Landesverkehrsminister Winfried Hermann besucht in Sielmingen ein Fahrsicherheitstraining für Senioren und absolviert einige Übungen auf glitschigem Untergrund.

Sielmingen - Mit Tempo 45 rauscht der Wagen heran. Der Fahrer bremst und möchte einem Hindernis ausweichen. Doch das ist auf dem glitschigem Untergrund schwierig. Das Auto nimmt einen der orangefarbenen Pylonen mit.

 

„Ich bin ein defensiver Fahrer, deswegen komme ich wenig in Grenzbereiche“, sagt der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), der das Fahrzeug soeben gefahren hat. „Außerdem werde ich inzwischen mehr gefahren“, ergänzt er. Die Übung ist Teil eines Fahrsicherheitstrainings für ältere Menschen, das der 61-Jährige am Mittwoch in Sielmingen besucht hat.

Reaktionsvermögen und Fitness im Test

Die Fahrtauglichkeit von Senioren ist diese Woche durch einen tragischen Unfall in die Schlagzeilen geraten. Am Montag hatte ein 88-Jähriger beim Ausparken auf einem Supermarktplatz in Bretten eine 34-jährige Mutter angefahren. Die Frau starb, ihre Tochter (2) wurde schwer verletzt.

Von den acht Teilnehmern des Trainings in Sielmingen ist noch keiner 88 Jahre alt. Aber alle sind älter als 65 und wollen Reaktionsvermögen und Fitness am Steuer testen. Als Sieger eines Preisausschreibens sind sie in den Genuss gekommen, kostenlos einen Tag Gefahrbremsen, Ausweichen und Rückwärtsfahren zu üben.

„Die Auffrischung ist gut“, sagt Karl Bracharz. „Man sieht, wo man steht“, ergänzt seine Frau Brigitte. „Ich bin überzeugt von der Sinnhaftigkeit, immer wieder ein Sicherheitstraining zu machen“, sagt Hans-Ulrich Steinhilber. Organisiert wird der Kurs von der Aktion „Schulterblick“ des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums. Fahrtrainer Rüdiger Szameitat von der Landesverkehrswacht leitet die Übungen und gibt Tipps,

Minister lehnt schärfere Gesetze ab

Der DVR hat erkannt: Die Zahl der Senioren im Straßenverkehr steigt. Neben den Fahranfängern sind die über 65-jährigen Autofahrer die größte Risikogruppe. Häufig tragen sie die Schuld, wenn Unfälle passieren. „Die häufigste Unfallursache ab 65: Man hat eine komplexe Verkehrssituation nicht verstanden“, erklärt Hermann.

Der Minister hält nichts von verpflichtenden Gesundheitschecks oder Gesetzen, die Autofahrern vorschreiben, ab einem gewissen Alter den Führerschein abzugeben. „Viele empfinden das als einen Angriff auf ihre Mobilität“, sagt er. Die Landesregierung setzt stattdessen auf die freiwillige Teilnahme an Sicherheitstrainings und will solche Kurse auch fördern. „Wir werben dafür, dass Ältere bewusst reflektieren.“

Laut dem Minister erhalten ältere Autofahrer bei den Kursen eine Rückmeldung zu ihrem Seh-, Hör- und Reaktionsvermögen. Hermann regt auch an, dass Kinder und Enkel bei den Eltern und Großeltern auf die Fahrpraxis achten und Einschränkungen rechtzeitig ansprechen.

Broschüre des Deutschen Verkehrssicherheitsrats zum Thema: http://www.dvr.de/download/fit_und_auto-mobil.pdf