Nach zwei Jahren Zwangspause wollen etliche Kommunen endlich wieder Straßenfeste veranstalten. Alle hoffen, dass die Lage das erlaubt – und dass sich genug ehrenamtliche Helfer finden.

Sie soll kommen, die Schowo 2022. Aber die letzten beiden Pandemie-Jahre haben die Veranstalter des Straßenfestes in Schorndorf vor allem eines gelehrt: Sicher kann man sich nie sein. Deswegen gehen die Organisatoren lieber auf Nummer sicher.

 

Nach den Absagen des Schorndorfer Stadtfests 2020 und 2021 hatten die Schowo-Macher als kleines Trostpflaster mit den Fellbacher Weingärtnern einen Wein kreiert, zum Feiern in den eigenen vier Wänden. „Das haben wir gemacht, um unsere Fans bei der Stange zu halten. Und wir haben entschlossen, dass es auch dieses Jahr eine Edition geben wird“, erzählt Jürgen Dobler, Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft Schorndorfer Vereine, die das traditionelle Stadtfest organisiert. Das Etikett erzählt allerdings von einem gewissen Optimismus: Während der 2021er-Wein unter der Überschrift „No Show“ stand, steht dieses Jahr „Welcome back“ auf den Flaschen.

Die Schowo findet von 15. bis 19. Juli statt

Im Juni soll der Wein auf dem Wochenmarkt verkauft werden – als flüssiger Vorgeschmack auf das fünftägige Fest von 15. bis 19. Juli. Apropos Vorbereitung: Diese läuft mittlerweile auf Hochtouren. „Anfang Dezember habe ich noch gesagt, dass die Chance für eine Schowo im Sommer bei 50 zu 50 liegt. Inzwischen denke ich, dass wir uns zu 80 Prozent sicher sein können“, sagt Jürgen Dobler. Ein Restrisiko bleibe. Trotzdem ist der Organisator voll in die Planung eingestiegen. „Bei den Bands waren wir gerade noch rechtzeitig dran. Die sind dermaßen gefragt, da geht es richtig rund.“

Nicht ganz so rund läuft es in anderen Bereichen. Jürgen Dobler erzählt, dass er durchaus merkt, dass die letzte Schowo im Sommer 2019 stattgefunden hat: Bei dem einen Sponsor gab es einen großen Mitarbeiterwechsel, da muss man sich neu zusammenfinden; bei einem anderen Partner ist die Vertragssituation unklar. Und der Besitzer des Schowo-Bähnles sei auch nicht zu erreichen. Zudem ist bei der Stadt jetzt ein anderer Fachbereich für die Veranstaltung zuständig – der relativ junge Eigenbetrieb Tourismus und Citymanagement.

Vier Vereine weniger, aber keine Lücken

Dazu kommen Veränderungen bei den Vereinen, die mit einem Stand vertreten sind. Drei hatten schon vor der Pandemie angekündigt, dass sie sich zurückziehen werden: „Sie haben keine Leute mehr zum Schaffen. Die Schowo ist schon sehr zeit- und personalaufwendig“, sagt Jürgen Dobler. Dazu hat Anfang Dezember ein weiterer Verein abgesagt, dem durch die Pandemie Mitglieder abhanden gekommen sind. Inzwischen seien es noch etwa zehn bewirtende Vereine.

Lücken wird es trotz der Absagen nicht geben. Zwei neue Gastronomen beteiligen sich, den Archivplatz teilen sich die verbliebenen Standbetreiber neu auf. Dobler hofft auf jeden Fall, dass der Schowo-Wein tatsächlich nur ein flüssiger Vorgeschmack ist – und nicht als bitterer Nachgeschmack einer erneut abgesagten Schowo bleibt.

In Backnang soll wieder der „klassische Ausnahmezustand“ herrschen Nach zwei Jahren Zwangspause soll das Backnanger Straßenfest am letzten Wochenende im Juni wieder in gewohnter Weise stattfinden. Das hat der Gemeinderat Ende März beschlossen und damit eine vom Kulturamt reduzierte Alternativveranstaltung verworfen. Die Mehrheit der Räte wünschte sich trotz Corona und Ukraine-Krieg eine Rückkehr zur Normalität. Der viertägige „klassische Ausnahmezustand“, der am 24. Juni starten soll, wird dennoch ein besonderer sein. Zum einen feiert man mit zweijähriger Verspätung die 50. Jubiläumsauflage. Zum anderen wird das Fest erstmals von einem Team im städtischen Kultur- und Sportamt organisiert. Eine neue Lösung war nötig geworden, nachdem der langjährige Cheforganisator Jürgen M. Häfner Ende 2020 überraschend gestorben war.

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Die Planungen liefen auf Hochtouren, sagt der Stadtsprecher Christian Nathan, derzeit befinde man sich in der Bewerbungsphase für Verkaufsstände und das Bühnenprogramm. Fest stehe bereits, dass das Veranstaltungsgelände um eine weitere Bühne für „elektronische Musik“ erweitert werde. Zu „weiteren Programm-Highlights und Aktionen“ gibt es noch keine näheren Angaben, Außer, dass ein erweitertes sportliches Mitmachprogramm geboten werde.

In Waiblingen will man sich im Mai mit den Vereinen absprechen Auch in Waiblingen soll in diesem Jahr nach zwei Jahren Pause endlich wieder das Altstadtfest gefeiert werden. „Die Planungen laufen, und wir sind guter Dinge, dass es ein Altstadtfest geben wird“, kündigte der Erste Bürgermeister Ian Schölzel vergangene Woche an. Seit 1975 ist für das Altstadtfest traditionell das letzte Wochenende im Juni reserviert, in diesem Jahr fällt das dreitägige Fest auf den 24. bis 26. Juni. Im Mai wird es nach den Angaben der Pressesprecherin Gabriele Simmendinger nochmals eine Absprache mit den Waiblinger Vereinen geben. „Die letzte Besprechung zum Altstadtfest war Ende Februar, damals war noch nicht so recht absehbar, wie sich die Situation entwickelt“, sagt Gabriele Simmendinger. Die Stadtverwaltung hoffe natürlich, dass möglichst viele Vereine ihre Teilnahme bestätigen: „Manche haben aber beispielsweise Probleme, genügend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden.“

Das beliebte mittelalterliche Stauferspektakel auf der Brühlwiese soll am letzten Juniwochenende ebenfalls stattfinden: „Wenn es ein Altstadtfest gibt, dann gibt es auch das Stauferspektakel.“ Natürlich müsse man auch da abwarten, wie viele Schausteller bereit seien, nach Waiblingen zu kommen. 2019 hatte die Stadt das 45. Altstadtfest gefeiert – nun stellt sich die Frage, ob das diesjährige das 46. oder 48. Altstadtfest ist.

In Fellbach fällt voraussichtlich nur der „Hopf“ noch einmal dem Virus zum Opfer Auch in Fellbach wird damit gerechnet, dass bei Festen und Hocketsen nach zwei Jahren Corona wieder etwas Normalität einkehrt. Die vom Stadtmarketingverein organisierte Kneipennacht „Fellbach-Hopf“ fällt zwar dem Virus noch einmal zum Opfer, die vom Gewerbeverein in Oeffingen geplante Maibaumaufstellung aber steht am 30. April fix im Terminkalender. Auch die Pfalaho-Hocketse der Oeffinger Pfadfinder (29. und 30. April sowie 1. Mai) und das Maikäferfest mit seinem verkaufsoffenen Sonntag (22. Mai) sollen endlich wieder stattfinden.

Nicht ein weiteres Mal entfallen soll zudem die Fiesta International auf dem Palm-Platz am dritten Juniwochenende – auch wenn sich gerade bei dem von den ausländischen Vereinen in Fellbach getragenen Fest zeigt, dass die Corona-Zwangspause Spuren hinterlassen hat. Obwohl vor der Schwabenlandhalle wohl ohne größere Einschränkung gefeiert werden darf, wollen sich gerade mal neun Vereine an der Hocketse beteiligen.

Und wie sieht es mit dem Fellbacher Herbst aus?

Mit ein Grund für den Minusrekord ist, dass es bei vielen Klubs schlicht an der Bereitschaft der Helfer hapert – ohne Mitglieder lassen sich weder Bühnenprogramm noch die Einsatzschichten in der Festzeltküche stemmen. Bei weiteren Festivitäten wie dem Oeffinger Musikfest im Juli, dem Schmidener Sommer oder der Kirbe im Stadtteil wartet das Rathaus noch auf Rückmeldungen. Auch für den Fellbacher Herbst im Oktober, das größte Fest unterm Kappelberg, gibt es zumindest bisher noch grünes Licht.