Besam Alubeyid ist aus Syrien geflüchtet und hat sich in Stuttgart innerhalb weniger Monate integriert. Doch das Heimweh nach seiner Heimat bleibt. Sobald es geht, will er wieder zurück.

Stuttgart - Bessam Alubeyid ist für ein Stipendienprogramm des Landes für syrische Flüchtlinge ausgewählt worden, am Freitag bekommt er seine Urkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreicht. Der Erdölingenieur mit Wohnsitz in Degerloch freut sich, auch wenn ihn das Heimweh nach der Familie plagt.
Herr Alubeyid, Sie sind seit sieben Monaten hier und sprechen perfekt Deutsch. Wie haben Sie das geschafft?
Ich habe einen Sprachkurs besucht, aber das meiste habe ich mir in Eigeninitiative beigebracht. Ich habe ein gutes Sprachprogramm auf dem Computer und nutze jede freie Minute, um zu lernen. Geholfen haben mir auch meine Freunde, mit denen ich konsequent Deutsch rede.
Sie haben in Syrien studiert und wollen in Deutschland noch einmal an die Uni.
In Homs habe ich Ingenieurswesen mit dem Schwerpunkt Erdöl- und Erdgasgewinnung studiert. Mein Ziel ist es jetzt, in Deutschland einen Master draufzusetzen. In Frage kommt für mich Verfahrenstechnik in Stuttgart oder Karlsruhe. Noch besser passen würde natürlich ein Ingenieursstudium mit demselben Schwerpunkt, aber der wird in Baden-Württemberg leider nicht angeboten. Und ich glaube, das Stipendium ist auf Studien in Baden-Württemberg begrenzt.
Haben Sie in Syrien gearbeitet?
Ich war ein Jahr lang für die Hayan Petroleum Company in Homs tätig, im Controlling für die Erdgasförderung. Aufgehört habe ich, weil der Militärdienst anstand. Ich wollte auf keinen Fall in die Al-Assad-Armee eingezogen werden. Ich wollte niemanden töten müssen. Freunde von mir sind seit vier Jahren in der Armee und wissen nicht, wann sie wieder entlassen werden. Deshalb habe ich Syrien verlassen.
Was ist mit der Firma passiert?
Mal ist sie in Händen der IS, dann wird sie wieder von der Al-Assad-Armee eingenommen. Ein Freund von mir arbeitet dort. Wenn die IS gerade an der Macht ist, flieht er in sein Heimatdorf, wenn die Regierungstruppen wieder die Oberhand haben, kehrt er an seinen Arbeitsplatz zurück.
Können Sie sich vorstellen, nach Syrien zurückzugehen?
Sobald der Bürgerkrieg beendet ist, gehe ich zu meiner Familie zurück. Meine Mutter ruft mich jeden Tag an, weint und fragt, ob ich genug zu essen habe und ob die Menschen freundlich zu mir sind. Ich möchte auf Dauer nicht ohne meine Mutter und meine sechs Geschwister leben.
Man kann sich kaum besser und schneller integrieren, als Sie es getan haben. Fühlen Sie sich wohl in Deutschland?
Auf jeden Fall, alles ist gut hier. Man kann frei seine Meinung äußern, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Es gibt auch Jobs, die für mich in Frage kommen. Im Januar hatte ich ein Vorstellungsgespräch bei einer Stuttgarter Firma, die Erdölingenieure braucht. Die Firma ist jetzt wieder auf mich zugekommen, weil sie einen Auftrag im arabischen Raum hat. Auch über das Stipendium freue ich mich sehr, das hilft mir. Ich habe in Deutschland beste Zukunftsaussichten, aber ich kann das Heimweh nicht abstellen.