Die CDU-Vorsitzende steht heute Abend vor dem Stockacher Narrengericht. Allein ihre Partei und ihre Herkunft reichten für eine Anklage, schreibt das Gericht. Jedes Jahr müssen sich hier bekannte Politiker verantworten – auch Angela Merkel und Winfried Kretschmann waren schon da.

Stuttgart - Der heutige „Schmotzige Dunschtig“ ist ein Hochtag der schwäbisch-alemannischen Fasnacht. Entsprechend hochkarätig ist auch der Gast beim traditionsreichen Narrengericht in Stockach am Bodensee. Dort ist heute die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) angeklagt – wie schon viele bekannte Bundes- und Landespolitiker vor ihr.

 

Als Strafe gibt es Wein

Das Narrengericht geht zurück auf das Jahr 1315. Seit 1965 tritt das Gericht, das sich selbst als „närrisch-juristische Institution“ bezeichnet, jedes Jahr zusammen und klagt Politiker an. Erster Gast war der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger. Das Gremium besteht aus einem Narrenrichter und 20 weiteren Narren, darunter ein Kläger und ein sogenannter Fürsprech, so etwas wie ein Verteidiger des Angeklagten. Im Falle eines Schuldspruches wird eine Strafe festgelegt, die in der Regel aus einer Anzahl an Eimern Wein besteht, die es an das Narrengericht zu bezahlen gilt. Ein Eimer fasst 60 Liter.

Auch aus der Landespolitik sind immer wieder Politiker angeklagt. 2014 wurde Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vom Gericht zu drei Eimern Wein plus 200 Litern Bier verurteilt, weil er in einem von drei Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde. Innenminister Thomas Strobl (CDU) brummte das Gericht vergangenes Jahr eine Strafe von drei Eimern Wein auf. Kanzlerin Angela Merkel war 2001 als damalige CDU-Vorsitzende angeklagt – und erhielt eine Strafe von anderthalb Eimern Wein zuzüglich ein Eimer an Verzugszinsen.

Anklage für die Herkunft Saarland

Annegret Kramp-Karrenbauer kann sich die Anklage „überhaupt nicht erklären“, sagte sie dem SWR. Sie hadere damit, ob ein Gericht im Jahr 2019, das nur aus Männern bestehe, überhaupt noch etwas zu sagen habe. Sie wolle „da mal etwas Luft unter die Talare der Richter blasen“. Die Anklage ist noch nicht bekannt – aber das Narrengericht schreibt im Vorfeld der Verhandlung, Kramp-Karrenbauers Partei, ihr politisches Handeln und ihre Herkunft, das Saarland, gäben Anlass genug für eine Anklage.

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