Wer eine Funktionsjacke trägt, möchte auf den Regenschirm verzichten. Ein Test offenbart hingegen: nur wenige der getesteten Jacken erfüllen tatsächlich ihre Aufgabe.

Stuttgart - Ergebnisse der Stiftung Warentest zeigen: Nur drei von 14 Jacken im Test halten Dauerregen wirklich zuverlässig ab, beim Rest regnet es durch. Problematisch wird es vor allem nach mehrmaligem Waschen.

 

Was haben die Warentester genau geprüft?

Eine Stunde lang prasselte Dauerregen (450 Liter Wasser pro Quadratmeter) auf sie nieder. Dann wurde ihr die Funktionsjacke ausgezogen und geprüft, wie viele Wasserflecken ihr Unterhemd zierten und ob die Feuchtigkeitssensoren am Körper angeschlagen haben. Zum Glück war es nur eine Puppe, die diese Dusche im so genannten Regenturm mit 14 verschiedenen Funktionsjacken für Frauen im mittleren Preissegment (um die 200 Euro) über sich ergehen lassen musste. Denn bei elf Modellen wurde sie ganz schön nass. Vor allem, nachdem die Jacken nach der ersten Regenrunde fünfmal gewaschen wurden.

Warum haben die Funktionsjacken so schlecht abgeschnitten?

2004 haben die Warentester unter den gleichen Bedingungen ebenfalls Funktionsjacken aus dem mittleren Preissegment getestet. Damals fielen nur rund 20 Prozent der Modelle durch, nun sind es fast 80 Prozent. „Auffällig waren bei diesem Test vor allem Verarbeitungsmängel schon bei den neuen Jacken“, sagt Renate Ehrnsperger, zuständige Projektleiterin bei der Stiftung Warentest. So wurde bei vielen Jacken vergessen, alle Nähte mithilfe eines Tapes abzukleben. „Beim Zusammennähen muss die Beschichtungsfolie durchstochen werden. Damit es an diesen Stellen später nicht durchregnet, ist sorgfältiges Tapen wichtig“, erklärt Ehrnsperger. Weitere undichte Stellen fanden die Warentester an den Reißverschlüssen und an den Lüftungsschlitzen unter den Armen. „Wenn hier der Stoff zu knapp bemessen ist, der darüber geschlossen wird, kommt Wasser durch“, sagt Ehrnsperger. Das könne der Kunde aber – anders als getapte Nähte – beim Kauf auch selbst prüfen.

Solche undichten Stellen wurden insbesondere nach mehrmaligem Waschen im Test relevant. „Denn dadurch wird immer mehr von der Imprägnierung abgewaschen, die solche Schwachstellen zunächst ausgleicht“, sagt Ehrnsperger. Zwar könne man eine Jacke dann selbst erneut imprägnieren. „Doch bei einer Jacke für 200 Euro erwarte ich mir eigentlich etwas anderes und die Schwachstellen von der Herstellung bleiben ja trotzdem“, so Ehrnsperger. Sie sagt aber auch, dass eine Jacke mit nur ausreichendem Testurteil für einen normalen Regenspaziergang in der Stadt völlig ausreichend sei. „Bei unserem Test ging es darum, eine stundenlange Regenwanderung zu simulieren, denn dazu werden die Jacken ja eigentlich hergestellt.“

Welche Modelle sind empfehlenswert?

Die beste Funktionsjacke im Test ist die teuerste: Haglöfs Astral III Jacket für 360 Euro. Ein gutes Urteil bekommt auch die Schöffel Easy L II für 180 Euro. Ähnlich gut vor Regen schützt auch die Shelter Jkt von Jack Wolfskin für 180 Euro, sie ist aber weniger atmungsaktiv als die anderen beiden Modelle.

Kann man sich beim Kauf an den Wassersäule orientieren, welche die Hersteller angeben?

Die Hersteller führen meist eine Wassersäule von beispielsweise „mindestens 10 000 Milliliter“ an, die belegen soll, wie regendicht die Jacke ist. Je höher der Wert, umso besser, so die Werbung. Tatsächlich aber sagt dieser Wert lediglich, wie regendicht der Stoff ist, nicht die Jacke. „Um die Wassersäule zu ermitteln, wird Wasser mit entsprechend großem Druck auf ein Stück eingespannten Jackenstoff gespritzt und dann geprüft, ob der Stoff dicht hält“, erklärt Renate Ehrnsperger. Schwachstellen wie schlecht verarbeitete Nähte fallen bei dieser Prüfung jedoch nicht auf.

Wie pflegt man eine Funktionsjacke richtig?

Unter häufigem Waschen leiden die Membran und die Beschichtung, die Imprägnierung geht verloren. Ganz aufs Waschen zu verzichten ist jedoch auch keine Idee. „Schmutz und Schweiß können die Poren der Jacke verstopfen, dadurch kann sich dann die Membran vom Oberstoff lösen und die Jacke wird undicht“, erklärt Renate Ehrnsperger von der Stiftung Warentest. Sie rät deshalb dazu, Funktionsjacken einmal im Jahr nach der Wandersaison zu waschen – und zwar im Schonwaschgang und nach den Reinigungsempfehlungen bei Temperatur und Waschmittel, welche die Hersteller zu den Jacken liefern. Nach dem Waschen kann man die Imprägnierung etwas reaktivieren, indem man die Jacke in den Wäschetrockner gibt oder bei geringer Hitze bügelt. Wer die Jacke erneut imprägnieren möchte, sollte zum Spray Toko Eco Textile Proof greifen, empfehlen die Warentester nach einem Test von Imprägniermittel aus dem Jahr 2015.

Funktionsjacken gelten nicht gerade als umweltfreundlich. Was sagt der Test dazu?

Fast alle Anbieter im Test verwenden so genannte per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), um die Jacken wasser- und schmutzabweisend zu machen. Diese Stoffe gelangen durchs Ausgasen der Jacken oder beim Waschen in die Umwelt, wo sie nur schwer oder gar nicht mehr abgebaut werden. Dem Umweltbundesamt zufolge sind sie in der Nahrungskette und in der Muttermilch nachweisbar. Insbesondere so genannte langkettige PFC stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen, weshalb viele Hersteller auf kurzkettige PFC umsteigen. Doch auch diese sind umstritten. Wer keine Expeditionen oder regelmäßige lange Wanderungen mit der Jacke plant, sollte deshalb eine fluorfreie Jacke wählen. Noch sind diese weniger wasserabweisend, „doch wenn die Hersteller stärker auf eine saubere Verarbeitung achten, ist die Imprägnierung als zusätzlicher Schutz auch nicht mehr so ausschlaggebend“, findet Renate Ehrnsperger.