Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Schorndorf - Sie ist eine Stiftung, die von sich reden macht: zur Preisverleihung der Palm-Stiftung, die alle zwei Jahre in der Künkelinhalle in Schorndorf internationale Preisträger dafür ehrt, dass sie für die Presse- und Meinungsfreiheit eintreten, reisen prominente Redner an. 20 000 Euro erhalten die mit dem Preis Ausgezeichneten, die Organisation im Hintergrund koste nochmals den dreifachen Betrag, sagt Annette Kroenert, die Geschäftsführerin. Die Zukunft des Preises sei gesichert, betont sie – alles stehe auf soliden finanziellen Füßen.

 

Das Fundament dafür haben die Gründer, die Schorndorfer Maria und Johann-Philipp Palm, bereits in den 1990er-Jahren gelegt. Man habe lange überlegt, welche Form man wähle, sagt Annette Kroenert. „Die Stiftungsform ist etwas sehr Statisches“, sagt die Geschäftsführerin. Wolle man im Nachhinein Änderungen machen, sei dies kaum möglich. „Die Gründer wollten, dass etwas Flexibles mit Beteiligungsmöglichkeiten entsteht.“

Das zu erreichen sei in einer Vereinsform, bei welcher durch Mitgliederversammlungen auch Satzungen geändert werden können, viel einfacher möglich. „Ein Verein ist wie eine Pyramide, die unten eine breite Basis hat.“

Deswegen heißt die Stiftung zwar Palm-Stiftung, ist jedoch ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Schorndorf. Die rund ein Dutzend Mitglieder, die über den Kurs entscheiden, sind mehrheitlich Mitglieder der Familie Palm. Die finanziellen Erträge bekommt der Verein von einer GmbH, an welcher er beteiligt ist, und in welcher Immobilien und Firmenbeteiligungen der Gründer gebündelt sind. Das wohl bekannteste Gebäude ist die Palmsche Apotheke am Schorndorfer Marktplatz, deren Mieteinnahmen auch die Preisverleihungen stützen.

Wie es bei Immobilien üblich sei, müsse sich der Verein jedoch hin und wieder an anfallenden Reparaturen und Investitionen beteiligen, sagt Kroenert. Deshalb schwankten die Einnahmen und Ausgaben von Jahr zu Jahr. Allerdings sei der Verein damit in einer viel komfortableren Lage, als manche Stiftungen, deren Weiterbestand gefährdet sei.

Die Stiftung als Organisationsform

Rechtsform
Eine Stiftung entsteht durch die Übertragung eines Vermögens durch einen Stifter, der ein bestimmtes Ziel vorschreibt. Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Rechtsformen ist, dass das Vermögen nicht angetastet und nur das erwirtschaftete Kapital eingesetzt werden darf. Die meisten Stiftungen verfolgen soziale Zwecke (31 Prozent), andere haben sich beispielsweise der Förderung von Umweltschutz, Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur verpflichtet.

Zahl
Zurzeit gibt es laut dem Bundesverband Deutscher Stiftungen deutschlandweit 20 784 Stiftungen mit einem Vermögen von geschätzt rund 100 Milliarden Euro.

Palm-Stiftung Schorndorf: Flexibilität ist Trumpf

Schorndorf - Sie ist eine Stiftung, die von sich reden macht: zur Preisverleihung der Palm-Stiftung, die alle zwei Jahre in der Künkelinhalle in Schorndorf internationale Preisträger dafür ehrt, dass sie für die Presse- und Meinungsfreiheit eintreten, reisen prominente Redner an. 20 000 Euro erhalten die mit dem Preis Ausgezeichneten, die Organisation im Hintergrund koste nochmals den dreifachen Betrag, sagt Annette Kroenert, die Geschäftsführerin. Die Zukunft des Preises sei gesichert, betont sie – alles stehe auf soliden finanziellen Füßen.

Das Fundament dafür haben die Gründer, die Schorndorfer Maria und Johann-Philipp Palm, bereits in den 1990er-Jahren gelegt. Man habe lange überlegt, welche Form man wähle, sagt Annette Kroenert. „Die Stiftungsform ist etwas sehr Statisches“, sagt die Geschäftsführerin. Wolle man im Nachhinein Änderungen machen, sei dies kaum möglich. „Die Gründer wollten, dass etwas Flexibles mit Beteiligungsmöglichkeiten entsteht.“

Das zu erreichen sei in einer Vereinsform, bei welcher durch Mitgliederversammlungen auch Satzungen geändert werden können, viel einfacher möglich. „Ein Verein ist wie eine Pyramide, die unten eine breite Basis hat.“

Deswegen heißt die Stiftung zwar Palm-Stiftung, ist jedoch ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Schorndorf. Die rund ein Dutzend Mitglieder, die über den Kurs entscheiden, sind mehrheitlich Mitglieder der Familie Palm. Die finanziellen Erträge bekommt der Verein von einer GmbH, an welcher er beteiligt ist, und in welcher Immobilien und Firmenbeteiligungen der Gründer gebündelt sind. Das wohl bekannteste Gebäude ist die Palmsche Apotheke am Schorndorfer Marktplatz, deren Mieteinnahmen auch die Preisverleihungen stützen.

Wie es bei Immobilien üblich sei, müsse sich der Verein jedoch hin und wieder an anfallenden Reparaturen und Investitionen beteiligen, sagt Kroenert. Deshalb schwankten die Einnahmen und Ausgaben von Jahr zu Jahr. Allerdings sei der Verein damit in einer viel komfortableren Lage, als manche Stiftungen, deren Weiterbestand gefährdet sei.

Bürgerstiftung Waiblingen: Spender als Lebensretter

Waiblingen - Bislang habe die Bürgerstiftung Waiblingen noch keinen Antrag ablehnen müssen, sagt deren Geschäftsführer Thomas Schaal. Allerdings hätten derzeit alle Stiftungen das gleiche Problem: „Aufgrund mangelnder Verzinsung fehlen Erträge.“ Bis zum Jahr 2013 seien die jährlichen Zinseinnahmen der im Jahr 2004 gegründeten Bürgerstiftung Waiblingen noch bei rund 4000 Euro gelegen. Doch nun laufen die Verträge aus – und die aktuellen Zinsen, sagt Schaal, bewegten sich bei 0,1 Prozent.

Für die Bürgerstiftung Waiblingen bedeutet das, „dass Zustiftungen nicht mehr im Vordergrund stehen“, so der Oberbürgermeister und Vorstandsvorsitzende Andreas Hesky: „Spenden sind das, was die Bürgerstiftung am Leben hält. Das läuft gerade ganz gut.“ Die Bandbreite reicht laut Thomas Schaal „vom einfachen Bürger bis zum Unternehmer“, von der Kleinspende bis zu „namhaften Beträgen“. Obwohl das Regierungspräsidium Stuttgart Stiftungen erlaube, ihr Geld auch in mit Risiko behaftete Anlagen zu investieren, habe die Bürgerstiftung Waiblingen das bisher nicht getan, sagt Schaal: „Wir setzen auf sichere Anlagen, also Festgelder bei örtlichen Banken.“

Der Stiftungsvorstand habe sich auch überlegt, Geld in eine Immobilie anzulegen, sagt Andreas Hesky. Allerdings sei fraglich, ob diese in 20 Jahren noch den gleichen Wert habe. Zudem dürfe man Instandhaltungskosten und eventuelle Mietausfälle nicht vergessen. Deshalb habe man sich gegen diese Möglichkeit entschieden. „Eine Wohnung zu kaufen, wäre das teuerste Wertpapier.“

Trotzdem kommt bei der Bürgerstiftung Waiblingen eine Immobilie ins Spiel. Denn die Stadt Waiblingen steckt die Mieterträge einer Wohnung, die sie geschenkt bekommen hat, in die Stiftung. Früher waren die Räume als Büro für Sozialarbeiter genutzt worden, werden für diesen Zweck aber nicht mehr benötigt. Der Netto-Erlös liege bei rund 4000 Euro, sagt Hesky: „Beim derzeitigen Zinssatz müssten wir vier Millionen Euro anlegen, um diesen Ertrag zu erzielen.“ Insofern, so Hesky, „würden wir uns freuen, wenn wir ein Haus geschenkt bekommen.“

Altenstiftung Altenheime: Schleichende Entwertung

Waiblingen - Das waren noch Zeiten, als die Altenstiftung Altenheime Waiblingen anno 1979 gerade ihre Gründungsjahre hinter sich hatte, so erinnert sich Heiner Gerstenmaier, der Stiftungsvorstand. Damals habe es ordentliche Zinserträge gegeben. Exakt 25 000 Deutsche Mark, umgerechnet 12 782 Euro, standen in jenem Jahr für die beiden begünstigten Waiblinger Altenheime zur Verfügung. Zur Ausgabe entsprechend dem Stiftungszweck, der auf die testamentarische Verfügung einer Waiblinger Metallhändler-Witwe zurückgeht.

Die guten Zeiten sind vorbei. Nachdem der Zinsertrag aus dem Stiftungskapital von 210 000 Euro (ursprünglich 400 000 D-Mark im Gründungsjahr 1974) Mitte der 1990er-Jahre bis zu 17 000 Euro pro Jahr erreichte und sich bis 2013 zwischen 7000 und 9000 Euro einpendelte, ging es 2014 abrupt bergab mit der Summe für Wohltaten für die Bewohner des Feierabend- und des Marienheims. Mit 950 Euro deckten sie im v ergangenen Jahr gerade noch die Geschäftsführungskosten der Stiftung. Die Zinserwartungen für dieses Jahr liegen bei 480 Euro: „Die Stiftung macht Miese.“

Grund genug für den vierköpfigen Stiftungsvorstand, dem auch der Oberbürgermeister Andreas Hesky angehört, sich nach Auswegen aus der Misere umzusehen. Zumal langfristig neben dem Verlust der aktiven Mittel für die Stiftungszwecke die schleichende Entwertung des Stiftungskapitals droht. Der Wert, so lautet die Faustregel, vermindert sich aufgrund der Inflation um 40 Prozent binnen 20 Jahren. Das Worst-Case-Szenario bei anhaltend geringem Zinsniveau: Kein Geld für die Stiftungszwecke und, so sagt Gerstenmaier, „vielleicht im Jahr 2080 die Erkenntnis, dass das Kapital wertlos ist.“

Ein Ausweg wäre, das Vermögen der Stadt Waiblingen zur Verfügung zu stellen, um damit für eine längere Zeit die Stiftungszwecke erfüllen zu können. Das jedoch lehnt die Stiftungsbehörde im Regierungspräsidium mit Verweis auf das Gesetz ab. Ein Gegenvorschlag lautet, 30 Prozent des Kapitals in Aktien anzulegen. Das gehe, sagt Gerstenmaier, am Stiftungszweck vorbei, da Gewinne aus Aktiensteigerungen nicht laufend für die Stiftungszwecke aktiviert werden könnten und Dividenden kaum eine Verbesserung darstellten.

Auch das Angebot, befristet für fünf Jahre jährlich 80 000 Euro vom Kapital zu verbrauchen, diesen Betrag dann aber binnen der darauf folgenden drei Jahre wieder aufzufüllen, sei zinsperspektivisch unsinnig. Der dritte Ausweg, die Umwandlung in eine Verbrauchsstiftung, die für mindestens zehn Jahre den Stiftungszweck erfüllt, wird für Altenstiftungen von den Behörden abgelehnt.

Guter Rat sei teuer, sagt Gerstenmaier, zumal das Gesetz auch eine Fusion mit der Waiblinger Bürgerstiftung verwehre. Seine Furcht vor den kommenden Jahren: Kein Geld für Stiftungszwecke „und die Stiftung wertmäßig ausgehöhlt durch die Inflation“. Die Behörden aber hielten krampfhaft an der überholten Rechtslage für Stiftungen fest – „das geht an der Realität vorbei“.