Nein, das ist kein Narrenscherz: Der Weiler Strandsommer. Vom 9. Juli bis zum 31. August soll ein großer Sandkasten auf dem Marktplatz in Weil der Stadt aufgebaut werden.

Weil der Stadt - Am Sonntag beim Narrensprung ist es einer der Anklagepunkte gewesen, die der Zunftmeister Daniel Kadasch dem Bürgermeister Thilo Schreiber vorgeworfen hat. Sand wolle er auf den Marktplatz schütten, dazu Pools und Caipirinha-Bars. „Schön wär’s“, munkelte da der ein oder andere Zuhörer.

 

Und schön wird es! Denn zumindest diese Pläne sind keine Erfindung der Narrenzunft. Bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung dafür entschieden, einen solchen „Weiler Strandsommer“ auf dem Marktplatz zu veranstalten. Vom 9. Juli bis zum 31. August soll es soweit sein. Ein Rahmen aus Holz und eine Unterkonstruktion aus Stahlrohr ergeben zusammen einen großen Sandkasten. 25 000 Euro kosten Material, Sand und die tägliche Reinigung, ein Drittel davon will der Gewerbeverein beisteuern.

Der Gewerbeverein macht mit

Die Idee dafür hatte Marion Beck, die Citymanagerin der Stadtverwaltung. „Die Aufgabe des Citymanagements ist es, die Attraktivität der Innenstadt zu steigern“, erklärt sie. Eine der Aktionen dafür soll eben jener Strandsommer sein. Bedingung der Stadt war, dass der Gewerbeverein mitmacht, schließlich sind es die Geschäftstreibenden, die mit zusätzlichem Sand und Schmutz in ihrem Läden rechnen müssen. „Der Gewerbeverein würde es sehr begrüßen“, erklärt Beck dem Gemeinderat.

In dem Gremium sind die Meinungen zu dem Strandsommer durchaus kontrovers. „Trotz der finanziellen Lage der Stadt wäre das ein Versuch wert“, sagt der Grüne Alfred Kappler. Michael Borger von den Freien Wählern hat zwar Bedenken, dass dann auch Schmutz ins Rathaus getragen wird. „Aber wir müssen auch mal ein bisschen Mut zeigen“, sagt er. Dem widerspricht die FDP-Rätin Brigitte Benzinger-König. „Ich habe mich bei vielen älteren Weil der Städtern erkundigt“, sagt sie, „die können sich das gar nicht vorstellen, ich werde es deshalb ablehnen.“

Im Gemeinderat umstritten

„Wenn es ein Erfolg wird, dann ist das Geld gut angelegt“, sagt dagegen der CDU-Fraktionschef Martin Buhl. „Schließlich wollen die Leute, dass etwas passiert“, ergänzt sein Fraktionskollege Georg Riehle. „Das haben wir schon so oft gesehen – wenn bei uns etwas los ist, dann ist auch der Marktplatz voll.“

Als Vorbild für das Weil der Städter Projekt hat sich Citymanagerin Marion Beck das „Strandleben“ in Vaihingen an der Enz genau angeschaut. Seit 2003 schon gibt es dort einen 400 Quadratmeter großen Sandkasten auf dem Marktplatz, samt Strandcafé, verschiedenen Veranstaltungen und spielerischen und sportlichen Ereignissen für Kinder und Jugendliche. „Natürlich wird dort auf dem Weiler Strandsommer auch etwas los sein“, sagt Beck, die das Konzept jetzt ausarbeiten will. „Nur einen Sandkasten hinzustellen, das ist nicht die Idee.“

Nach Kooperationspartnern und Sponsoren hält die Citymanagerin Marion Beck daher derzeit die Augen auf. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Josef Weber bringt es daher in der Gemeinderatssitzung mit Blick auf den städtischen Zuschuss auf den Punkt: „Wenn Sie jetzt mehr Schotter bringen, dann sorgen wir nachher für umso mehr Sand.“