Zwei Straßen stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Sanierungsmaßnahmen des Stuttgarter Tiefbauamts. Doch eigentlich hat das Tiefbauamt viel zu wenig Geld für Straßenreparaturen.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Wer derzeit die Mittlere Filderlinie entlangfährt, hat die Qual der Wahl: entweder in der Mitte der jeweiligen Spur bleiben und damit in den Spurrillen dort, wo die größten Unebenheiten sind – oder man entscheidet sich für den Weg jenseits dieser Spuren und begibt sich in gefährliche Nähe zum Gegenverkehr oder zum Randstreifen. Ob auf diesem Weg nun jemand die Landeshauptstadt verlässt oder in diese hineinfährt – eine Empfehlung für die Autostadt ist die Mittlere Filderlinie jedenfalls nicht.

 

Das haben auch die Nutzer unserer Internetseiten festgestellt. Wir hatten dazu aufgerufen, die ärgerlichsten Schlaglochpisten in dieser Stadt zu benennen. Ziemlich weit vorne steht die Mittlere Filderlinie zwischen Fernsehturm und Ortseinfahrt Plieningen.

Mittlere Filderlinie wird saniert

Das Regierungspräsidium als zuständige Behörde weiß darum und gibt das Versprechen: Diese Strecke wird saniert, und zwar komplett. Los geht es am 30. März. Bis zum 12. April muss mit halbseitigen Sperrungen gerechnet werden, danach wohl bis Ende April mit einer Vollsperrung. Die Sanierung der Straße erfolgt in drei Abschnitten. Einer davon ist zwischen Plieningen und Riedenberg. Am 25. März beginnen die Vorarbeiten mit Tagesbaustellen, vom 12. bis zum 18. April gibt es dort eine Vollsperrung. Ein zweiter umfasst den Abschn itt zwischen der Birkacher und der Aulendorfer Straße mit Vollsperrung am Osterwochenende zwischen dem 19. und dem 23. April. Danach wird von der Einmündung der Aulendorfer Straße bis in Höhe der Birkenheckenstraße saniert, ebenfall mit Vollsperrung vom 23. April an vorqaussichtlich bis zum Ende der Osterferien. 1,5 Millionen Euro wird dies kosten.

Eine Empfehlung, wie das Fahren auf dieser Straße sein kann, gibt es bereits. In den vergangenen Monaten wurde zwischen den Haltestellen Kolpingsiedlung und Grünlingsweg in Sillenbuch ein unterirdischer Kanal verlegt. Danach wurde auf diesem Abschnitt die Straße saniert. Seitdem ist das Fahren dort nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer. Denn wer nun nicht gerade mit einem Auto neuen Datums dort unterwegs ist, wird sich manchmal schon gewundert haben, wohin sein Vehikel auf dieser breiten Fahrbahn treibt, denn die tiefen Spurrillen beeinflussen die Lenkung. In kritischen Situationen kann sich das sehr verhängnisvoll auswirken.

Lautsprecher verloren

An erster Stelle für unsere Internetnutzer in der natürlich nicht repräsentativen Umfrage liegt aber die Stresemannstraße im Stuttgarter Norden. „Die komplette Straße vom Perkins Park Richtung Killesberg . . . da habt ihr gleich 20 Schlaglöcher . . . wirst durchgeschüttelt, als ob du auf’n Acker fährst“, stellt Enis Kajevic umfassend fest. Ebenso Markus Karle: „Die Stresemannstraße ist echt übel!“. Ganz besondere Erfahrungen hat Timofej Gerngross auf diesem Abschnitt gemacht: „Dort hat es einmal den Lautsprecher im Bus rausgehauen“. Stefan Schlachter hat den generellen Überblick: „Wen wundert es, dass so viele SUV in Stuttgart zugelassen werden? Der Zustand der Straßen legt eher den Kauf eines Leopard 2 als eines Sportwagens nahe.“

Auch das Tiefbauamt weiß um den schlechten Zustand der Stresemannstraße. Deren komplette Sanierung ist beschlossene Sache. Allerdings kann es Oktober werden, so Jürgen Mutz, Leiter der Bauabteilung Mitte/Nord beim Tiefbauamt: „Hier kann man großflächig arbeiten, da die Straße vergleichsweise breit ist. Der Verkehr kann etwas verengt weiterfließen, für die Zeit der Bauarbeiten kann dort eben nicht geparkt werden.“ Die Kosten dafür Stand heute: 2,5 Millionen Euro.

Hoffen auf 18 Millionen Euro

Mutz und seine etwa 70 Mitarbeiter würden gerne häufiger so im größeren Stil arbeiten, der allgemein schlechte Zustand der Straßen in der Stadt bietet genügend Betätigungsfelder. Allerdings mangelt es am Etat. „18 Millionen Euro standen uns im vergangenen Jahr zur Verfügung“, so Mutz, „dafür waren aber zweckgebunden vier Millionen Euro für die Sanierung des Schwanenplatztunnels bei Bad Cannstatt. Wir wollen, dass wir wieder die Summe von 18 Millionen Euro bekommen für den Straßenerhalt, dann aber ohne Zweckbindung.“

Basis dieser Summe ist der Straßenzustandsbericht, den das Tiefbauamt in Auftrag gibt. Der bislang letzte ist vor vier Jahren erschienen, der nächste soll in diesem Sommer veröffentlicht werden. Mutz: „Die 18 Millionen Euro haben sich unter der Prämisse ergeben, dass der Zustand der Straßen in der Stadt vor allem erhalten werden soll. Und dass leichte Verbesserungen möglich sein sollen.“ Mit Blick nach vorne ist dieses Zahlenwerk also veraltet. Das weiß auch Mutz: „Die Preissteigerung bei den Baukosten ist da nicht eingerechnet. Heute gibt es nicht mehr so viel Asphalt pro Quadratmeter wie vor vier Jahren.“

Spurrillen belegen den Verschleiß

Dabei wäre vorausschauendes Arbeiten der preisgünstigere Weg. Mutz: „Spurrillen sind ein erster deutlicher Hinweis auf einen Verschleiß der Straße. Dies zeigt, dass die Straße in einer Zeit gebaut wurde, als noch nicht von so viel Verkehr und so vielen schweren Fahrzeugen ausgegangen wurde.“