Bootsfahrten auf der Ill in Straßburg sind die meistbesuchte Touristenattraktion im Elsass. Die StZ-Redakteurin Ulrike Ebner hat es ausprobiert - und kann die Batorama-Tour auch bei schlechtem Wetter empfehlen.

Straßburg - Was macht man an einem 14. Juli in Frankreich vor dem abendlichen Feuerwerk? Ich habe die feiertägliche Ruhe in Straßburg genutzt, um die Stadt bei einer Bootstour auf der Ill zu erkunden.

 

Aber welche Schande: Ich habe verschlafen und mein Boot am Vormittag verpasst. Schuld war die deutsche Nationalelf. Nachdem Jogis Jungs am Sonntag Weltmeister geworden sind, habe ich in Straßburg ein paar Deutsche getroffen, mit denen ich auf diesen Erfolg anstoßen musste. Das Ergebnis: die berüchtigte deutsche Disziplin hat sich eine Auszeit genommen und ich musste reumütig bei der Bootsgesellschaft Batorama anrufen und meine Ausfahrt auf den Nachmittag verschieben. Glücklicherweise hat es mir keiner übel genommen, ich bin hier in Straßburg auf sehr großes Verständnis gestoßen - die Franzosen haben sich an ihren eigenen Weltmeistertitel 1998 erinnert gefühlt.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und so habe ich mich am Nachmittag (diesmal pünkltich) am Bootsanlegesteg in der Nähe des Münsters eingefunden. Die Dame am Ticketschalter hat mich freundlich darauf hingewiesen, dass das nächste Schiff "oben ohne" sei, ich also im Zweifel nass würde, sollte es regnen. Zu dem Zeitpunkt war absolutes Kaiserwetter, deshalb habe ich mir ums Nasswerden keine Sorgen gemacht.

Meistbesuchte Touristenattraktion im Elsass

Doch genau in dem Moment, als ich das Boot betreten habe, hat es angefangen zu regnen. Die gerechte Strafe dafür, dass ich meinen Wecker am Morgen nicht gehört habe. Unter der Schindbrücke (pont du Corbeaux) hat der Steward uns Passagieren dann hübsche blaue Plastiksäcke ausgeteilt, um uns gegen den Regen zu schützen.

Trotz des Sauwetters war die Bootsfahrt eine feine Sache: Straßburg von der Ill aus zu sehen, eröffnet ungewohnte Perspektiven auf Sehenswürdigkeiten wie das pittoreske Viertel Petite France, den Palais Rohan, den Fischerstaden oder das Europaparlament. Die Kollegen der Dernières Nouvelle d'Alsace haben mir gesagt, dass diese Bootsfahrten mit 750.000 Passagieren pro Jahr die meistenbesuchte Touristenattraktionen im Elsass ist. Ich kann verstehen, warum.

Beeindruckend auch, dass den Passagieren Audio-Erklärungen in zwölf verschiedenen Sprachen angeboten werden. Ich habe übrigens zwischen deutsch, französisch und elsässisch gewechselt. Letzteres ist ähnlich wie der alemannische Dialekt, den man in Südbaden spricht, wo ich ursprünglich herkomme.

Fahrradfreundliche Stadt

An Bord habe ich auch erfahren, dass Viktor Ernst Nessler, deutsch-französischer Komponist, in Straßburg gelebt hat. Er hat die Oper "Der Trompeter von Säckingen" geschrieben - die in meinem Geburtsort Bad Säckingen natürlich sehr bekannt ist.

Auf dem Heimweg von der Bootstour sind mir die vielen Fahrräder mit den grünen Körben am Lenker aufgefallen. Kollegen haben mir dann erklärt, dass es sich um "Vélhop" handelt, Leihräder in Straßburg. Und tatsächlich ist die Stadt  fahrradfreundlicher als die Autostadt Stuttgart: Straßburg ist ebenerdig, hat viele Radwege und keinen ganz so verrückten Verkehr wie Stuttgart.

Das Projekt Ulrike Ebner, Online-Redakteurin bei der Stuttgarter Zeitung, verbringt eine Woche bei der elsässischen Tageszeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" (DNA) in Straßburg. Ihre Erfahrungen schreibt sie in einer täglichen Kolumne in ihrer Gastzeitung auf französisch nieder - und auf deutsch im Online-Angebot der StZ. Zeitgleich ist Xavier Thiery, Redakteur der DNA, zu Gast in Stuttgart und notiert seine Erlebnisse in der StZ. Weitere Infos zum Austauschprojekt sowie alle Kolumnen finden Sie auf unserer Themenseite im Internet.