Jahrelang hatte Brandenburg deutschlandweit die meisten Störche. In diesem Jahr könnte Baden-Württemberg erstmals zumindest mit auf Platz eins gerückt sein. Wer das Rennen macht, wird vermutlich Auslegungssache sein.

Karlsruhe - Baden-Württemberg könnte zum Storchenland Nummer eins in Deutschland werden - wenn man auch die Vögel mitzählt, die sich ihr Futter nicht selbstständig in der Natur suchen mussten. Nach einer vorläufigen Erhebung machten in diesem Jahr etwa 1330 Storchenpaare im Südwesten Station, wie die baden-württembergische Weißstorchbeauftragte Ute Reinhard sagte. Endgültige Zahlen gebe es aber erst nächsten Februar. In Brandenburg, wo viele Jahre die meisten Störche lebten, wurden 2019 knapp 1200 Storchenpaare gezählt, wie Bernd Ludwig, Leiter der brandenburgischen Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im Nabu, sagte.

 

Nach allen Kriterien überholt hätte Baden-Württemberg den jahrzehntelangen Spitzenreiter damit jedoch nicht: „Es kommt drauf an, wie man’s rechnet“, sagt Reinhard. Unter den rund 1330 Paaren im Südwesten seien auch etwa 170 sogenannte zugefütterte Storchenpaare. Dazu zählten die Störche, die wie am Affenberg in Salem im Bodenseekreis gezielt gefüttert werden. Und auch jene, die in der Nähe von Tierparks lebten und sich dort an den Futterstellen bedienten, erklärte Reinhard.

In Brandenburg keine Störche zugefüttert

In Brandenburg hingegen werden nach Angaben Ludwigs keine Störche in dem Sinne zugefüttert. Der Nabu listet beide Bestände separat auf. Wenn die vorläufigen Zahlen aus Baden-Württemberg so bestätigt sind, können sich beide Bundesländer als storchenreichstes Land bezeichnen, sagt Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.

Als Hauptursache für die wachsende Population im Westen sieht Lachmann die unterschiedlichen Routen, die die Weißstörche aus den unterschiedlichen Gebieten im Winter fliegen. Aus Baden-Württemberg fliegen die meisten Störche nur nach Spanien oder bleiben sogar im Land. Aus östlichen Gebieten Deutschlands nehmen die Störche hingegen die gefährliche Reise bis nach Afrika auf sich.