Mitglieder der Letzten Generation werden bei ihren Straßenblockaden oft Ziele von körperlichen Übergriffen. Sie halten sich an den Grundsatz, keine Anzeige zu erstatten. So war es auch bei einigen Fällen, die bundesweit bekannt geworden sind.

Passiver Widerstand – dieses Prinzip haben sich die Aktivisten der Letzten Generation auf die Fahne geschrieben. Sie haben es zu ihrem Markenzeichen gemacht, bei den Protesten Schikanen möglichst ruhig hinzunehmen. Ihre Gegner hingegen sind oft nicht so friedvoll. Immer wieder kursieren Videos im Netz, die teilweise von den Protestierenden selbst aufgenommen wurden und Vorfälle zeigen, bei denen sie während einer Straßenblockade angegriffen werden oder sich Bürger oder Polizisten ihnen gegenüber übergriffig verhalten.

 

Im März hatte ein Fall besonders Aufmerksamkeit erregt, bei dem ein Lkw-Fahrer einem auf dem Boden liegenden Mitglied der Letzten Generation in den Bauch getreten hatte. Auch bei ihren letzten Protesten in München hat ein Rollerfahrer die Abgase seines Fahrzeugs auf einen auf dem Boden sitzenden Protestierenden gerichtet, ein anderer Mann hat einen Teilnehmer einer Straßenblockade geohrfeigt.

Persönlichen Besitz verschenken

Die Vorfälle haben die Gemeinsamkeit, dass die Opfer der Angriffe in der Regel nicht juristisch gegen ihre Peiniger vorgegangen sind. Zuletzt hatten Teilnehmer der Letzten Generation schwere Vorwürfe gegen eine Mannheimer Polizistin erhoben, die sie auf verschiedenen Wegen schikaniert haben soll. Auf Nachfrage bestätigt die Mannheimer Polizei, dass deswegen von den mutmaßlich Geschädigten keine Anzeige erstattet wurde. Auch die Polizei in München bestätigt, dass weder vom Geschädigten des Rollerfahrers noch von dem der Ohrfeige bei ihnen eine Anzeige eingegangen ist. „Bei Körperverletzungsdelikten müssen wir von Amts wegen dennoch eine Anzeige einleiten“, so der Sprecher der Polizei.

Eine Anfrage unserer Zeitung blieb von der Letzten Generation unbeantwortet, aber auf ihrer Homepage findet man mehrere Verhaltensregeln, die ihren passiven Widerstand thematisieren. Juristische Verfahren, die gegen sie laufen, sollen genutzt werden, um medienwirksam auf ihre klimapolitischen Ziele aufmerksam zu machen. Dabei nehmen sie offensichtlich auch weitere persönliche Entbehrungen in Kauf. Um einer Pfändung von Konten und Wertgegenständen vorzubeugen, empfehlen sie ihren Mitgliedern zum Beispiel, möglichst wenig Besitz zu haben. Es ergebe Sinn, möglichst wenig Geld und Wertgegenstände zu besitzen, da Strafen zu erwarten seien, heißt es in einem Schreiben. Man solle seinen Besitz daher an Familie und Organisationen spenden.

Protest für inhaftierte Mitglieder der Letzten Generation

Wie erfolgreich sie mit ihrem passiven Widerstand sind, wird kontrovers diskutiert. Wenn sie beispielsweise eine mögliche verfassungswidrige Vorbeugehaft der bayerischen Justiz ohne Widerstand akzeptieren, könnten sie auch in Zukunft ein solches Vorgehen ermutigen. Stattdessen nutzen sie die Aufmerksamkeit gerne, um beispielsweise bei einem Protestmarsch an ihre Mitglieder zu erinnern, die in Haft sitzen, wie das zuletzt auch in Stuttgart passiert ist. Jeder neue Protest könnte auch wieder neue Angreifer aus der Reserve locken.