Laubbläsern gelten Umweltschützern als überflüssige Luftverpester. Verwaltung und Anwohner greifen gerne zu den Geräten. Die Bezirksbeiräte von Stuttgart-Mitte sind in der Frage gespalten.

S-Mitte - Der Grünen-Bezirksbeirat Wolfgang Kaemmer versucht, das Geräusch von Laubbläsern zu beschreiben. „Es hört sich an, als ob jemand heult“, sagt er. Töne, die wohl niemand gern zum Morgenkaffee hört. Die Mitarbeiter des städtischen Eigenbetriebs Abfallwirtschaft (AWS) sind bisweilen auch am frühen Vormittag unterwegs, um Fahrbahnen, Gehwege und Plätze von Blättern zu befreien. In diesem Jahr ginge ihre Saison angesichts des langen Spätsommers laut AWS erst Mitte Oktober und damit einen Monat später als üblich los.

 

Auch Reinigungsdienste oder Privatleute greifen inzwischen zu den Geräten. Darüber gibt es allerdings von der Stadt keine Erhebungen. Der Grünen-Bezirksbeirat Kaemmer erzählt von einem Gespräch mit einem Hausmeister in seiner Nachbarschaft im Heusteigviertel. „Ich habe ihn einmal gelobt, weil er mit dem Besen gekehrt hat. Er meinte dann, dass das sehr viel Aufwand ist“, sagt Kaemmer. Der Grünen-Politiker hat Verständnis für den Hausmeister. „So wie er es erzählt hat, ist das Kehren eine ziemliche Arbeit. Ich muss es ja nicht machen, also tue ich mich schwer damit, ihm zu sagen, er solle gefälligst zum Besen greifen“, sagt er.

Laubbläser erzeugen Lärm

Bezirksbeiräte aus anderen Teilen der Stadt und auch aus seiner Partei wollen den Mitarbeitern der AWS eine Verpflichtung zum Kehren dagegen zumuten. Die Grünen im Stuttgarter Westen stellten 2017 einen entsprechenden Antrag im Bezirksbeirat. Die Fraktion SÖS/Linke-plus forderte jüngst ein Verbot von Laubbläsern im Bezirksbeirat Vaihingen.

Kaemmer kennt die Argumente, die gegen die Geräte sprechen. Die Bläser erzeugten einen für das menschliche Gehör schädlichen Schallpegel von über 100 Dezibel, warnt die Umweltschutzorganisation BUND-Baden-Württemberg. Das entspreche dem Lärm von Presslufthämmern, heißt es auf der Internetseite der Naturschützer. Sofern ein Verbrennungsmotor die Geräte antreibt, entstünden Abgase, erklärt der BUND weiter. Die Emissionen trügen auch zur Feinstaubbelastung bei. Laubbläser wirbelten zudem den Lebensraum von Kleintieren durcheinander, beklagen die Naturschützer. Sauggeräte kommen in Stuttgart ebenfalls zum Einsatz. Sie töteten die Tiere gleich auf der Stelle, erläutert die Umweltschutzorganisation.

Bezirkschefin sieht Geräte kritisch

Obwohl viele Argumente gegen Laubbläser sprechen, plädiert Kaemmer für eine offene Diskussion im Bezirksbeirat, bevor ein Verbot gefordert wird. Die Bezirkschefin Veronika Kienzle verspricht sich davon wenig. Ähnlich wie in den Gremien in Vaihingen oder 2017 im Stuttgarter Westen hätten auch Bezirksbeiräte aus Mitte ihren Unmut über Laubbläser in vergangenen Jahren in Anträgen ausgedrückt. „Alle paar Jahre kommt das Thema auf die Tagesordnung. Es bringt aber nichts“, sagt sie.

Tatsächlich verweist die Abfallwirtschaft darauf, dass sie die Geräte gern im Schuppen lassen würde – und erklärt auch, warum sie das nicht tut. „Der Eigenbetrieb AWS würde grundsätzlich auf Laubbläser verzichten, wenn genügend Personal zur Verfügung stände, um ohne diese technischen Hilfsmittel das Laub in angemessener Zeit zu beseitigen“, meint AWS-Sprecherin Annette Hasselwander.

CDU plädiert für Akku-Laubbläser

Der CDU-Bezirksbeirat Klaus Wenk spricht sich zumindest für eine konsequente Umstellung auf Geräte mit Elektroantrieb aus. Diese ersparten der Umwelt nicht nur Emissionen. „Sie sollen auch deutlich leiser sein“, meint der Wenk.

Die Abfallwirtschaft Stuttgart hat derzeit nur vier Geräte im Betrieb, die einen Benzinmotor haben. „Im Vergleich zu 2011 waren es sechs Akku-Laubbläser und 25 benzinbetriebene handgeführte Laubbläser“, erklärt Hasselwander von der AWS. Wenk dürfte es freuen. Der Eigenbetrieb strebt laut der Sprecherin tatsächlich an, künftig nur noch Akku-Laubbläser zu verwenden.

Für den BUND sind die elektrischen Geräte aber nur ein gewisser Fortschritt. Der Referent Fritz Mielert plädiert für Besen und Rechen trotz aller Klagen über den damit verbundenen Zeitaufwand. „Wir sind dafür da, uns für maximalen Umweltschutz stark zu machen, deshalb lehnen wir die Geräte grundsätzlich ab“, sagt der Umweltschützer.