Ein von der Region bezahltes Gutachten findet die lange gesuchte Kompromisslösung. Das Regierungspräsidium Freiburg will die Variante prüfen

Schwörstadt/Bad Säckingen - Am Hochrhein ist es erstmals seit Beginn der Planungen der umstrittenen Autobahn 98 gelungen, einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Für die noch in Planung befindlichen Abschnitte zwischen Schwörstadt und Bad Säckingen hat ein von der Region beauftragtes privates Planungsbüro einen Kompromissvorschlag gefunden, der allseits auf Zustimmung stößt. Der Waldshuter Landrat Tilman Bollacher (CDU) sagte: "Der Durchbruch ist gelungen, die Konsensstraße liegt auf dem Tisch."

 

Die Lösung ist ausgerechnet auf den am heftigsten umstrittenen Planungsabschnitten fünf und sechs zwischen Karsau-Wehr-Bad Säckingen und Murg erreicht worden. Die 100.000 Euro teure Expertise haben der Landkreis Waldshut, der Regionalverband Hochrhein-Bodensee und die Städte Wehr und Bad Säckingen sowie die Schluchseewerk AG in Auftrag gegeben. Die Kommunen und das Energieunternehmen, das das umstrittene Pumpspeicherkraftwerk Atdorf bauen will und das je zur Hälfte den Stromkonzernen RWE und EnBW gehört, tragen zu gleichen Teilen die Kosten.

Die Konsenslösung findet ungeteilten Beifall

Die Vorteile liegen für den federführenden Waldshuter Landrat Bollacher auf der Hand: Dem Planungsbüro sei es gelungen, auf sämtliche Wünsche und Bedingungen der Verfahrensbeteiligten einzugehen. Das Planungsbüro schlägt im Bereich des Abschnitts 5 (Schwörstadt-Wehr) eine Taltrasse und im Bereich des Abschnitts 6 (Wehr-Bad Säckingen) eine Bergtrasse vor. In Wehr müsste dafür die bestehende Bahnstrecke auf rund einem Kilometer um etwa 50 Meter versetzt werden. Da die Deutsche Bahn AG aber die Elektrifizierung der Strecke plane, sei dies vermutlich ohne weiteres möglich, argumentiert Bollacher.

Dieser Ansicht schloss sich auch Wehrs Bürgermeister Michael Thater an. In Wehr könne zudem der Dinkelberg bewahrt werden, der den Schutzstatus durch die EU-Richtlinie Flora Fauna Habitat (FFH) genießt. Ein noch zu entwickelndes Gewerbegebiet brauche nicht durchschnitten zu werden. In Schwörstadt sei durch die neue Planung der gewünschte Anschluss des Wiesentales durch die Bundesstraßen 518 und 34 nun ebenfalls möglich, erklärte Bollacher weiter.

Im Kurort Bad Säckingen würde das untere Auffangbecken des geplanten künftigen Pumpspeicherkraftwerks Atdorf und auch der Bergsee, ein geschätztes Naherholungsgebiet, möglichst weiträumig umfahren werden. Die Konsenslösung findet bisher den ungeteilten Beifall der gesamten Region - von den Bürgermeistern bis hin zu den Landtags- und Bundestagsabgeordneten. Ähnliches ist aus den Kommunen zu erwarten, auch wenn die Details noch in den jeweiligen Gemeinderäten präsentiert werden müssen.

Intensive Prüfung zugesagt

Die bisher vom Regierungspräsidium vorgelegte vorgesehene nördlich verlaufende Bergtrasse (Röthe-Kopf-Variante) bleibt hingegen umstritten. Dessen ungeachtet liegt diese Variante dem Bundesverkehrsministerium vor. Die Freiburger Behörde sagte eine intensive Prüfung der Konsenslösung zu. Um eine Vergleichbarkeit mit der Bergtrasse zu erreichen, wollen die Fachleute noch vertiefende Berechnungen und umfangreiche technische, hydrologische und ökologische Betrachtungen nachliefern.

Abschließend soll es einen Vergleich der Kosten geben. Für kommenden Donnerstag lädt das Regierungspräsidium die Auftraggeber nach Freiburg ein, um die Einzelheiten der Studie zu erörtern. Im März oder April soll der Vergleich dann den Bürgermeistern, Abgeordneten und Mitgliedern der Bürgerinitiativen vorgestellt werden.