Die erklärenden Tafeln für vier Straßennamen nach Weltkriegshelden sind montiert. Damit ist die Diskussion über ein geschichtsträchtiges Thema beendet. Die Freude über die Umsetzung ist aber gepaart mit Kritik auf.

Gerlingen - Etliche Autofahrer müssen am Mittwochabend beim Gerlinger Schulzentrum langsam tun: An der Ecke Boelckestraße/Richthofenstraße hat sich eine Menschentraube gebildet. Um ein Straßenschild stehen gut 20 Leute herum, vor allem der jungen Generation. Alle besichtigen das Schild und eine neue Tafel darunter. Mobiltelefone werden in die Höhe gereckt, schwarzweiße Quadrate abfotografiert und auf den Bildschirmen Texte gelesen. Der Jugendgemeinderat, Stadträte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung schauen sich das Ergebnis einer langen Diskussion an: Die Straßenunterschilder sind fertig. Sie erklären die Namensgeber der Boelckestraße, der Immelmannstraße, der Richthofenstraße und der Otto-Weddigen-Straße. Alle Beteiligten sagen Danke – es wird aber auch Kritik laut. Denn die Schilder sind klein geworden.

 

Ein Typograph macht eine Bemerkung

Vor Ort meldet sich der Stadtrat Horst Arzt (Freie Wähler) zu Wort: „Als Typograph“, sagt der Schriftsetzermeister, „muss ich eine Bemerkung machen.“ Das Schild mit dem Straßennamen und das neue erklärende Schild darunter, das kleiner ist, hätten ein ungleiches Verhältnis: „Man hätte das untere Schild gleich groß machen können, und auch die Schrift ein bisschen größer.“

Arzt spricht vielen aus dem Herzen. „Das fällt nicht auf“, heißt es. Steffen Laicher, der Sprecher des Jugendgemeinderats: „Es gab viele Beratungen, manchmal waren sie ein bisschen hitzig.“ Der Jugendgemeinderat sei froh, dass sein gemeinsamer Antrag mit den Jungen Gerlingern etwas gebracht habe. Deren Stadtrat Robin Kruck sagt: „Ich bin froh, dass die Schilder da sind. Die Ausführung aber hätte geschickter und größer sein können.“

Im Jugendgemeinderat hat die Erste Beigeordnete Martina Koch-Haßdenteufel erklärt: „Wir freuen uns, dass die Unterschilder endlich hängen.“ Schon bei der Besichtigung hatte sie betont: „Nach intensiven Diskussionen kann man zufrieden sein.“ Während der Debatten im Jugendgemeinderat und im Gemeinderat hatte man auch über das Thema Vandalismus geredet. Die Schilder müssten so ausgeführt sein, dass sie nicht beschädigt werden können.

Doch im jetzigen Zustand gibt es ein Manko: Die erklärenden Schilder sind lediglich in eine Nut an der Unterseite des Hauptschildes eingeschoben und nicht befestigt. Sie können problemlos herausgezogen, mitgenommen oder zu Boden geworfen werden. David Rometsch erklärte dies in der Sitzung und bat um Abhilfe. „Es ist doch nicht sinnvoll, dass einer, der vorbeiläuft, das Ding mitnehmen kann.“ Die Erste Beigeordnete konterte: „Wir beobachten das und denken an das Gute im Menschen.“

Standardgröße gewählt

Mit der Größe der insgesamt 18 Schilder entlang der vier Straßen, so die Verwaltung, habe sich das Bauamt „intensiv beschäftigt“. Man habe schließlich die Standardgröße für Straßennamen-Unterschilder von 6,3 mal 34 Zentimeter gewählt.

Die jetzt installierten Schilder mit QR-Code sind das Ergebnis einer jahrelangen Debatte zum Thema. Die vier Straßen waren in den Dreißigerjahren nach Helden des Ersten Weltkriegs benannt worden. Die Anregung, die Straßen umzubenennen, hat der Gemeinderat 1988 abgelehnt. 2011 hat der Jugendgemeinderat erklärende Schilder beantragt und ist gescheitert.

Die jüngste Diskussion kam vor knapp einem Jahr auf. Klaus Herrmann, der Leiter des Stadtarchivs, erwähnte im August 2016 bei einer Führung auch die vier Straßen mit den Namen der Weltkrieg-I-Helden. Danach kam die Forderung nach den erklärenden Schildern auf.