studie dürften sich Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und das Kanzleramt in der Auffassung bestätigt fühlen, weiter keine Nachrüstlösung zur Abwendung von Fahrverboten zu verfolgen. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) fordert dagegen Nachrüstlösungen. Sie stützt sich auch auf ein zweites Gutachten von Georg Wachtmeister aus München, das vom Bund in Auftrag gegeben wurde und das zuvor durchgesickert ist. Es hält Nachrüstungen für 3000 Euro für möglich.