Das Beste aus dem StZ-Plus-Archiv: Im digitalen Zeitalter kommt die Handschrift aus der Mode. Das ist keine bloße Stilfrage, sondern ein Ausdruck geistiger Verarmung. 

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Der mächtigste Mann der Welt schreibt wie im Stechschritt. Forsch und zackig. Er beansprucht zudem viel Platz für seinen Namenszug. Da könnten andere ganze Sätze, ja komplette Absätze unterbringen. Wenn US-Präsident Donald Trump ein Gesetz unterzeichnet oder seine Signatur in ein Gästebuch malt, hinterlässt er auf dem Papier eine Tintenspur, die manchen schiere Albträume zu bereiten scheint. So klingen zumindest die Vergleiche, die auf der Nachrichtenplattform Twitter zu finden sind. Die zerklüftete Unterschrift erinnere an den Ausdruck eines Lügendetektors, heißt es da. Oder an die Kurve eines EKG-Protokolls kurz vor dem Kammerflimmern. Leute, die sich in der fantastischen Welt moderner Märchen auskennen, fühlen sich gar an die Umrisse des schwarzen Tors von Mordor erinnert, hinter dem bekanntlich das Böse haust. Spitzfindige Beobachter haben nachgezählt, dass Trump für die elf Buchstaben seiner Unterschrift mehr als 30 Striche benötigt. Was das scharfkantige Gekrakel über den Urheber verrät, mögen Graphologen ausdeuten. Unverkennbar will dieses Autogramm auch Herrschaftsgeste sein: ein Monument.