Die Firma Stihl will am Standort Waiblingen 100 Millionen Euro investieren - zum einen, weil angesichts des Wachstums immer mehr Mitarbeiter untergebracht werden müssen und weil ein Firmenmuseum entstehen soll.

Waiblingen - Steigende Absatzzahlen, deutliches Umsatzplus und mehr als 150 offene Stellen allein am Standort Waiblingen – die Firma Stihl, der Weltmarktführer in Sachen Motorsägen und anderen landschaftspflegerischen Geräts wächst rasant weiter. Deshalb benötige das Unternehmen dringend zusätzliche Büroraum, sagt der Vorstandsvorsitzende Bertram Kandziora und kündigt Neubauten, Erweiterungen und Modernisierungen an. 100 Millionen Euro will das Unternehmen im Werk 1 an der Waiblinger Badstraße direkt an der Rems sowie im Werk 2 in Waiblingen-Neustadt investieren.

 

Konkrete Pläne für das Werk 2 in Neustadt

Konkret sollen am Remsufer ein Neubau mit einer Stihl-Markenwelt und einem Unternehmensmuseum entstehen. Außerdem wird dort das Bürohochhaus entsprechend eines bereits vorliegenden Entwurfs des Büros BFK Architekten aus Stuttgart komplett saniert und modernisiert. Auch das Nachbargebäude des Hochhauses soll zurückgebaut und dann als Verwaltungsgebäude samt einem Betriebsrestaurant neu errichtet werden, heißt es in einer Pressemitteilunge zu den ambitionierten Bauvorhaben, die voraussichtlich im kommenden Sommer starten werden.

Um möglicherweise noch weitere Raumkapazitäten schaffen zu können, würden auch an allen anderen Standorten des Stammhauses Erweiterungsoptionen geprüft. Konkret sind die Pläne bereits für das Werk 2 in Neustadt: Dort soll angesichts der stetig wachsenden Zahl an Mitarbeitern der Kopfbau der erst im vergangenen Jahr in Betrieb genommenen Produktionslogistik zwei zusätzliche Geschosse bekommen – und damit rund 250 neue Arbeitsplätze.

350 Mitarbeiter müssen vorübergehend umziehen

Nicht nur vom Bauvolumen her werden die Vorhaben, die binnen der nächsten Jahre erledigt werden sollen, zu einem Kraftakt, sondern auch logistisch. Denn allein in Werk 1 werden für die Bauzeit mindestens 350 Mitarbeiter vorübergehend umziehen müssen. Als Ausweichquartier stehen ein kleineres Gebäude in Waiblingen-Hohenacker und ein großer Bau in Fellbach zur Verfügung. Das Bürogebäude in Fellbach, das angemietet werden soll, weist nach Stihl-Angaben eine Nutzfläche von 9400 Quadratmetern auf, verteilt auf fünf Geschosse. „Derzeit werden die Räumlichkeiten dort aufwendig saniert, der neue Standort erhält außerdem eine eigene Kantine“, erläutert Stefan Caspari, der Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei Stihl. Bei dem Interims-Unterschlupf handele es sich um das ehemalige Lechler-Areal. Bis die 350 Mitarbeiter umziehen, werden angesichts der vorbereitenden Bauarbeiten an der Schaflandstraße allerdings noch mindestens sechs Monate vergehen: „Die Umzugskisten sollen im Sommer 2018 gepackt werden“, sagt der Pressesprecher.

Das sogenannte Lechler-Haus befindet sich am westlichen Ende der Schaflandstraße. Die meisten Fellbacher kennen das Gebäude vom Vorbeifahren – wegen der verspiegelten, braunen Fenster. Wie lange Fellbach Interims-Standort für die Firma Stihl bleibt, ist noch offen „Über den Zeitraum der vorübergehenden Nutzung können wir derzeit noch keine Angaben machen“, erklärt Caspari. Dass es aber eher einige Jahre als ein paar Monate sein werden, steht angesichts der üblichen Zeiträume für Umbauarbeiten wie denen in der Waiblinger Zentrale jetzt schon fest.

Für Waiblingen ist Stihl eminent wichtig

Auf positive Resonanz stoßen die Pläne von Stihl derweil nicht nur am Interimsstandort in der Nachbarstadt, sondern auch in Waiblingen selbst. Das sei eine „wunderbare Nachricht so kurz vor Weihnachten“, sagt der Oberbürgermeister Andreas Hesky. Für Waiblingen sei das Unternehmen Stihl eminent wichtig „Wir leben von und mit Stihl.“ Dass zu den Hunderten zusätzlicher Arbeitsplätze dann auch noch eine Einrichtung wie die Stihl-Markenwelt komme, die sich als geschichtsträchtiges Motorsägenmuseum einreihe in Besuchermagneten wie das Porsche- oder das Mercedes-Benz-Museum, das sei für Waiblingen noch ein ganz besonderer Glücksfall.

Vorgespräche über die Bauvorhaben des Unternehmens seien bereits gelaufen, berichtet Hesky. Ein Großteil der Vorhaben an der Rems spiele sich auf ohnehin bereits bebautem Gebiet mit den notwendigen Abständen zum Fluss ab. Die Pläne, so die bisherige Einschätzung der Stadt, seien allesamt genehmigungsfähig – ohne dass da der Eindruck entstehen dürfe, Stihl brauche nur mit den Fingern zu schnippen und bekomme alles genehmigt. Hesky: „Auch mit Blick auf Umweltaspekte macht Stihl das alles sehr professionell.“