Steigen die Wasserpreise auch in Stuttgart?

Wie versorgt man täglich 600 000 Menschen mit frischem Trinkwasser – und das ohne nennenswerte eigene Wassergewinnung? Die Stadt Stuttgart hat das Problem über eine Fernwasserversorgung gelöst: Wasser aus dem Donauried und dem Bodensee versorgt die Landeshauptstadt mit dem kostbaren Nass. Es wird gereinigt, entkeimt und für den Transport desinfiziert. Ab der Stadtgrenze verteilt es die EnBW über ihre Tochter Netze BW im gesamten Stadtgebiet.

 

Weil das Stuttgarter Wasser von zwei Versorgern stammt, trinken die Stuttgarter auch zwei Arten Wasser: Der Süden, Westen und Teile des Nordens erhalten das Wasser aus dem Bodensee, der restliche Norden, die Mitte und der Osten das Wasser aus dem Donauried. In beiden Fällen handele es sich um Trinkwasser allererster Güte, betont die EnBW – das würden laufende Qualitätskontrollen garantieren. Laut der jüngsten Trinkwasseranalyse weist das Bodenseewasser lediglich einen Nitratwert von 4,1 Milligramm pro Liter auf. Beim Wasser aus dem Donauried sind es 24,0 Milligramm pro Liter. Beides liegt deutlich unter dem Grenzwert von 50 Milligramm, den die Trinkwasserverordnung vorgibt. Eine so geringe Belastung ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit. Vor allem in ländlichen Regionen ist die Nitratbelastung aufgrund überdüngter Böden mitunter massiv.

Belastetes Grundwasser muss aufwendig aufbereitet werden

Die Überdüngung sei nicht nur Raubbau an der Umwelt und eine schwere Belastung für das Grundwasser. „Sie kann uns auch teuer zu stehen kommen“, mahnt Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Der Grund dafür: Belastetes Grundwasser muss aufwendig aufbereitet werden, um die Trinkwassergrenzwerte einzuhalten. Einige Wasserversorger verdünnen zu stark belastetes Wasser schlicht mit unbelastetem Wasser.

Wasserrechnungen können um 60 Prozent steigen

Immer mehr Versorger müssen das Nitrat allerdings technisch aus dem Grundwasser entfernen, weil zu wenig unbelastetes Grundwasser vorhanden ist. Das ist relativ teuer und erhöht letztlich die Wasserrechnung der Verbraucher. „In einigen Regionen könnte die Jahreswasserrechnung über 60 Prozent höher ausfallen“, betont der BDEW-Geschäftsführer und bezieht sich dabei auf ein aktuelles Gutachten zu den Kosten der Nitratverschmutzung. „Der Gesetzgeber darf nicht zulassen, dass der Verbraucher für die Sünden der industriellen Landwirtschaft zur Kasse gebeten wird.“

Der Bundesrat hat im Frühjahr der Novelle der Düngeverordnung zugestimmt. Damit gelten nun schärfere Regeln zugunsten des Gewässerschutzes. „Der Dünger muss bei den Pflanzen ankommen, aber nicht im Grundwasser“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). „Das neue Düngerecht schützt vor Überdüngung.“

Der Bundesrat hat im Frühjahr der Novelle der Düngeverordnung zugestimmt. Damit gelten nun schärfere Regeln zugunsten des Gewässerschutzes. „Der Dünger muss bei den Pflanzen ankommen, aber nicht im Grundwasser“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). „Das neue Düngerecht schützt vor Überdüngung.“

Strengere Grenzwerte für Düngung gefordert

Unter anderem werden durch die neue Verordnung Sperrzeiten, in denen keine Düngemittel ausgebracht werden dürfen, verlängert und die Abstände für die Düngung in der Nähe von Gewässern ausgeweitet. Zudem müssen die Landwirte eine Düngebilanzierung vornehmen und die jeweils ausgebrachten Mengen an Düngemitteln genau dokumentieren. Diese Regelung ist allerdings auf landwirtschaftliche Großbetriebe beschränkt.

Das geht dem BDEW nicht weit genug. Strengere Grenzwerte für die Düngung, Ausnahmen nur in begründeten Fällen – so lauten die Kernforderungen des Verbands. Und wenn an einem Standort der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser überschritten wird, müsse ein sofortiger Düngestopp erfolgen, so Weyand. „Wenn es um das deutsche Grundwasser geht, darf sich die Politik nicht auf faule Kompromisse und großzügige Ausnahmeregelungen einlassen.“