Das Landgericht Mannheim verurteilt 29-Jährigen wegen Nötigung junger Frauen und Mädchen im Internet. Für Täter war es nur ein Spiel.

Mannheim - Drei Jahre lang - von 2007 bis 2009 - hat ein inzwischen 29-jähriger Wirtschaftswissenschaftler aus dem Rhein-Neckar-Kreis auf mehreren Internetforen Kontakt zu Schülerinnen gesucht. Dabei ging es ihm vor allem um intime Themen und Anzüglichkeiten. Oft stellte er sich zunächst selbst mit einem Mädchennamen als Schülerin vor, interessierte sich für BH-Größen, die erste Regel, sexuelle Vorlieben und andere Details. Dann brachte es seine Partnerinnen dazu, ihm Nacktfotos zu schicken oder sich vor der Webcam auszuziehen.

 

Wenn sie nicht weitergehen wollten, habe er damit gedroht, die Bilder ins Netz zu stellen oder sie an ihre Schule zu mailen, sagte der Oberstaatsanwalt. Keine der Betroffenen sei älter als 19 Jahre gewesen, die jüngste erst zwölf. Nachdem ihn eines der Opfer im März 2009 angezeigt habe, hätten aufwendige Ermittlungen begonnen. Beamte hätten sich durch "Tausende von Chatprotokollen" wühlen müssen. Kinder aus der ganzen Republik seien vernommen worden. Wie sich die Taten auf ihre Entwicklung auswirkten, könne man noch gar nicht absehen.

Anwalt beschönigt Straftat

Am Ende stand eine Anklage gegen den 29-Jährigen wegen mehrfacher versuchter und vollendeter Nötigung. Wegen zehn Fällen verurteilte ihn das Landgericht Mannheim gestern zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung. Darin enthalten ist ein einschlägiger Strafbefehl, den das Amtsgerichts Pforzheim 2008 gegen ihn erlassen hatte.

Der Angeklagte legte zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis ab. Auch sein Anwalt deutete an, dass es wenig zu beschönigen gebe, verwies allerdings darauf, dass die Mehrzahl der Mädchen schon 14 Jahre oder älter gewesen sei. Der Fall belege, "dass junge Frauen die Gefahr des Netzes grenzenlos unterschätzen und dort auch intimste Details preisgeben", sagte er. Insofern habe es noch sein Gutes, dass sie immerhin nicht an einen Täter geraten seien, der es auf tatsächliche Kontakte und einen sexuellen Missbrauch der Opfer abgesehen habe. 

Er wollte nur spielen

Außerdem wies er darauf hin, dass sein Mandant gerade das jüngste Mädchen, als es aussteigen wollte, nicht weiter bedrängt habe. Auch habe er, entgegen seinen Drohungen, keines der Bilder weitergegeben. Der Angeklagte selbst beteuerte, für ihn sei alles immer ein Spiel gewesen; böse Absichten habe er nicht gehabt. Er sei damals chatsüchtig gewesen, habe aber nie gezielt Kontakt zu unter 20-jährigen Frauen gesucht; bei denen sei eben die Neigung zu solchem Austausch am größten.

Inzwischen habe er sein Leben vollständig geändert. Er habe sein Studium beendet, sei in Therapie, habe eine feste Arbeit, eine Familie und ein kleines Kind. Sein Therapeut und seine Ehefrau, eine Lehrerin, versicherten, der 29-Jährige habe große Fortschritte gemacht. Er habe weder pädophile Neigungen noch einen Hang zur Gewalt, sagte der Psychiater - bescheinigte ihm aber mangelndes Verantwortungsgefühl und fehlende Empathie zur Tatzeit. Im Netz habe er häusliche Defizite und Probleme im Verhältnis zu seiner Mutter ausgleichen und ausleben wollen.

Verbot von sozialen Netzwerken

Die künftige Nutzung von sozialen Netzwerken hat ihm das Gericht per Urteil ausdrücklich verboten. Es sei gut für ihn gewesen, dass seit den Taten so viel Zeit verstrichen sei und er diese genutzt habe, um sein Leben zu ändern, erklärte die Vorsitzende Richterin. Seine Opfer habe er erheblich beeinträchtigt. Das jüngste habe zu Protokoll gegeben: "Ich will nur noch weinen und weiß nicht, wie es weitergeht."