„Was wäre, wenn Jesus bei dir klingelt?“ Mit dieser Frage waren die City-Diakonin Doris Beck und ihr Team an verschiedenen Orten in der Stadt unterwegs und haben teils überraschende Antworten bekommen. In der Stiftskirche kann man das Ergebnis besichtigen.
Leute, die mit dem Jesuskind in der Stadt unterwegs sind, das kommt nicht jeden Tag vor. Und dazu stellen sie auch noch Fragen: „Was wäre, wenn Jesus bei dir klingeln würde?“ Bei der ungewöhnlichen Gruppe handelte es sich um die City-Diakonin Doris Beck von der evangelischen Stiftskirchengemeinde und ihr fünfköpfiges Team. Das Team wollte wissen, was Menschen über Jesus denken, ob er in ihrem Leben oder Alltag einen Platz haben und was sich dadurch verändern würde.
Acht Stationen hatten die Gruppe sich für ihr Jesus-Experiment ausgesucht: eine Kneipe im Bohnenviertel, das Marienhospital, einen Kindergarten, den offenen Strafvollzug im Leonberger Seehaus, eine Wärmestube, das Hoffnungshaus im Leonhardsviertel, eine Fachschule für Soziales und einen Friseursalon. Jeweils für eine halbe Stunde machten sie dort samt ihrer von den Marienschwestern in Darmstadt hergestellten Jesusfigur halt und suchten das Gespräch.
Intensive Gespräche – auch mit Menschen, die nicht gläubig sind
Berührungsängste gab es nicht, wie Doris Beck berichtet. Im Gegenteil. „Die Ernsthaftigkeit, wie die Leute sich darauf eingelassen haben, war berührend – auch mit denen, die nicht gläubig sind“, sagt sie. „Wir sind nicht mit einem fertigen Konzept gekommen, sondern wollten hören, was die Leute denken.“ In der Jakobstube hörten sie von einem Gast den Satz: „Wenn Jesus bei mir klingeln würde, dann würde ich ihm sagen, wir brauchen dich hier im Leonhardsviertel mehr denn je. Denn die Menschen, die hier im Viertel leben und arbeiten, haben einen Platz verdient in unserer Stadt.“ Die Friseurmeisterin meinte: „In meinem Salon würde ich Jesus an einen geschützten Ort legen, weil er schon genug erlebt hat.“ Ein Kindergartenkind bot dem Jesuskind einen Schlafplatz im Stockbett an: „Ich oben, Jesus unten.“ Im Hoffnungshaus fiel der Satz: „Das Kind muss in die Mitte!“ Und in der Wärmestube die Feststellung: „Ich glaube, das ist ein tiefes Geheimnis, dass Gott ganz anders ist. Aber wir machen da viel viel Glitzer drumrum.“
Die Ausstellung ist bis 22. Dezember in der Stiftskirche zu sehen
Diese und andere Aussagen hat das Team gesammelt und zu einer kleinen Ausstellung zusammengestellt, die bis 22. Dezember im Chor der Stiftskirche zu sehen ist. Der Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler ist von dem Experiment und dem Ergebnis sehr angetan. Er sieht darin „einen wichtigen Baustein auf dem Weg zu einer Kirche, die zu den Menschen geht, präsent sein möchte und so ihren Anteil am Zusammenleben einer Stadtgesellschaft einbringt“. Auch Doris Beck zeigt sich beglückt: „Wir haben die Weihnachtsgeschichte neu erschlossen – zusammen mit den Menschen.“