Vor Kurzem ist der dritte Band des historischen Nachschlagewerks „Zuffenhausen ,ond dromrom’ von A-Z“ erschienen. In loser Folge möchten wir in den kommenden Wochen einzelne Themenbereiche daraus aufgreifen. Heute geht es um Straßen, Plätze und Wege, die nach Personen benannt sind.

Zuffenhausen - Vor Kurzem ist der dritte Band des historischen Nachschlagewerks „Zuffenhausen ,ond dromrom’ von A-Z“ erschienen (wir berichteten). In loser Folge greifen wir in den kommenden Wochen in der Nord-Rundschau einzelne Themenbereiche daraus auf. Heute geht es um Straßen, Plätze und Wege, die nach Personen benannt sind.

 

Wer Wilhelm Tell, Thomas Alva Edison, Benjamin Franklin, Gottfried Keller oder James Watt waren, dürfte den meisten Menschen geläufig sein. Alles sind historische Persönlichkeiten, die keinen direkten Bezug zum Stadtbezirk haben. Ganz anders sieht es im Fall von Ferdinand Porsche aus: Der Automobilkonstrukteur, nach dem sowohl die Porschestraße als auch der Porscheplatz benannt worden sind, ist weltbekannt, hat aber auch viel mit der Geschichte Zuffenhausens zu tun, wo er in den 1930er-Jahren den Grundstein für den heutigen Firmen-Stammsitz und global operierenden Konzern legte. Allerdings ist Ferdinand Porsche aufgrund seiner Nähe zu Adolf Hitler und den Nationalsozialisten nicht unumstritten.

Relativ bekannt dürfte auch Hellmuth Hirth sein. Der Luftfahrtpionier, Motorradrennfahrer und Flugmotorenkonstrukteur gründete 1931 in Zuffenhausen die nach ihm benannten Motorenwerke. Unweit seines ehemaligen Unternehmens steht sogar ein Denkmal. Es liegt direkt an der Hellmuth-Hirth-Straße, die 1938, im Todesjahr von Hirth, ihren Namen bekam. 1941 übernahmen die Ernst Heinkel Flugzeugwerke das Unternehmen und bauten dort bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Motoren für die Luftwaffe.

Nicht weit davon liegt die Lorenzstraße. Sie heißt nach Carl Lorenz. Der Elektrotechniker hatte in Berlin eine Mechanikerwerkstatt betrieben, aus der später die C. Lorenz AG und dann die Standard Elektrik Lorenz AG (SEL) hervorgingen. Der Stammsitz war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Zuffenhausen verlegt worden, wo der Betrieb seitdem unter verschiedenen Namen (heute: Nokia) weitergeführt wurde. Gleich zwei Firmenbezeichnungen trägt die Zahn-Nopper-Straße: Sie heißt nach zwei Eisenhandlungen, die sich 1900 zusammengeschlossen hatten.

Die Adestraße wurde nach einer verdienten Familie benannt

Den Namen einer ganzen Familie hat die Adestraße. Matthäus Ade hatte 1870 in Zuffenhausen eine Baufirma gegründet, seine Söhne Ludwig und Ernst 1912 eine Schreinerei. Ludwig war zehn Jahre Mitglied im Bürgerausschuss, Mitbegründer und Aufsichtsrat der Volksbank Zuffenhausen sowie Mitglied im Stuttgarter Gemeinderat. Aus einem traurigen Grund ist Familienmitglied Willi Ade in Erinnerung: Der Feuerwehrmann kam am 22. Dezember 1931 beim Löscheinsatz am Alten Schloss ums Leben.

Ähnlich tragisch ist die Geschichte von Reinhold Brändle. Der Polizist war einer der drei Beamten, die bei der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer durch die Rote Armee Fraktion (RAF) 1977 erschossen wurden. Brändle ist an der Löwensteiner Straße aufgewachsen, war Mitglied einer evangelischen Jugendgruppe und Hobby-Fußballer. Zum Gedenken an ihn wurde unweit seines Elternhauses ein Weg nach ihm benannt.

Auch einige ehemalige Zuffenhäuser Oberhäupter haben ihre Spuren nicht nur in Geschichtsbüchern, sondern im Straßenraum hinterlassen. Dazu zählen Emil Schuler, Hans Vaut und Max Gutenkunst. Und nach Theologen wie Dr. Gotthilf Schenkel, Friedrich Milla und Johann Ludwig Völter (er gründete auch den ersten Zuffenhäuser Kindergarten) wurden ebenfalls Straßen und Plätze benannt.

Die erste Stuttgarter Bürgermedaille wurde 1970 an Max Horkheimer verliehen, dessen Namen eine Anlage mit Brunnen im Stadtpark trägt. Der Philosoph und Soziologe war vor seiner internationalen Karriere zunächst Praktikant in der Zuffenhäuser Firma seines Vaters Moritz. Nach diesem wiederum war bis zum Jahr 2009 eine Straße benannt, die dann aber entwidmet wurde und nun Porsche gehört.

Relativ neu ist der Hans-Scharoun-Platz. Das gilt sowohl für das Straßenschild als auch für die neue Ortsmitte von Rot, die 2014 nach dem bekannten Architekten benannt wurde, von dem unter anderem die Pläne für das Hochhausensemble Romeo und Julia stammen.