Ihr Vordermann prescht über die dunkelgelbe Ampel, ihr Hintermann drängelt, sie schwitzen und werden aggressiv. Das ist nicht unbedingt nur ein subjektiver Eindruck. Bei Hitze ist im Verkehr Vorsicht geboten.

Stuttgart - Sommer, Hitze – Verkehrschaos? Dieses Gefühl dürfte bei manchem entstehen, der in diesen Tagen im Straßenverkehr unterwegs ist. Da wird gedrängelt, gehupt und überholt, koste es, was es wolle. Der Stuttgarter Verkehrspsychologe Reinhard Barth meint dazu: „Wenn man zum Beispiel zu spät losgefahren ist, ist es psychologisch leichter, sich über andere aufzuregen als über sich selbst. Andere Verkehrsteilnehmer sind dann oft der größte Stressfaktor. Zusammen mit der Hitze kann das die Frustrationstoleranz übersteigen und wird zu einem potenziell gefährlichen Cocktail.“ Die Ursache für dieses Verhalten erklärt er wie folgt: Hohe Temperaturen würde bei vielen Autofahrern zu Stress und Nervosität führen. Menschen seien ab 30 Grad grundsätzlich nicht mehr so leistungsfähig wie bei geringeren Temperaturen. Das Herz schlage schneller, Schweiß breche aus, Fahrer würden aggressiver und verhielten sich irrationaler.

 

Unfallzahlen liegen bei Hitze höher

Auch statistisch lässt sich das belegen. Untersuchungen der Bergischen Universität Wuppertal haben ergeben, dass bei 37 Grad im Fahrzeug die Zahl der Unfälle innerorts um 33 Prozent steigt. Selbst bei „nur“ 27 Grad liegen die Unfallzahlen um elf Prozent über dem Durchschnitt. „Das Irrationale tritt vor allem dann zum Vorschein, wenn ein Mensch keine optimalen Bedingungen vorfindet. Man ist ja oft nicht wesentlich schneller am Ziel, wenn man ein Fahrzeug überholt“, meint Verkehrspsychologe Barth dazu. Daher empfiehlt er bei Hitze für Kühlung zu sorgen, beispielsweise die Klimaanlage einzuschalten und sein Auto im Schatten abzustellen.

Kinder und Tiere sollten aber nie bei Sommerhitze im Auto zurückgelassen werden. Forscher der Universität Georgia ermittelten, dass die Temperatur in einem geschlossenen Wagen bereits in zehn Minuten um bis zu sieben Grad ansteigen kann. Schon nach nur einer Stunde kann die Temperatur bei bis zu 70 Grad liegen – lebensgefährlich für Kinder vor der Pubertät, da deren körpereigene Kühlung noch nicht vollständig funktioniert.

Einen letzten Tipp hat auch Verkehrspsychologe Barth noch parat: „Man muss wissen, dass man sich bei diesem Wetter in einer Risikozone bewegt. Schon allein dieses Wissen und das dadurch entstehende Gefahrenbewusstsein stellt einen gewissen Schutz dar.“