Ein grenzübschreitender Park an den beiden Ufern des Rheins: Im Jardin des Deux-Rives von Straßburg und Kehl kommen Deutsche und Franzosen zusammen.

Straßburg - Trotz Schengen und freien Personenverkehrs - in der EU bildet der Rhein zwischen Straßburg und Kehl eine klare Grenze. Allerdings eine, die sich trotz einer Flussbreite von mehr als 200 Metern leicht überwinden lässt - dank der Passerelle des Deux-Rives, die seit nunmehr zehn Jahren die französische und die deutsche Seite des Jardin des Deux-Rives (Garten der zwei Ufer) verbindet. Fußgänger und Fahrradfahrer können hier ganz einfach von einem Land ins andere wechseln.

 

Ich habe diesen grenzüberschreitenden Garten am Rhein einmal genauer unter die Lupe genommen. Der französische Teil ist der größte Park Straßburgs, er erstreckt sich über 34 Hektar. Seine Ausdehnung hat mich schwer beeindruckt, allerdings habe ich mich auch ein bisschen verloren gefühlt: überall Kunstwerke, sehr gepflegte Blumenbeete und Pflanzenarrangements - und fast keine Menschenseele unterwegs.

Straßburger auf der Kehler Seite

Dann ein kurzer Abstecher nach Deutschland, über die imposante Passerelle. Und voilà, auf der anderen Seite sind doch ein paar Radfahrer und Spaziergänger unterwegs, andere räkeln sich auf der Wiese in der Sonne oder machen ein kleines Picknick im Schatten. Ich bin sehr überrascht, auch einige Straßburger anzutreffen. Irgendwie scheint der deutsche Teil des Parks seinen Besuchern mehr zu bieten als die französische Seite: unter anderem einen Aussichtsturm, einen Spielplatz, einen kleinen Bach, in dem Kinder und Erwachsene Abkühlung suchen, Franzosen und Deutsche bunt gemischt.

Dieser Bach ist es auch, der Patrice Fidry und seine beiden Enkelinnen aus Straßburg angelockt hat. Im Gespräch gibt er allerdings zu, dass er eher selten im Jardin des Deux-Rives sei und wenn, bevorzuge er die weitläufigere französische Seite. Eine andere Straßburgerin erzählt mir dagegen, dass sie oft die deutsche Parkseite besuche: "Die Anlage ist einfach schöner als im französischen Teil."

Zurück in Frankreich suche ich verzweifelt nach ein paar Deutschen, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. Ich habe kein Glück. Aber eigentlich ist es ja auch egal, in welchem Teil dieses grenzüberschreitenden Parks sich Deutsche und Franzosen begegnen.

Das Projekt Ulrike Ebner, Online-Redakteurin bei der Stuttgarter Zeitung, verbringt eine Woche bei der elsässischen Tageszeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" (DNA) in Straßburg. Ihre Erfahrungen schreibt sie in einer täglichen Kolumne in ihrer Gastzeitung auf französisch nieder - und auf deutsch im Online-Angebot der StZ. Zeitgleich ist Xavier Thiery, Redakteur der DNA, zu Gast in Stuttgart und notiert seine Erlebnisse in der StZ. Weitere Infos zum Austauschprojekt sowie alle Kolumnen finden Sie auf unserer Themenseite im Internet.